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Auf Freund wartet seine "Zitter-Schanze"

Calle Kops (sid)30. Dezember 2015

Nach seinem Traumstart in die Vierschanzentournee bleibt für Severin Freund nicht viel Zeit zum Feiern. Der Überflieger von Oberstdorf steht vor einer großen Herausforderung: seine "Zitter-Schanze" in Garmisch.

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Severin Freund freut sich und hält seinen rechten Daumen hoch (Foto: picture alliance/dpa/F. von Erichsen)
Bild: picture alliance/dpa/F. von Erichsen

Die Siegesfeier im Alpenhotel Oberstdorf war kurz, denn viel Zeit bleibt dem Skisprung-Weltmeister nach seinem Traumstart in die Tournee nicht - die nächste Aufgabe wartet schließlich schon auf Severin Freund. In Garmisch-Partenkirchen bestreiten die DSV-Adler ihr zweites "Heimspiel" der 64. Vierschanzentournee und für Freund ist es zugleich eine Begegnung mit seiner "Zitter-Schanze". Der Sieg von Oberstdorf zum Auftakt ist schon jetzt nur noch Erinnerung. "Das war unglaublich grandios. Als bei der Siegerehrung alle Zuschauer die Hymne mitgesungen haben, war es bombastisch", sagte der 27-Jährige über seinen ersten Tagessieg bei einer Vierschanzentournee.

14 Jahre nach Sven Hannawald startete wieder ein Deutscher mit Platz eins in die Tournee, der ersehnte Gesamtsieg scheint möglich. Bundestrainer Werner Schuster sprach dann auch von einem "großen Tag für das deutsche Skispringen, für das Skispringen allgemein und für Severin im Besonderen". Auch, weil die ewigen Vergleiche mit Hannawald und Martin Schmitt künftig wohl zumindest seltener werden dürften. Längst ist eine neue "goldene Generation" um die deutschen Team-Olympiasieger herangewachsen, die neue Erfolgsgeschichten schreibt.

Gratulation von Hannawald

Bundestrainer Werner Schuster gibt seinen Springern mit einer Deutschland-Fahne das Zeichen zum Sprung (Foto: Daniel Karmann/dpa)
Schuster schwärmt von der neuen Skisprung-GenerationBild: picture-alliance/dpa/D. Karmann

"Wir versuchen seit Jahren, uns von der Vorgänger-Generation zu emanzipieren. Umso wertvoller ist, was Severin hier geleistet hat", sagte Schuster am Tag nach dem Triumph seines Vorfliegers und zog ein populäres Beispiel heran: "Fragen Sie mal bei den Tennisspielern. Die schaffen es seit 25 Jahren nicht ins Wimbledonfinale, weil sie immer mit Boris Becker und Michael Stich verglichen werden."

Hannawald, der auf den Tag genau 14 Jahre zuvor letztmals in Oberstdorf gewonnen hatte, schickte noch am Dienstagabend Glückwünsche. "Geile Stimmung, geiles Springen, deutscher Sieg. Ich freue mich für alle Trainer, Beteiligten und natürlich Severin Freund", twitterte der Tournee-Gewinner von 2001/2002, der zudem durchpusten durfte: Sollte in diesem Jahr sein historischer "Grand Slam" mit Siegen auf allen vier Schanzen wiederholt werden, bleibt der Triumph zumindest im eigenen Land.

Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg, schließlich wartet auf Freund nun die ungeliebte Schanze in Garmisch. Auf der Olympia-Anlage ist er nie über Rang sieben hinausgekommen, vor zwei Jahren verpasste er gar den zweiten Durchgang. Aber: Im Herbst wurde er hier auch mit großem Vorsprung deutscher Meister. "Mit dieser Leistung wäre er am Freitag vorne dabei", sagte Schuster.

Wird Favorit Prevc nervös?

Das Siegertreppchen von Oberstdorf: Michael Hayböck, Severin Freund und Peter Prevc (l.-r.) (Foto: Dennis Grombkowski/Bongarts/Getty Images) Getty Images/Bongarts/D. Grombkowski
In Oberstdorf fliegt Favorit Peter Prevc (r.) nur hinterherBild: Getty Images/Bongarts/D. Grombkowski

Topfavorit bleibt indes Peter Prevc, der in Oberstdorf auch wegen schwieriger Windverhältnisse "nur" Dritter wurde. "Im Moment ist Peter noch der leicht bessere und stabilere Springer. Aber mit dem, was ich hier geschafft habe, kann sich etwas sehr, sehr Gutes entwickeln", sagte Freund. Auch Schuster hofft, dass der Slowene nun doch ein wenig nervös wird. "Wenn Severin den Schwung aus Oberstdorf mitnimmt, kann er richtig Druck machen. Dann muss man schauen, ob Prevc noch immer einen Sprung nach dem anderen so runterklopft." Auch der Weltcup-Spitzenreiter sei schließlich "nur ein Mensch" und müsse sich Tag für Tag beweisen.

Das gilt insbesondere für Garmisch, wo schon am Donnerstag (14.00 Uhr MEZ) die Qualifikation ansteht, ehe wie immer nur eine kurze Feier ins neue Jahr folgt. "Ich bin jetzt seit 35 Jahren dabei, in 33 davon war Silvester für mich eher uninteressant", sagte Schuster: "Mir sind Kracher auf der Schanze deutlich lieber."