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KonflikteNiederlande

Gewalt bei Fußballspiel: Schoof sagt COP29 ab

10. November 2024

Die Gewalt rund um ein Fußballspiel in Amsterdam wühlt die Niederlande auf. Der Ministerpräsident will deshalb nicht zum Klimagipfel COP29 nach Baku fliegen, sondern die Randale mit aufarbeiten.

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Der niederländische Regierungschef Dick Schoof bei einer Rede mit ernstem Gesichtsausdruck
Der niederländische Regierungschef Dick Schoof: "Ich werde mit jüdischen und sozialen Organisationen über den Kampf gegen Antisemitismus sprechen"Bild: Remko de Waal/ANP/AFP/Getty Images

Wegen der Ausschreitungen zwischen pro-palästinensischen Demonstranten und israelischen Fußballfans in Amsterdam hat der niederländische Regierungschef Dick Schoof seine Teilnahme an der UN-Klimakonferenz in Baku abgesagt. "Ich werde in der kommenden Woche nicht zur UN-Klimakonferenz COP29 nach Aserbaidschan reisen", teilte Schoof im Online-Dienst X mit. Wegen der "großen sozialen Auswirkungen der Ereignisse des vergangenen Donnerstags in Amsterdam" werde er im Land bleiben. Die Niederlande werden bei der zweiwöchigen Konferenz somit allein von Klimaministerin Sophie Hermans vertreten.

Zahlreiche Personen - Fans von Maccabi Tel Aviv - am Donnerstag vor dem Europa-League-Spiel gegen Ajax auf dem Damplatz in Amsterdam, über ihnen Rauchschwaden, vereinzelt sind Fackellichter zu sehen, im Vordergrund ein Polizeiwagen auf der Straße
Fans von Maccabi Tel Aviv versammeln sich am Donnerstag vor dem Europa-League-Spiel gegen Ajax auf dem Damplatz in AmsterdamBild: Mouneb Taim/Anadolu/picture alliance

Der Ministerpräsident war kritisiert worden, weil er am Freitag nach den international stark verurteilten Ausschreitungen gegen israelische Fußballfans nicht sofort vom EU-Gipfel in Budapest zurückgekehrt war. Er werde das Thema beim Ministerrat am Montag besprechen, sagte Schoof. "Am Dienstag werde ich mit verschiedenen jüdischen und sozialen Organisationen über den Kampf gegen Antisemitismus sprechen", kündigte er zudem an.

Amsterdamer Bürgermeisterin betroffen

Schoof kam in Den Haag auch mit dem israelischen Außenminister Gideon Saar zusammen. Dabei versicherte er, dass seine Regierung "alles tut, damit sich die jüdische Gemeinschaft in unserem Land sicher fühlt". Saar war am Freitag in die Niederlande gereist. 

Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema mit sehr ernster Miene vor Mikrofonen bei einer Pressekonferenz (Nahaufnahme)
Bürgermeisterin Femke Halsema: Ansehen von Amsterdam wurde durch "hasserfüllte Randalierer zutiefst beschädigt" Bild: Koen Van Weel/ANP/IMAGO

Die Bürgermeisterin von Amsterdam, Femke Halsema, sagte, das Ansehen der Stadt sei durch "hasserfüllte antisemitische Randalierer zutiefst beschädigt" worden. Nach Angaben der niederländischen Polizei war es am Donnerstagabend im Anschluss an ein Spiel von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv an mehreren Orten zu Angriffen auf die israelischen Fußballfans gekommen. Fünf Menschen mussten im Krankenhaus behandelt werden, Bis zu 30 Fans wurden leicht verletzt. 62 Menschen wurden festgenommen, bis auf vier kamen sie inzwischen aber wieder frei.

Nach den weiteren Angaben des Amsterdamer Polizei hatte es bereits in der Nacht vor dem Fußballspiel "Vorfälle auf beiden Seiten" gegeben. So hätten die Fans des israelischen Maccabi-Clubs ein Taxi zerstört und eine palästinensische Flagge auf einem zentralen Platz verbrannt.

Viele der Fans haben inzwischen mit Sonderflügen die Heimreise angetreten. Israelische Gesellschaften ermöglichten am Samstag vier Flüge, obwohl sie sich normalerweise an die traditionelle jüdische Sabbatruhe von Freitag- bis Samstagabend halten, wie die niederländische Nachrichtenagentur ANP unter Berufung auf die israelische Botschaft in Den Haag meldete. Insgesamt sollten rund 3000 Maccabi-Anhänger vom Amsterdamer Airport Schiphol aus in die Heimat geflogen werden.

Maccabi-Fans schwenken im Ben-Gurion-Flughafen von Tel Aviv israelische Flaggen und recken die Arme in die Höhe
Maccabi-Fans nach ihrer Rückkehr aus Amsterdam im Ben-Gurion-Flughafen von Tel AvivBild: Thomas Peter/REUTERS

Die Gewalt am Rande der Europa-League-Partie in der Nacht zum Freitag hatten international Entsetzen und Empörung ausgelöst. Die vorwiegend jugendlichen Täter machten laut Behördenangaben aktiv und zielgerichtet Jagd auf Israelis. Die niederländische Staatsanwaltschaft erklärte, mutmaßliche Täter würden mit aller Härte des Gesetzes verfolgt. 

Wurden Warnungen nicht ernst genommen?

Die Regierung in Den Haag kündigte eine Untersuchung dazu an, ob Warnungen vor Angriffen nicht ernst genug genommen wurden. Laut ANP teilte Justizminister David van Weel dem Parlament in einem Brief mit, der Nationale Koordinator für Terrorismusbekämpfung und Sicherheit (NCTV) habe auf mögliche Folgen der zeitlichen Parallelität des Fußballspiels und des Gedenkens an die Pogromnacht vom 9. November 1938 "aufmerksam gemacht". 

Der niederländische Justizminister David van Weel stützt sitzend mit gefalteten Händen seinen Kopf ab (Nahaufnahme)
Der niederländische Justizminister David van Weel kündigte eine Untersuchung dazu an, ob Warnungen vor Angriffen auf israelische Fußballfans nicht ernst genug genommen wurden Bild: Robin Utrecht/ANP/IMAGO

Zudem erklärte der Minister, man prüfe, ob Warnsignale aus Israel übersehen oder ignoriert wurden. Ministerpräsident Schoof sagte, er wolle dies mit dem NCTV und den Geheimdiensten besprechen, ehe er sich dazu äußere. Das Fußballspiel war angesichts der politischen Spannungen im Nahen Osten als Risikospiel eingestuft worden. Etwa 800 Beamte waren im Einsatz.

sti/ack (afp, dpa)

Dieser Artikel wurde am 12.11.2024 aktualisiert.