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Aus für Sberbank Europe: Folgen für deutsche Anleger

Brigitte Scholtes
2. März 2022

Dass die Sanktionen gegen das russische Bankenwesen wirken, kann man bereits sehen - und zwar ausgerechnet im Westen. Hier müssen die ersten Geldhäuser schließen.

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Russland Moskau Sberbank Zentrale
Bild: Alexander Shcherbak/Tass/dpa/picture alliance

Die Sanktionen gegen russische Banken wirken - das zeigt sich an deren Töchtern in Europa. So muss die Sberbank Europe in Wien, Tochtergesellschaft der größten russischen Bank, mit sofortiger Wirkung den Betrieb einstellen. Das teilte die zuständige österreichische Bankenaufsicht mit. Die Europäische Zentralbank hatte deren Zahlungsunfähigkeit festgestellt, nachdem Anleger massiv Liquidität abgezogen hatten.

Damit haben die Kunden nun keinen Zugriff mehr auf die für sie geführten Konten, teilte die österreichische Einlagensicherung ESA mit. Doch sind deren Einlagen über die europäische Einlagensicherung geschützt - je Einleger und Bank bis zu 100.000 Euro. Etwa 35.000 Kunden werden entschädigt: "Ein Großteil der Kunden stammt aus Deutschland", heißt es weiter. Von deren Einlagen in Höhe von insgesamt einer Milliarde Euro sind nach Angaben des Bundesverbands deutscher Banken  913 Millionen Euro durch die ESA geschützt.

Schnelle Bearbeitung

Bei der Sberbank Europe gab es viele deutsche Privatanleger, die über die Frankfurter Zweigniederlassung Sberbank Direct Geld angelegt hatten, wohl auch, weil das Institut Zinsen von bis zu 1,5 Prozent bot. Das Verfahren zur Rückzahlung ist nun angelaufen, die Kunden der Sberbank Direct erhalten in den nächsten Tagen einen Brief der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB), die das Verfahren im Auftrag der ESA für die deutschen Kunden abwickelt. Wenn die Sparer dann dem EdB eine Bankverbindung zur Auszahlung des Guthabens bekanntgegeben haben, sollen sie das Geld innerhalb von sieben Arbeitstagen erhalten, heißt es bei der ESA.

Neben der Sberbank Europe sind auch andere russische Banken in Europa aktiv, dazu zählt die Tochter der größten russischen Bank VTB, die VTB Bank (Europe) mit Sitz in Frankfurt und deren Zweigniederlassung VTB Direktbank, die vor allem Sparprodukte anbietet. In Amsterdam sitzt die FIBR, eine Bank für Unternehmen und private Sparer, sie ist die Tochter der russischen Alfa-Bank. Die EastWest Direkt in Luxemburg wiederum gehört zur Sistema JSFC in Russland, das ist eine der größten Investmentgesellschaften des Landes. Sie sind jeweils über die Einlagensicherungssysteme der Niederlande bzw. in Luxemburg abgesichert - auch mit jeweils 100.000 Euro pro Kunde und Bank.

Russland Moskau Warteschlange vor Geldautomat
Auch in Russland schwindet das Vertrauen der Kunden: Stau an diesen Geldautomaten der Sberbank in St. Petersburg Bild: Ramil Sitdikov/SNA/imago images

Seit Oktober unter Beobachtung

Ein Sonderfall ist die VTB Bank Europe SE. Deren Kunden sind nicht nur über die europäische Einlagensicherung geschützt, das Institut gehört auch dem Bundesverband deutscher Banken an. Sollte sie also insolvent werden, wären deren Einlagen weit höher abgesichert, nämlich mit 15 Prozent des haftenden Eigenkapitals der Bank, mindestens aber mit 750.000 Euro.

Außerdem steht die deutsche Bankenaufsicht BaFin "aktuell in engem Kontakt" mit der Bank, das bestätigte sie der Börsenzeitung. "Aktuell erhöhtes Anruf- und Auftragsvolumen - Bitte haben Sie Verständnis für längere Wartezeiten", heißt es auf der Internetseite der Bank. Eine Pleite stellt die BaFin für die VTB Bank jedoch nicht fest. Bestandskunden, die nicht unter die Sanktionen fielen, könnten aktuell über ihre Guthaben im Rahmen der vertraglichen Vereinbarungen verfügen.

Die deutsche Finanzaufsicht beobachtet die VTB Bank jedoch schon seit Oktober. Da hatte sie einen Sonderbeauftragten in die Bank entsandt, der die angeordneten internen Sicherungsmaßnahmen zur Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung überwachen sollte. Die Überwachung der Töchter russischer Großbanken in der EU wurde, so berichtete das Handelsblatt vor wenigen Tagen, noch einmal deutlich intensiviert. So solle verhindert werden, dass Finanzmittel nach Russland abflössen.