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Armutsstudie belegt Benachteiligung von Kindern

10. Mai 2015

Der Alltag von rund 2,6 Millionen Kindern aus einkommensarmen Familien ist laut einer Studie von Mangel und Verzicht geprägt. Die staatliche Hilfe orientiere sich zu wenig am Bedarf der Kinder.

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Symbolbild Kinderarmut in Deutschland (Foto: imago)
Bild: imago/blickwinkel

Die für die Bertelsmann-Stiftung erhobene Untersuchung zeigt eine deutliche Benachteiligung von Kindern aus einkommensschwachen Familien gegenüber denen aus Familien in gesicherten finanziellen Verhältnissen. Kinobesuche, Urlaub, neue Kleidung, Einladungen an Freunde bleiben für die betroffenen Kinder fast immer ein Wunschtraum, heißt es in der Daten-Auswertung der Armutsstudie, die das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit (IAB) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchführte.

Jedes fünfte Kind unter 15 Jahren ist demnach armutsgefährdet, wächst also unterhalb der Armutsgrenze auf. Das sind 2,1 Millionen Jungen und Mädchen, die in Familien leben, die weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Netto-Einkommens zur Verfügung haben. Bei einer vierköpfigen Familie liegt die Schwelle bei 1848 Euro im Monat. Weitere rund 480.000 Kinder wachsen knapp über der Armutsschwelle auf.

Das staatliche Unterstützungssystem fange Armut nur unzureichend auf, bilanziert die Studie. "Materielle Unterversorgung und fehlende soziale Teilhabe sind eine schwere Hypothek, mit der Kinder ins Leben starten", sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung. Der Bedarf der Kinder, ihr Wohlbefinden und ihre Teilhabechancen müssten in den Mittelpunkt rücken.

Dabei liegt das Problem laut der Studie nicht unbedingt darin, dass der Staat zuwenig Geld bereitstellt. Oft kämen die Hilfen nicht bei den betroffenen Familien an. Die staatliche Unterstützung für die betroffenen Kinder orientiere sich zu wenig an deren Bedürfnissen und werde ihnen deshalb oft nicht gerecht, zitierte das Nachrichtenmagazin der "Spiegel" aus der Studie. Viele Leistungen zielten an den Problemen vorbei oder höben sich in ihrer Wirkung gegenseitig auf.

Mangel im reichen Deutschland

Demnach machen 76 Prozent der insgesamt rund 2,6 Millionen betroffenen Kinder aus einkommensarmen und von Hartz IV-Unterstützung abhängigen Familien noch nicht einmal eine Woche Urlaub im Jahr. Bei Kindern, die in gesicherten Verhältnissen aufwachsen, seien es dagegen nur 21 Prozent. Rund 54 Prozent der armutsgefährdeten Kinder können laut der Studie nicht mindestens einmal im Monat ins Kino, Theater oder Konzert gehen. 31 Prozent können nicht einmal im Monat Freunde zum Essen einladen. Auf die Frage, ob sie sich hin und wieder Kleidung kaufen können, antworteten demnach 29 Prozent mit Nein. 14 Prozent von ihnen haben keinen Zugang zum Internet und jedes zehnte armutsgefährdete Kind hat nicht genügend Winterkleidung.

qu/se (dpa, afp, kna, epd)