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Auferstehung nach Katrina

Malisa Pfeifer3. Februar 2013

Für New Orleans ist der 47. Super Bowl zwar schon der zehnte in der Stadt. Doch keiner war wichtiger als dieser. Es ist das erste Football-Finale nach dem Hurrikan Katrina; das erste in einer wieder auferstandenen Stadt.

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Der Louisiana Superdome von außen (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Wenn am Sonntag (03.02.2013) im 47. Super Bowl die San Francisco 49ers auf die Baltimore Ravens treffen, wird die Sportwelt auf New Orleans schauen. Das Finale der amerikanischen Profi-Footballliga NFL ist das größte Einzelsportereignis weltweit. Es wird in über 180 Länder übertragen, mehr als 800 Millionen Menschen werden zuschauen. Für die Stadt am Mississippi ist es bereits der zehnte Super Bowl, der hier ausgetragen wird. Doch keiner war wichtiger als dieser. Denn es ist der erste nach 2005, als Hurrikan Katrina die Stadt fast völlig zerstört hat. Und es ist die einmalige Chance, der Welt zu zeigen, dass New Orleans sich aufgerappelt hat und heute stärker ist als zuvor. "Es geht nicht nur um den Super Bowl, es geht vor allem um die Wiederauferstehung einer großartigen Stadt", sagt New Orleans' Bürgermeister Mitch Landrieu.

Es war ein langer Weg für New Orleans, sich von den schlimmsten Tagen, die "The Big Easy" je erlebt hat, zu erholen. Vor siebeneinhalb Jahren wütete Hurrikan Katrina in der Stadt im US-Staat Louisiana. Die Deiche brachen, rund 1800 Menschen kamen ums Leben, 80 Prozent der Stadt standen unter Wasser, mehr als 180.000 Häuser wurden zerstört, ganze Stadtteile vernichtet. Noch immer sind die Schäden des verheerenden Sturms zu sehen, doch New Orleans hat gelernt, damit umzugehen. Die Innenstadt ist weitgehend wieder hergestellt, im berühmten historischen French Quarter wird gefeiert, der Alltag scheint zurückgekehrt zu sein.

Löcher und Wunden

Zerstörte Häuser und Autowracks im Bezirk Lower Ninth Ward von New Orleans (Foto: picture alliance/dpa)
Der Bezirk Ninth Ward wurde von Katrina stark verwüstet - teilweise sind die Schäden bis heute sichtbarBild: picture-alliance/dpa

Doch nur ein paar Häuserblocks vom French Quarter entfernt, im Ninth Ward, sind die schrecklichen Folgen des Sturmes auch heute noch deutlich zu sehen. Das Viertel, schon vorher ein Problembezirk mit Bandenkriegen und Armut, hatte es am schlimmsten getroffen. Wochenlang stand das Wasser hier meterhoch, konnte weder abfließen noch abgepumpt werden. Es gibt kaum noch intakte Häuser, viele Einwohner sind bis heute nicht in ihre Wohnungen zurückgekehrt. Zu groß war die Zerstörung. Für Touristen und Football-Fans gibt es Bus-Touren, die in die zerstörten Stadtteile fahren und die Schäden, die Hurrikane Katrina hinterlassen hat, ganz bewusst zeigen. Denn auch wenn New Orleans sich für den Super Bowl schmückt, so gehören die Löcher und Wunden, die Katrina in das Stadtbild gerissen hat, zur Geschichte der Stadt.

Auch das Stadion, der Superdome, wurde herausgeputzt und neu gestrichen. Tagsüber glänzt es nun champagnerfarben, nachts strahlt es bunt, angeleuchtet von Tausenden LED-Leuchten. Ein unübersehbares Wahrzeichen der Stadt, das jedoch lange Zeit Sinnbild für Verzweiflung und Elend war. Obwohl das Dach eingebrochen und einige Ränge eingestürzt waren, weil die Wassermassen auch hier nicht haltmachten, wurde der Superdome unmittelbar nach dem Hurrikan zur Zuflucht vieler Menschen. Er war ihre einzige Rettung und Unterkunft. Unter unvorstellbaren Bedingungen hausten die Opfer des Sturms im Gebäude. Rund 30.000 Menschen ohne Trinkwasser, Essen, funktionierende Toiletten und Strom.

Die guten Zeiten kehren zurück

Doch 2006, knapp ein Jahr und 336 Millionen Dollar nach Katrina, wurde das Stadion wieder eröffnet. Im Eröffnungsspiel des "neuen" Superdomes, in dem die New Orleans Saints gegen die Atlanta Falcons erstmals wieder in ihrer Heimat spielten und gewannen, herrschte Gänsehaut-Atmosphäre. Dieses Spiel war der Startschuss für eine Reihe sportlicher Events, die den Großteil dazu beitrugen, dass New Orleans wieder zu seiner alten Leichtigkeit und Fröhlichkeit zurückgefunden hat. "New Orleans wird für den Super Bowl nicht nur eine erstklassige Show abliefern, sondern der Welt auch seine Geschichte mitteilen und zeigen, wie großartig diese Stadt ist", sagt Bürgermeister Landrieu. "Immerhin ist das hier 'The Big Easy' und unser Motto war schon immer 'Laissez les bon temps rouler'- let the good times role!'"

Mardi-Gras-Feier in der Bourbon Street im historischen French Quarter von New Orleans (Foto: picture alliance)
Das French Quarter von New Orleans ist ein Touristenmagnet, besonders an KarnevalBild: picture-alliance/dpa

Die guten Zeiten sind wahrlich wieder eingekehrt in New Orleans. Mehrere zehntausend Football-Fans aus ganz Amerika werden zu dem großen Spektakel erwartet. Die Stadt rechnet mit Einnahmen in Höhe von über 400 Millionen US-Dollar. Mehr als 5000 Medienvertreter sind angereist, um über den Super Bowl zu berichten, der nicht nur wegen New Orleans genügend Geschichten bietet. Denn zum ersten Mal in der Geschichte der amerikanischen Profiliga National Football League stehen sich im Super Bowl zwei Brüder, die Harbaughs, als Trainer gegenüber.

"Das wird ein großartiges Football-Spiel“, sagte der 15 Monate ältere John Harbaugh, Trainer der Baltimore Ravens. "Ich kann es kaum erwarten.“ Sein jüngerer Bruder John ist Trainer der San Francisco 49ers, die als Favoriten auf den Sieg gehandelt werden. Die Sportwelt wird am Sonntag auf New Orleans schauen, auf zwei Brüder, zwei Teams, die gegeneinander antreten und um den Titel "World Champion" kämpfen. Und auf eine Stadt, die es geschafft hat, nach einer der schlimmsten Naturkatastrophen Amerikas wieder aufzustehen und zur Leichtigkeit zurückzufinden.