Kartoffelbrei auf Gemälde: Die Aktionen der Klimaaktivisten
Von Monets "Heuhaufen" bis hin zu van Goghs "Sonnenblumen" - Aktivistinnen und Aktivisten greifen weltberühmte Meisterwerke an, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Künstler Jonathan Meese findet dafür harte Worte.
Attacke gegen Mailänder Scala
Diesmal traf es die weltberühmte Mailänder Scala. Am 7. Dezember verunstalteten Klima-Aktivisten die Fassade des Opernhauses. Man wolle die Politiker auffordern, ihre Vogel-Strauß-Politik zu beenden und sich für die Rettung der Bevölkerung einzusetzen, so ihr Statement. Der Künstler Jonathan Meese verurteilt das "ständig befeuerte Geschrei vom Weltuntergang". Rache an Kunst sei "superscheiße".
Erste Verurteilung in Großbritannien: drei Wochen Haft
Im Juni 2022 klebten sich zwei Aktivistinnen von "Just Stop Oil" an das Gemälde "Blühender Pfirsichbaum" von Vincent van Gogh in der Londoner Courtauld Gallery. Rund fünf Monate später wurden die jungen Frauen zu kurzen Haftstrafen verurteilt, eine von ihnen auf Bewährung. Das Gericht bezifferte den entstandenen Schaden auf 2000 Pfund (2300 Euro).
Charles Rays "Pferd mit Reiter"
Wenige Tage vor dem Urteil in London überschütteten Klima-Aktivisten am 18. November in Paris ein Standbild des US-Bildhauers Charles Ray mit orangener Farbe. Frankreichs Kulturministerin Rima Abdul Malak kritisierte die Farbattacke gegen die "ungeschützte Skulptur" und fügte hinzu: "Kunst und Ökologie sind keine Gegensätze."
Andy Warhols "Art Car"
Auch in Italien traf es einen US-Künstler: Aktivistinnen bewarfen am 18. November im Kulturzentrum Fabbrica del Vapore in Mailand ein bemaltes Auto des Pop-Art-Künstlers Andy Warhol mit acht Kilogramm Mehl. Offenbar wollten sie sich auch an den Scheiben festkleben, wurden aber abgehalten. Warum sie nicht Erdölfirmen oder Mega-Schiffe in Venedig anschreien würden, schimpfte ein Museumsbesucher.
Andy Warhols "Campbell's Soup Cans"
Schon am 9. November hatten Aktivisten der Gruppe "Stop Fossil Fuel Subsidies" (Stoppt Subventionen für fossile Brennstoffe) ein Andy Warhol-Werk ins Visier genommen und Buchstaben auf "Campbell's Soup Cans"-Drucke gesprüht. Die Serie ist in der National Gallery of Australia in Canberra ausgestellt. Ein Aktivist rief: "Wir befinden uns im Klimanotstand", bevor er seine Hand aufs Schutzglas klebte.
Gustav Klimts "Tod und Leben"
Auch das Wiener Leopold-Museum hat es getroffen: Aktivisten der Gruppe "Letzte Generation" haben ein berühmtes Klimt-Gemälde mit einer öligen Flüssigkeit überschüttet, zudem klebte sich einer von ihnen mit der Hand an die Schutzscheibe vor dem Gemälde. Wie Klimts Figuren auf dem Bild würden sie die tödliche Bedrohung nicht wahrhaben wollen, so die Erklärung der Aktivisten zur Symbolik der Aktion.
Francisco Goyas bekleidete und nackte Maja
Am 5. November klebten sich Aktivisten an den Rahmen zweier klassischer Gemälde von Francisco Goya im Prado-Museum in Madrid. Die Aktivisten malten "+1,5°C" an die Wand des Museums und bezogen sich damit auf das Ziel des Pariser Klimaabkommens zur Begrenzung der globalen Erderwärmung. Die Gruppe Futuro Vegetal (Zukunft der Pflanzen) übernahm die Verantwortung.
Johannes Vermeers "Das Mädchen mit dem Perlenohrring"
Belgische Aktivisten von "Just Stop Oil" nahmen Ende Oktober in Den Haag ein Meisterwerk des niederländischen Malers Johannes Vermeer ins Visier. Eine Person klebte ihre Hände an "Das Mädchen mit dem Perlenohrring", das sich hinter Glas befindet, eine andere an die angrenzende Wand, während eine dritte das Werk mit Suppe bewarf. Zwei Aktivisten wurden zu zweimonatigen Haftstrafen verurteilt.
Vincent van Goghs "Sonnenblumen"
Im Oktober warfen zwei Frauen außerdem Tomatensuppe auf Vincent van Goghs "Sonnenblumen" in der Londoner National Gallery. Anschließend klebten sie ihre Hände an die Galeriewand. Wie bei all diesen Aktionen wurde das Ölgemälde selbst dank einer Schutzhülle aus Glas nicht beschädigt, allerdings wurden die Demonstranten festgenommen und später angeklagt.
Claude Monets "Heuhaufen"
Zwei Aktivisten der deutschen Gruppe "Letzte Generation" bewarfen am 23.10.2022 Claude Monets "Heuhaufen" im Museum Barberini in Potsdam mit Kartoffelpüree. Der Monet war durch einen Glasrahmen geschützt. "Menschen hungern, Menschen frieren, Menschen sterben. Wir befinden uns in einer Klimakatastrophe", rechtfertigte ein Aktivist die Aktion.
Peter Paul Rubens' "Der bethlehemitische Kindermord"
Ende August klebten sich in München zwei Männer an einem Rubens-Gemälde fest. Museumsmitarbeiter und Polizisten setzten Lösungsmittel ein, um die Aktivisten von dem Rahmen aus dem 17. Jahrhundert zu trennen. Er wurde ebenso in Mitleidenschaft gezogen wie die Wandbespannung, der Schaden beläuft sich laut Staatsanwaltschaft auf 11.000 Euro. Mitte November hat das Amtsgericht Strafbefehl erlassen.
Antike Statue des Priesters "Laokoon"
Zwei Mitglieder des italienischen Ablegers von "Letzte Generation" klebten sich am 18.8.2022 in den Vatikanischen Museen an die antike Statue des Priesters "Laokoon". Der hatte seine trojanischen Mitbürger davor gewarnt, das von den Griechen vor den Stadttoren zurückgelassene Holzpferd anzunehmen. Auch die Appelle der heutigen Klimaforscher stießen auf taube Ohren, sagten die Aktivisten der DW.
John Constables "Der Heuwagen"
Anfang Juli 2022 überklebten Aktivisten von "Just Stop Oil" dieses Gemälde des englischen Malers John Constable mit einem Poster, das anstelle der idyllischen Flusslandschaft eine asphaltierte Straße, abgestorbene Bäume, Fabrikschornsteine und Flugzeuge zeigt. Ein Kunstrestaurator hatte ihnen zuvor gesagt, dass die Farb- und Lackschichten des Gemäldes einem leichten Klebstoff standhielten.
Leonardo da Vincis "Das letzte Abendmahl"
Es ist zwar nur eine Kopie von da Vincis unbezahlbarem Meisterwerk "Das letzte Abendmahl", die in der Royal Academy in London ausgestellt ist. Trotzdem klebten sich - ebenfalls im Juli - Aktivisten am Rahmen fest. Simon Bramwell von "Just Stop Oil" sagte der DW, dass das Werk ausgewählt wurde, weil es thematisch im Zusammenhang mit dem Klimawandel stehe.
Diese Galerie wurde am 9.12.2022 aktualisiert.