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Auch in der Eurozone sinkt die Inflation deutlich

1. Juni 2023

Das Europäische Statistikamt hat die aktuelle Teuerung im Euroraum geschätzt - und die ist deutlicher gesunken als erwartet. Die EZB hat ein Teuerungsziel von 2,0 Prozent formuliert, das aber noch außer Reichweite liegt.

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Griechenland | Gemüsehändler in Athen - Steigende Lebensmittelpreise
Frisches Gemüsed auf einem Marktstand in GriechenlandBild: Despoina Tsokou/DW

Der Preisschub im Euro-Raum hat sich im Mai unerwartet deutlich abgeschwächt. Die Verbraucherpreise legten im vergangenen Monat binnen Jahresfrist nur noch um 6,1 Prozent zu, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten mit einer höheren Inflation von 6,3 Prozent gerechnet.

Noch im April hatte die Teuerungsrate leicht auf 7,0 Prozent zugelegt nach 6,9 Prozent im März. Die sogenannte Kernrate, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert sind, ging im Mai auf 5,3 Prozent zurück nach 5,6 Prozent im April.

Die Energiepreise gingen im Mai binnen Jahresfrist um 1,7 Prozent zurück nach einem Anstieg von 2,4 Prozent im April. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak zogen dagegen um 12,5 Prozent an nach einem Plus von 13,5 Prozent im April. Industriegüter ohne Energie verteuerten sich um 5,8 Prozent nach zuvor 6,2 Prozent. Die Preise für Dienstleistungen erhöhten sich im Mai um 5,0 Prozent nach 5,2 Prozent im April.

Zwei Prozent noch nicht in Sicht

Für die Europäische Zentralbank (EZB), die sich seit Juli 2022 mit einer Serie von Zinserhöhungen gegen die Inflation stemmt, ist der nachlassende Preisschub eine positive Nachricht. Er zeigt, dass der Straffungskurs langsam seine Wirkung in der Wirtschaft entfaltet. "Ein großer Teil der Reise ist geschafft, aber es gibt immer noch das letzte Stück", sagte EZB-Vizechef Luis de Guindos. Von Entwarnung kann aber noch keine Rede sein. Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von mittelfristig zwei Prozent wird nach wie vor überschritten.

Zuletzt hatten mehrere Währungshüter es für wahrscheinlich gehalten, dass die EZB im Juni und im Juli die Zinsen um jeweils weitere 0,25 Prozentpunkte nach oben setzen wird. Damit würde der Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, im Juli auf 3,75 Prozent steigen. Aktuell liegt er bei 3,25 Prozent.

Anstieg der Arbeitskosten als Bremsklotz

Für Alexander Krüger, dem Chefvolkswirt von Hauck Auffhäuser Lampe ist der "nun spürbar nachlassende Preisdruck kein Hexenwerk. Insbesondere die Energiepreise sorgen für schöne Basiseffekte. Auch bei Nahrungsmitteln scheint der Preisgipfel überwunden zu sein. Letztlich sorgt die Inflationslage aber weiter für ein Luftanhalten statt für ein Durchatmen. Die EZB wird die Leitzinsen deshalb weiter erhöhen."

Auch der Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer weist auf die sinkenden Energiepreise hin und hält den Rückgang der Kerninflation ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise für "die wirklich gute Nachricht". Er warnt jedoch: "Die EZB sollte sich nicht zu sehr freuen. Der sich rasch beschleunigende Anstieg der Arbeitskosten dürfte verhindern, dass die Kerninflation mittelfristig wieder in den Bereich von zwei Prozent fällt."

Auch Thomas Gitzel von der VP Bank sieht die EZB zwar auf dem richtigen Weg, dieser sei aber noch nicht zu Ende: "Da die Teuerungsraten noch immer über dem Leitzins liegen, ist die Arbeit der europäischen Währungshüter noch nicht beendet. Vermutlich werden noch zwei weitere Zinserhöhungen im Umfang von jeweils 25 Basispunkten lanciert."

Gute Tendenz am Arbeitsmarkt

Auch die Arbeitslosenquote in der Euro-Zone ist im April leicht gesunken. Die um saisonale Schwankungen bereinigte Quote lag bei 6,5 Prozent nach aufwärts revidiert 6,6 Prozent im März, wie Eurostat am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten für April mit einem Wert von 6,5 Prozent gerechnet.

Insgesamt waren im Euro-Raum im April 11,088 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet - dies waren 33.000 weniger als im Vormonat und 203.000 weniger als vor einem Jahr. Besonders niedrig war die Arbeitslosenquote im April in Deutschland und in Malta mit jeweils 3,0 Prozent. Am höchsten war der Wert in Griechenland (12,7 Prozent) und in Spanien mit12,9 Prozent.

dk/hb (rtr)