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Ausbildungsmodelle gegen Fachkräftemangel

Anja Kimmig27. Februar 2014

Viele Unternehmen werben um Auszubildende und kommen ihnen weit entgegen, weil sie dringend qualifizierten Nachwuchs brauchen. Dafür lassen sie sich eine Menge einfallen, wie das Beispiel Deutsche Telekom zeigt.

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Die Arbeitslosigkeit von Geringqualifizierten lag 2012 bei 19 Prozent, rund viermal so hoch wie bei Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung. Von den Akademikern waren nur 2,5 Prozent arbeitslos, so das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg. Prognosen bis 2030 sagen, dass der Bedarf an geringqualifizierten Arbeitskräften kontinuierlich zurückgehen wird.

Auf in die berufliche Zukunft - neue Ausbildungsmodelle

Gleichzeitig schreitet in Deutschland der Fachkräftemangel voran. Schon heute bleiben Jahr für Jahr zehntausende Ausbildungsplätze unbesetzt. Die deutsche Wirtschaft ist gezwungen, um Auszubildende zu werben, auch um jene, die früher durchs Raster gefallen sind. Rund 1,5 Millionen Menschen im Alter von 25 bis 34 Jahren waren 2012 in Deutschland ohne Berufsabschluss stellte das Statistische Bundesamt fest - ein großes Potenzial für Unternehmen.

Teilzeitausbildung bei der Deutschen Telekom

Wiebke Fiege ist im zweiten Ausbildungsjahr zur Kauffrau für Bürokommunikation. Bei der Deutschen Telekom in Berlin absolviert die alleinerziehende Mutter ihre Lehre in Teilzeit. "Ich bin einfach nicht so flexibel. Mit den langen Fahrtwegen muss ich immer schauen, dass ich rechtzeitig wegkomme, um meine Tochter abzuholen", sagt die 22-jährige. "Eine Vollzeitausbildung würde ich nicht hinkriegen." Eine Lehrstelle zu finden, war für sie nicht einfach, wegen ihrer schlechten Schulnoten. Mit 16 Jahren ist sie schwanger geworden, ihren Realschulabschluss hat sie gerade noch geschafft.

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Wiebke Fiege macht eine Lehre bei der Telekom.

50 junge Menschen bildet die Deutsche Telekom derzeit in Teilzeit aus. Der Konzern mit rund 230.000 Mitarbeitern weltweit muss für die Zukunft vorsorgen. "Wir schauen nicht zuerst auf Zeugnisse und auf Noten, sondern auf die Talente, die die Leute mitbringen", sagt Marina Kuttig, Ausbildungsleiterin bei der Deutschen Telekom in Bonn. "Wir setzen uns dann mit jedem Einzelnen zusammen, schauen was der junge Mensch mitbringt und überlegen, welche Möglichkeiten er hat."

Eine Möglichkeit – Ausbildung in Teilzeit

Die Ausbildung in Teilzeit ist seit 2005 im Berufsbildungsgesetz und in der Handwerksordnung festgeschrieben. Auf Antrag kann die tägliche oder wöchentliche Ausbildungszeit im Unternehmen reduziert werden, ohne dass sich die gesamte Ausbildungszeit verlängert. 25 Stunden im Betrieb, die Berufsschule in Vollzeit - so das Modell. 2011 wurden bundesweit knapp 1200 Ausbildungsverträge in Teilzeit abgeschlossen. Der Frauenanteil liegt bei 92,2 Prozent, vor allem alleinerziehende Mütter nutzen das Angebot. Der Altersdurchschnitt liegt bei 24,7 Jahren.

"Leider ist diese Ausbildungsform nach wie vor vielen Unternehmen und Jugendlichen unbekannt", sagt Annette Land. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Jobstarter, einer Initiative des Bundesforschungsministeriums, die gegen Fachkräftemangel vorgehen und die Ausbildungssituation für junge Menschen verbessern will. "Dadurch bleibt ein großes Fachkräftepotenzial für den deutschen Arbeitsmarkt ungenutzt und viele Jugendlichen mit Familienverantwortung bleiben von staatlichen Transferleistungen abhängig ohne eine Chance auf eine dauerhafte Integration."

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Marina Kuttig fordert, besonders junge Menschen zu unterstützen.

EQ - Einstiegsqualifizierungsprogramm

Vor fünf Jahren hat die Deutsche Telekom ihr Einstiegsqualifizierungsprogramm EQ ins Leben gerufen. Sie will junge Menschen ohne Schulabschluss oder mit schlechten Noten ins Berufsleben integrieren. EQ dauert ein Jahr und ist eine Art Praktikum. Die Teilnehmer laufen in normalen Ausbildungsgängen mit. Zudem werden schulische Leistungen, zum Beispiel Mathematik- und Deutschkenntnisse, aufgefrischt. "Wenn wir nichts tun bei jungen Leuten, die kurz vor einer Ausbildung sind, dann reden wir bald darüber, was wir tun können, wenn Leute 40 bis 45 Jahre alt sind und durch eine Maßnahme nach der anderen gegangen sind und keine Ausbildung oder Perspektive haben", sagt Marina Kuttig. "Dann wird es für Unternehmen viel schwieriger das Potenzial auszuschöpfen und diese Leute weiterzubilden." Rund 400 EQ-Praktikanten hat der Konzern schon aufgenommen, die Bewerber vermittelte die Bundesagentur für Arbeit.

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Thomas Sattelberger erwartet "buntere Belegschaften".

Die Belegschaft werden bunter

"Natürlich müssen Auswahlverfahren geändert werden. Wir müssen weg von einem Defizitmodell hin zum Potenzialmodell. Wir müssen nach den Stärken fragen und das individuelle Lernen fördern", sagt Thomas Sattelberger, ehemaliger Personalvorstand von großen DAX-Konzernen wie Daimler, Lufthansa, Continental und der Deutschen Telekom. Heute engagiert er sich für die Initiative Neue Qualität der Arbeit, die sich mit der Frage beschäftigt, wie sich Arbeitsbedingungen verbessern lassen und gleichzeitig Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben.

"Wir werden vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels viel buntere Belegschaft haben als bisher: Jüngere, Ältere, Männer, Frauen", so Sattelberger. "Wir werden unterschiedliche ethnische Hintergründe durch mehr zugewanderte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben und auch internationale Führungskräfte." Thomas Sattelberger ist sicher, dass der Geschäftserfolg solcher Unternehmen größer ist. Ganz davon abgesehen: Sie können in Zukunft sowieso auf keine Arbeitskraft verzichten.