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Gesellschaft

Antisemitischer Übergriff in Bonn

12. Juli 2018

Ein israelischer Universitätsprofessor aus den USA ist angegriffen worden. Der Tatverdächtige soll laut Polizei dem Mann die Kippa vom Kopf geschlagen haben. Der Polizei unterlief danach ein gravierender Fehler.

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Deutschland Demonstration gegen Antisemitismus
(Symbolbild)Bild: picture-alliance/dpa/B. Schackow

In Bonn hat es einen antisemitischen Vorfall gegeben. Der 20-jährige Angreifer, ein Deutscher mit palästinensischen Wurzeln, hatte den Juden auf seine Kopfbedeckung angesprochen. Nach zunächst verbalen Beleidigungen schlug der Täter dem Hochschullehrer mehrfach die Kippa vom Kopf, schubste und schlug ihn gegen die Schulter und rief hierbei unter anderem "Kein Jude in Deutschland“, wie ein Polizeisprecher mitteilte.

Polizei verwechselt Täter und Opfer

Bei der Verfolgung des Tatverdächtigen unterlief der Polizei dann ein gravierender Fehler. Als die Beamten erschienen, flüchtete der Angreifer, und der Professor verfolgte ihn. Da der Wissenschaftler den Aufforderungen der Sicherheitskräfte, stehen zu bleiben, nicht nachkam und sich wehrte, schlugen die Polizisten ihm ins Gesicht und fixierten ihn am Boden. Dabei erlitt der 50 Jahre alte Mann Verletzungen im Gesicht. Erst nachdem eine Begleiterin des Wissenschaftlers die Beamten über den Irrtum aufgeklärt hatte, wurde der eigentliche Tatverdächtige festgenommen.

Tatverdächtige soll unter Drogen gestanden sein

Der 20-Jährige ist der Polizei wegen Gewalt- und Drogendelikten bereits bekannt. Zur Tatzeit habe er offenbar unter dem Einfluss von Drogen gestanden und sei inzwischen aufgrund "psychischer Auffälligkeiten" in eine psychiatrische Klinik gebracht worden, hieß es weiter.

Der Staatsschutz sei in die weiteren Ermittlungen eingeschaltet, die aus Neutralitätsgründen das Polizeipräsidium Köln übernommen habe. Gegen die Beamten, die den Professor bei dem Einsatz verletzt hatten, werde wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt ermittelt.

Polizeipräsidentin und NRW-Innenminister entschuldigen sich

Die Bonner Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa entschuldigte sich persönlich bei dem Professor. "Ein schreckliches und bedauerliches Missverständnis im Einsatzgeschehen, für das ich bei dem betroffenen Professor ausdrücklich um Entschuldigung gebeten habe. Wir werden genau prüfen, wie es zu dieser Situation kam und alles Mögliche dafür tun, um solche Missverständnisse zukünftig vermeiden zu können", sagte sie.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) bat das Opfer telefonisch um Entschuldigung. Es sei offenbar zu einem "verhängnisvollen Missverständnis" der Polizei gekommen, sagte der CDU-Politiker der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Die antisemitische Straftat selbst sei "abscheulich", sagte Reul. "Wir werden nicht zulassen, dass in Deutschland wieder Hatz auf Juden gemacht wird." 

Für Aufsehen hatte im April ein Gürtel-Angriff auf einen Kippa tragenden Israeli in Berlin gesorgt. Ein damals 19-Jähriger war deshalb wegen Beleidigung und Körperverletzung schuldig gesprochen worden.

nis/se (dpa, epd)