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Politik

Apple stoppt Hongkong-App

10. Oktober 2019

China ist ein Riesenmarkt. Wer es sich mit den Machthabern in Peking verdirbt, läuft Gefahr, sein Geschäft zu verderben. Apple hat nun in Hongkong eine Tracking-App vom Markt genommen, die China ein Dorn im Auge war.

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Hongkong Apple-Store | Archivbild 2011
Bild: picture-alliance/AP Photo/K. Cheung

Ein Stadtplan Hongkongs: Niedliche Hundesymbole sind darauf zu sehen, auch Piktogramme von Fotoapparaten und immer wieder auch Feuerwehrautos und Polizeiwagen. Wenn man draufklickt, kommen Hinweise wie "Alarmbereitschaft" oder "Hundewagen geparkt". HKmap zeigt im Internet und auf Handys live an, was Hongkonger in ihrer Stadt beobachten - konkret: wo gerade Polizeikräfte im Einsatz sind. Bislang konnten auch Apple-Nutzer das Smartphone-Programm aus dem App-Store des US-Konzerns auf ihr Handy herunterladen. Doch damit ist jetzt Schluss: Apple entfernte nach chinesischer Kritik die App aus seinem Angebot.

Offiziell heißt es dazu aus der Konzernzentrale in Kalifornien, "viele besorgte Nutzer in Hongkong" hätten Apple kontaktiert. Daraufhin sei eine Untersuchung gestartet worden. Dabei habe sich herausgestellt, dass die App in einer Art und Weise genutzt wurde, die eine Gefahr für Sicherheitskräfte und Bewohner der Sonderwirtschaftszone darstellt. Die App, so Apple, sei verwendet worden, um Polizisten in Hinterhalte zu locken. Kriminelle hätten das Programm zudem benutzt, um Bewohner in Vierteln zu schikanieren, "von denen sie wissen, dass es dort keine Strafverfolgung gibt".

HKmap-Entwickler wehren sich

Die Entwickler von HKmap kritisieren im Kurzmitteilungsdienst Twitter die Entscheidung des US-Konzerns: "Wir widersprechen der Behauptung von Apple und der der Hongkonger Polizei, dass die HKmap-App die Strafverfolgung und Anwohner in Hongkong gefährdet." HKmap habe niemals zu Verbrechen aufgefordert oder Kriminalität gefördert. Die App gebe lediglich Informationen wieder, die von Usern und aus öffentlich zugänglichen Quellen stammen. Für die Vorwürfe gebe es keine Beweise.

Screenshot von HKmap.live
Interaktiver Hongkong-Stadtplan HKmap: "Informationen von Usern und aus öffentlich zugänglichen Quellen"Bild: picture-alliance/AP Photo/V. Yu

Seit fünf Monaten demonstrieren in Hongkong Bürger gegen ihre Regierung und den wachsenden Einfluss der kommunistischen Führung in Peking. Die Hongkonger Polizei ging zunehmend gegen die Proteste vor, setzte dabei unter anderem auch Tränengas ein.

Apples HKmap-Bann vorausgegangen war harsche Kritik aus Peking: Das kommunistische Parteiorgan "Volkszeitung" hatte dem iPhone-Hersteller vorgeworfen, die Demonstranten in Hongkong zu unterstützen. Der US-Technologiekonzern biete mit HKmap eine mobile Verkehrs-Anwendung an, die den Aktivisten die Standorte der Polizei anzeige, kritisierte das Blatt am Mittwoch. Dies mache es Demonstranten leichter, sich an gewalttätigen Aktionen zu beteiligen.

"Apples Zustimmung zu der App hilft natürlich den Randalierern. Was ist die tatsächliche Absicht?", schrieb das Blatt. Um die Freigabe der App für iPhones gab es zuvor bereits eine politische Kontroverse, nachdem die Anwendung zunächst von Apple blockiert worden war. Apple ließ die App dann schließlich doch noch zu, was dann von der Kommunistischen Partei kritisiert wurde.

Nicht der einzige Fall

Apples Erfolg beruht zu einem maßgeblichen Teil auf seinen Geschäftsverbindungen mit China. Der US-Konzern hat im vergangenen Jahr rund 220 Millionen Smartphones und viele andere Geräte in der Volksrepublik produzieren lassen. Knapp 20 Prozent des Umsatzes von Apple wiederum wird in China erzielt.

Demonstrant vor Apple-Store (01.10.2019)
Apple-Store in Hongkong (Anfang Oktober): Druck aus PekingBild: Getty Images/C. McGrath

Es ist aktuell nicht der einzige Fall, bei dem Apple offenbar gegenüber den Machthabern in China einknickt. Wie verschiedene Medien melden, hat die Marke die Taiwan-Fahne aus dem Emoji-Angebot seiner Geräte in Hongkong verbannt. Die Flagge des abtrünnigen Inselstaates ist in China verboten.

Schon in der Vergangenheit hat sich Apple mehrfach dem Druck aus Peking gebeugt. So löschte das Unternehmen vor zwei Jahren zahlreiche sogenannte VPN-Programme aus seinem chinesischen App-Store, mit denen die strengen Internet-Sperren des Landes umgangen werden konnten. Davor hatte Apple auf Wunsch der Führung in Peking die Nachrichten-App der "New York Times" aus seinem Angebot in China gelöscht.

Der Apple-Bann bedeutet noch nicht das endgültige Aus für HKmap. Im Play-Store für Android-Handys und als Web-App im Internet ist die Anwendung weiter verfügbar - noch.

AR/gri (rtr, ap, dpa)