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"Argentinien hat nötige Reformen versäumt"

Detlev Karg

DW-WORLD stellte Fragen zur Finanzkrise in Argentinien an Dr. Federico Foders, Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Argentinien-Experte am Institut für Weltwirtschaft in Kiel.

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Nach unten zeigt in Argentinien derzeit nicht nur die KonjunkturkurveBild: Bilderbox

Sollte sich Argentinien vom Dollar abkoppeln?

Argentinien befindet sich seit der Abwertung der brasilianischen Währung Anfang 1999 in einer tiefen Rezession. Dafür gibt es mehrere Grunde, unter anderen die feste Bindung des argentinischen Peso an den US-Dollar. Eine Abkoppelung vom Dollar könnte die Exporte Argentiniens wieder ankurbeln und so das Land mittelfristig aus der Rezession herausführen. Allerdings würde eine Abwertung des Peso die Dollarschulden des Staates und der Wirtschaft verteuern und das Land sofort zahlungsunfähig machen. Daher kommt eine Wechselkursfreigabe erst nach einer Umstrukturierung der Auslandsschulden infrage.

Warum hält die derzeitige Regierung an der Dollarbindung fest?

Die Dollarbindung hat dem Land zwar monetäre Stabilität gebracht, aber andererseits die Verschuldungskosten verringert und so Anreize für eine Erhöhung der Auslandsverschuldung geschaffen. Wenn die argentinische Regierung darüber nachdenkt, entweder die Dollarbindung des Peso beizubehalten oder den Dollar als gesetzliches Zahlungsmittel einzuführen, so tut sie dies mit dem Ziel, die Verschuldungskosten so niedrig wie möglich zu halten.

Ist nur der harte Peso schuld an der Exportkrise?

Da es in den letzten Wochen einen "Run" auf den Peso gegeben hat, ist der Peso zur Zeit eher weich. Kein Investor würde heute in Peso anlegen. Verschleppte Reformen und die hohe Staatsverschuldung sind für die Krise verantwortlich.

Warum hat Brasilien diese Probleme nicht?

Weil Brasilien seine Währung freigegeben hat und binnenwirtschaftliche Fehlentwicklungen über den Wechselkurs ausgleichen kann. Außerdem hat Brasilien in den letzten Jahren einen Teil seiner Hausaufgaben erledigt und die Staatsausgaben deutlich verringert.

Wie könnte eine Lösung der Krise aussehen?

Es gibt keine schnelle Lösung. Das Land müsste für alle öffentlichen Haushalte (auf Bundes- und Provinzebene) auf Dauer die Neuverschuldung auf Null zurückführen. Gleichzeitig müsste es mit den Gläubigern einen vernünftigen Rückzahlungsplan für die Schulden vereinbaren, der dem Land Luft zum Atmen lässt. Das wichtigste Problem Argentiniens ist jedoch seine Wachstumsschwäche. Und die kann nur mit einer Deregulierungsoffensive überwunden werden, insbesondere auf dem Arbeitsmarkt, zusammen mit einer konsequenten Senkung der Staatsausgaben.

Welchen Anteil hat der Internationale Währungsfonds IWF an der Krise?

Der IWF hat sich im Falle Argentiniens geradezu musterhaft verhalten: Dadurch, dass er dem Land weitere Kredite verweigert hat, ist die Regierung gezwungen worden, von der Wirtschaftpolitik, welche die Krise verursacht hat, endlich Abstand zu nehmen. Vorzuwerfen ist dem IWF aber, dass er nicht früher, bereits vor zwei oder drei Jahren, gehandelt hat. Dann wäre die Krise wahrscheinlich als leichte Turbulenz durchgegangen.

Hat die drohende Staatspleite in Argentinien Auswirkungen auf Deutschland?

Für deutsche Gläubiger sieht die Situation zur Zeit nicht gerade rosig aus. Sie haben die Risiken falsch eingeschätzt und müssen jetzt die Konsequenzen ziehen. Deutsche Unternehmen, die in Argentinien anbieten, müssen sich auf eine längere Nachfragepause einstellen, doch irgendwann wird auch dort die Rezession überwunden sein.