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"Das Lied von den zwei Pferden"

7. Juni 2010

Die Regisseurin Byambasuren Davaa auf den Spuren mongolischer Musiktradition. Ihr neuer Film "Das Lied von den zwei Pferden" kommt jetzt in die Kinos. Die DW traf die Filmemacherin zum Gespräch.

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Die Sängerin Urna Chahar Tugchi am Fluß (Foto: Polyband)
Bild: Polyband

Endlose, grüne Wiesen soweit das Auge reicht, so sieht das bestimmende Landschaftsbild der Mongolei aus. Fruchtbar sei das Land, nicht selten aber sei das Film-Team während der Dreharbeiten mit dem Bus und der gesamten Crew im Schlamm stecken geblieben - so Byambasuren Davaa im DW-Gespräch: "Dann hieß es graben, graben, graben". Allerdings sei man ein paar hundert Meter weiter manchmal direkt wieder im Schlamm versunken. Nur die Einheimischen hätten dann einen besseren Weg gewusst.

Reise in die Heimat

Die mongolische Sängerin Urna Chahar-Tugchis mit Geigenkopf singend (Foto: Polyband)
Die mongolische Sängerin Urna Chahar-Tugchis im Film "Das Lied von den zwei Pferden"Bild: Polyband

Für ihr neues Dokudrama ist die die mongolische Regisseurin Byambasuren Davaa, die in München an der Filmhochschule studiert hat, zusammen mit der Sängerin Urna in die Mongolei gereist. Die Begegnung mit Urna war reiner Zufall: Die beiden Frauen hatten sich in einem mongolischen Geschäft in Berlin getroffen. Beide sind Mongolinnen, die jedoch aus zwei verschiedenen Welten kommen. Urna stammt aus der Inneren Mongolei, einem autonomen Gebiet, das zur Volksrepublik China gehört. Die Regisseurin Davaa hingegen kommt aus dem selbstständigen Staat Mongolei (früher auch Äußere Mongolei). Dieses Land war lange ein russischer Satellitenstaat. Erst seit dem Beginn der 90er Jahre und nach dem Zusammenbruch der UDSSR gibt es wieder einen Austausch zwischen den beiden Ländern.

Eine Geige als Zeichen der Versöhnung


Während der chinesischen Kulturrevolution in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts waren Musikinstrumente in der Inneren Mongolei verboten. Urnas Großmutter musste ihre Geige vergraben, geblieben ist heute nur noch ihr Hals. Mit diesem Geigenhals, der das Pferdelied als Inschrift trägt, macht sich Urna im Film nun auf den Weg zu einem Geigenmacher um das Instrument restaurieren zu lassen. Sie besucht das legendäre Pferdekopf-Ensemble in der Hauptstadt Ulaanbaatar und versucht, endlich jemanden zu finden, der das alte Lied, das ihre Großmutter immer gespielt hat, noch kennt.

Byambasuren Davaa, Porträt (Ana Radica Presse)
Byambasuren DavaaBild: Ana Radica Pressedienst

Im Zuge der politischen Unruhen während der Parlamentswahlen im Sommer vor zwei Jahren, wurden – so erfährt der Zuschauer erst im Abspann des Filmes – die alten Instrumente des Pferdekopfgeigen-Ensembles zerstört. Auch die Dreharbeiten von Byambasuren Davaa und Urna konnten nicht wie geplant verlaufen.

Poltische Unruhen in Ulaanbaatar

"Ein Deutscher würde 'Glück im Unglück' sagen", beschreibt Byambasuren Davaa die damalige Lage, denn das Filmteam musste die Hauptstadt der Mongolei verlassen und konnte nur auf dem Land weiterdrehen. Dort hatte ihr Busfahrer die entscheidende Idee. "Er sagte, er kenne eine alte Sängerin, die sei einmal sehr berühmt gewesen, aber er wisse nicht, ob sie noch singe", erzählt Davaa. Das war der entscheidende Hinweis.

Diese sehr alte Frau mit dem unglaublich wettergegerbten Gesicht spielt schließlich eine Schlüsselrolle im Film "Das Lied von den zwei Pferden" und sie singt wirklich endlich das Lied, das niemand mehr zu kennen schien.

Urna und ihre Großmutter aus dem Film "Das Lied von den zwei Pferden" (Foto: Polyband)
"Das Lied von den zwei Pferden"Bild: Polyband

Ohne Drehbuch, aber nicht ohne Plan

Die Filme von Byambasuren Davaa ("Die Geschichte vom weinenden Kamel", "Die Höhle des gelben Hundes") beginnen häufig mit einer solchen Suche nach den Hauptdarstellern. "Wir arbeiten ohne Drehbuch, aber mit einem ungefähren Plan von den Motiven, die in dem Film vorkommen sollen", erklärt Davaa: "Die alte Sängerin, die aussieht wie ein Felsen, war wirklich ein glücklicher Zufall".

Das traditionelle und das moderne Leben in der Mongolei begegnen sich fortwährend in diesem Film und zuweilen gelingen Byambasuren Davaa richtig witzige Szenen, wie die, als Urna auf ihrer Reise zum Verschicken einer SMS ihr Handy in die Luft wirft.

Autor: Katja Lückert

Redaktion: Jochen Kürten