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Arcandor stellt Insolvenzantrag

9. Juni 2009

Der angeschlagene Handelskonzern Arcandor hat Insolvenz beantragt. Zuvor hatte die Bundesregierung staatliche Hilfen an Bedingungen geknüpft. Eine nächtliche Krisensitzung brachte keine Lösung.

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Mann in der Arcandor-Zentrale (Foto: AP)
Arcandor steht der Gang zum Insolvenzverwalter bevorBild: AP

Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick selbst habe die Entscheidung dem Kanzleramt mitgeteilt, in die Insolvenz zu gehen, sagte ein Regierungsvertreter am Dienstag (09.06.2006) in Berlin. Die Bundesregierung hatte dem Handelskonzern am Montag abermals Zeit eingeräumt, den Antrag auf Staatshilfe nachzubessern. In der Nacht beriet der Konzernvorstand mit Eigentümern, Vermietern und Banken über ein neues Rettungskonzept - ohne Erfolg, wie sich jetzt herausstellte.

Regierung lehnte Antrag auf Nothilfe ab

Der Vorstandsvorsitzende von Arcandor, Karl-Gerhard Eick (Foto: AP)
Der Vorstandsvorsitzende von Arcandor, Karl-Gerhard EickBild: AP

Bereits zuvor hatte das Unternehmen einen Notkredit in Höhe von 437 Millionen Euro beantragt, um damit das operative Geschäft am Laufen halten zu können. Dieser Antrag wurde aber am Montag ebenso von der Bundesregierung abgelehnt, wie die Gewährung einer Staatsbürgschaft. Stattdessen forderten Vertreter der Regierung alle Beteiligten auf, weitergehende Zugeständnisse zu machen.

Guttenberg: "Arcandor ist in der Pflicht"

Nur wenn die Beteiligten ihren Sanierungsbeitrag deutlich aufstocken, will sich der Bund an den Rettungsbemühungen für den Handelsriesen beteiligen und damit den Konzern vor der Insolvenz retten. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sagte im deutschen Fernsehen: "Das Unternehmen ist in der Pflicht." Er forderte die Eigentümer abermals auf, Eigenkapital zuzuschießen, um Arcandor zu retten. Die bisher angekündigten Beiträge reichten für die Gewährung staatlicher Hilfen nicht aus.

Zehtntausende Arbeitsplätze sind gefährdet

Angestellte einer Karstadt-Filiale demonstrieren gegen eine mögliche Schließung (Foto: AP)
Angestellte einer Karstadt-Filiale demonstrieren gegen eine mögliche SchließungBild: AP

Bei Arcandor mit seinen über 100 Warenhäusern sind insgesamt 56.000 Menschen beschäftigt, bei Karstadt allein etwa 24.000. Bis Freitag muss der Konzern eigenen Angaben zufolge Kredite über 650 Millionen Euro verlängern.

Eine Insolvenz bedeutet nicht zugleich das Ende für den Konzern und die Arbeitsplätze. Ein Insolvenzverwalter kann etwa Verträge mit Lieferanten schneller und einfacher kündigen, um günstigere Vereinbarungen zu erreichen. Entlastung bringt auch das Insolvenzgeld: nicht das Unternehmen, sondern der Bund zahlt die Löhne und Gehälter - bis zu einer Laufzeit von drei Monaten. Arcandor könnte sich somit durch einen Insolvenzplan von seinen Verbindlichkeiten befreien. (mm/wa/dpa/afp/ap/rtr)