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Aus für sechs Karstadt-Häuser

10. November 2009

Der Karstadt-Insolvenzverwalter will bereits Anfang 2010 sechs Standorte der Warenhauskette schließen. Die Gläubigerversammlung in Essen gab ihm zugleich grünes Licht für die Suche nach einem Investor.

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Ein Schild mit der Aufschrift "Gläubigerausschuss" steht in der Essener Grugahalle bei der Gläubigerversammlung von Karstadt (Foto: dpa)
Die Gläubiger wollen in Essen mehr zur Zukunft von Karstadt erfahrenBild: DPA

Rolf Weidmann, der Beauftragte des Karstadt-Insolvenzverwalters, verkündete die traurige Nachricht am Dienstag (10.11.2009) auf der Gläubigerversammlung in Essen. Dicht gemacht werden Karstadt-Filialen in München, Dortmund und Hamburg sowie drei Fachmärkte in Stuttgart, Braunschweig und Berlin. Betroffen von den Schließungen sind insgesamt 400 Mitarbeiter.

Elf Häuser stünden noch auf dem Prüfstand, sagte Weidmann. Ihre Fortführung werde wesentlich davon abhängen, zu welchen Zugeständnissen Vermieter und Arbeitnehmer bereit seien. Insgesamt betreibt Karstadt derzeit noch 126 Waren- und Sporthäuser und beschäftigt 26.500 Mitarbeiter.

Die Gläubiger gaben am Dienstag grünes Licht für eine Fortführung des Unternehmens. Mit großer Mehrheit billigte ihre Versammlung den Plan des Involvenzverwalters Klaus Hubert Görg, die ums Überleben kämpfenden Warenhauskette später zu verkaufen. Görg will dabei einen möglichst großen Teil des Unternehmens erhalten.

Die Schließung der sechs Häuser sei Voraussetzung für die Rettung der verbleibenden Filialen, sagte Görg. Der Konzern schreibe derzeit schwarze Zahlen. Dies werde auch in der wichtigen Weihnachtszeit so bleiben.

Gewerkschaften machten Zugeständnisse

Die Tarifkommission der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte schon am Montag zugestimmt, Einschnitte hinzunehmen, um eine Sanierung des Konzerns möglich zu machen. Demnach werden die rund 28.000 Karstadt-Beschäftigten zur Rettung ihrer Jobs fast drei Jahre lang auf Urlaubsgeld, tarifliche Vorsorgeleistungen und Teile des Weihnachtsgeldes verzichten. Das Paket hat einen Gesamtwert von 150 Millionen Euro. Laut Verdi soll das Geld auf ein Treuhandkonto fließen, bis ein Investor gefunden ist. Die Einigung zwischen Arbeitnehmervertretern und dem Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg gilt als wichtiger Eckpunkt eines möglichen Sanierungskonzepts.

Investorensuche soll bald beginnen

Plakat "Wir Kämpfen für Karstadt" (Foto: AP)
Hauptsache Arbeit: Karstadt-Mitarbeiter sind bereit, Einbußen hinzunehmenBild: AP

Insolvenzverwalter Görg will bald mit der Suche nach einem Investor für den insolventen Warenhauskonzern beginnen. Eine Sanierung des Unternehmens sei für alle Beteiligten die beste Alternative, sagte Görg vor den Gläubigern. Die Verluste bei einer Zerschlagung wären erheblich. Fast 700 Gläubiger hatten sich zur Veranstaltung angemeldet, gut 40.000 hatten Forderungen über insgesamt 2,6 Milliarden Euro geltend gemacht.

Ob bei Karstadt der Konkurrent Metro, zu dem unter anderem Kaufhof und Media Markt gehören, den Zuschlag erhält, ist fraglich. Der Einzelhandelskonzern hatte Interesse signalisiert, will aber nur einen Teil der Filialen übernehmen. Im Gespräch waren 60 Häuser. Görg will die Filialen aber nur als ganzes Paket abgeben.

Karstadt hatte im Juni im Zuge der Pleite der Muttergesellschaft Arcandor Insolvenzantrag gestellt. Bei der Insolvenz des Essener Handelsriesen handelt es sich um eines der größten Pleiteverfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte. Rund 42.000 Gläubiger haben Forderungen von bis zu 19 Milliarden Euro angemeldet. Vier Amtsrichter und sechs Rechtspfleger sind mit den insgesamt 37 Verfahren, darunter Karstadt und das Versandhaus Quelle, beschäftigt.

Erhebliche Mietbelastungen

Karstadt Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg vor Mikrofonen (Foto: dpa)
Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg sucht fieberhaft nach InvestorenBild: picture-alliance/ dpa

Eine große Belastung stellen die Mietzahlungen dar, denn Karstadt betreibt seine Häuser nicht in eigenen Immobilien. Rund 70 Prozent der Häuser vermietet das Highstreet-Konsortium, an das der frühere Arcandor-Chef Thomas Middelhoff die Immobilien verkauft hatte. Dem Konsortium gehören vor allem Fonds von Goldman Sachs und der Deutschen Bank an. Die Verhandlungen über Erleichterungen für Karstadt seien weit fortgeschritten, ein Eckpunktepapier liege bereits vor, sagte Görg. Auch fänden Gespräche für die Logistikstandorte statt, die Karstadt bislang mietet und die Deutsche-Post-Tochter DHL nutzt. Es werde darüber verhandelt, dass die DHL diese Standorte selbst anmiete.

Autorin: Annamaria Sigrist/Reinhard Kleber (dpa, ap, rtr, afp)
Redaktion: Stephan Stickelmann/Martin Schrader

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