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Politik

Ausschreitungen bei Protesten im Libanon

13. Juni 2020

Seit Wochen verspricht Libanons Regierung Abhilfe, doch die Wirtschaft liegt weiter am Boden, die Arbeitslosigkeit steigt. Auch Wut und Verzweiflung wachsen und treiben die Menschen auf die Straße.

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Libanon Proteste in Beirut
Bild: Getty Images/AFP/A. Amro

Die zweite Nacht in Folge haben im Libanon hunderte Menschen gegen die schwere Wirtschaftskrise und den Verfall des libanesischen Pfundes demonstriert. Ungeachtet der Zusage der Zentralbank, den Devisenmarkt mit zusätzlichen US-Dollars zu versorgen, machten viele ihrem Unmut lautstark Luft. Zahlreiche vermummte junge Männer fuhren auf ihren Motorrädern durch die Hauptstadt Beirut. Andere schlugen im Zentrum Schaufensterscheiben ein, verwüsteten Geschäfte, setzten einige von ihnen in Brand und errichteten Straßenbarrikaden. Die Randalierer schleuderten Steine und Feuerwerkskörper gegen Sicherheitskräfte. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die Menge vor.

Libanon Proteste in Beirut
Ein Großaufgebot der Sicherheitskräfte beobachtet randalierende Demonstranten in Beirut Bild: Getty Images/AFP/A. Amro

In der nordlibanesischen Stadt Tripoli gab es ähnliche Ausschreitungen. Diejenigen, die friedlich protestierten, klagten: "Wir wollen doch nur einen Job, damit wir in Ruhe leben können." Viele der überwiegend jungen Demonstranten glauben den Beschwichtigungen der Regierung nicht.

Libanon Proteste in Beirut
Die Geschäftsräume einer Bank in TripoliBild: Getty Images/AFP/I. Chalhoub

Dem Gouverneur der Zentralbank, Riad Salame, der den Posten bereits seit 1993 inne hat, werfen die Demonstranten vor, in den vergangenen Jahrzehnten Banken und politischen Eliten begünstigt zu haben. Die Wut gegen die Geldinstitute hat sich in den vergangenen Wochen noch vergrößert, nachdem diese alle Überweisungen ins Ausland verboten und die Abhebung von Dollar schrittweise eingeschränkt hatten.

Libanon Beirut 2019 | Riad Salame, Gouverneur der Zentralbank
Zentralbank-Gouverneur Riad Salame: Auch die neue Regierung unter Premierminister Hassan Diab würde ihn gerne aus dem Amt entfernen Bild: picture-alliance/dpa

Der Libanon steckt seit Monaten in einer der schwersten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte. Mehr als 45 Prozent der etwa sieben Millionen Einwohner leben nach offiziellen Angaben unter der Armutsgrenze. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 35 Prozent, Tendenz steigend. Das libanesische Pfund hat rund 70 Prozent seines Wertes im Vergleich zum Dollar verloren. Die Corona-Pandemie und die wochenlangen Beschränkungen haben die Situation nochmals verschärft.

se/mak (afp, dpa, rtr)