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Kommt nun Assads Bodenoffensive?

6. Oktober 2015

Die syrische Regierung fühlt sich anscheinend durch die russische Intervention gestärkt. Regimetreue Truppen bereiten angeblich eine groß angelegte Bodenoffensive vor. Dies dürfte neue internationale Spannungen bringen.

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Syrien Präsident Bashar al-Assad
Bild: picture-alliance/AP Photo

Seit Tagen unterstützt Russland den syrischen Machthaber Baschar al-Assad mit Luftschlägen auf Rebellengebiete im Westen Syriens. Nun soll sich offenbar eine Bodenoffensive anschließen. Geplant ist ein Angriff nördlich der Stadt Homs. Dazu würden Tausende Kämpfer der syrischen Streitkräfte, der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah, der iranischen Revolutionsgarden und verbündeter Milizen mobilisiert, berichtet die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf das Umfeld eines von der Hisbollah geführten Bündnisses.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg zufolge gab es eine massive Aufstockung russischer Truppen in Syrien. Dazu gehörten auch Bodentruppen, so Stoltenberg. Nach Angaben von US-Militärs hat Russland neben Kampfjets auch kleinere Artillerie und Raketenwerfern in Syrien stationiert.

Eine Bodenoffensive dürfte die scharfe Kritik westlicher und sunnitischer Staaten hervorrufen. Die von den USA geführte Militärkoalition gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) unterstützt in der Region als gemäßigt geltende Rebellen - auch wenn diese mit Islamistentruppen taktische Bündnisse eingehen.

Allianzen und Zweckbündnisse

Im seit Jahren andauernden syrischen Bürgerkrieg mischen inzwischen Dutzende Länder und eine Vielzahl von Gruppierungen mit. Russland unterstützt Machthaber Baschar al-Assad, der Iran und libanesische Hisbollah-Milizen ebenfalls. Eine von den USA geführte Militärkoalition unterstützt Regime-Gegner und fliegt Angriffe gegen die Terrormiliz IS. Die radikalen Islamisten sollen sich wiederum zum Teil auch durch private Spenden, vor allem aus den Golfstaaten, finanzieren.

Russland zufolge richten sich die Luftangriffe in Syrien gegen den IS und anderer terroristische Organisationen. Zuletzt meldete das syrische Fernsehen, russische Kampfflugzeuge hätten Ziele in der antiken Stadt Palmyra angegriffen. Dort hatten die IS-Extremisten in den vergangenen Wochen zahlreiche zum Weltkulturerbe zählende Stätten zerstört. Im Westen wird das militärische Eingreifen Russlands weniger als Versuch gesehen, den IS zu bekämpfen, als vielmehr Assad und dessen nach jahrelangem Bürgerkrieg geschwächte Armee zu unterstützen.

Die von russischen Flugzeugen ins Visier genommene Region im Westen Syriens ist eine der ältesten Oppositionshochburgen im Land. Dort sind Gruppen wie die Al-Nusra-Front aktiv. Der syrische Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida kämpft inzwischen gemeinsam mit anderen Rebellen gegen das Assad-Regime und den IS.

Moskaus Luftangriffe vereinen syrische Rebellen

Mehr als 40 Rebellengruppen hatten am Montag der russischen Luftwaffe ein "Massaker" an Zivilisten in der Provinz Homs vorgeworfen und Vergeltung angedroht. Die "russische Militäraggression" sei eine "offene Besatzung" und alle Besatzungsmächte seien "legitime Ziele", heißt es in der Erklärung, die von gemäßigten Rebellenbrigaden sowie von radikalislamischen Truppen wie Ahrar al-Scham und Dschaisch al-Islam getragen wurde. Die Al-Nusra-Front unterzeichnete nicht.

sp/ww (dpa, rtr)