Ausstellung "Die Macht der Gefühle"
Willy Brandts Kniefall in Warschau, US-Präsident John F. Kennedy nach dem Mauerbau in Berlin, das "Wunder von Bern" 1954 - Bilder lösen Emotionen aus.
Hoffnung: Selfie mit Angela Merkel
Ein Flüchtling macht am 10. September 2015 ein Selfie mit der Bundeskanzlerin, als sie eine Erstaufnahme-Einrichtung für Asylsuchende in Berlin besucht. Zu diesem Zeitpunkt überwiegt in Deutschland noch die Willkommenskultur. Sie ist bei vielen längst in Skepsis, Ablehnung und Hass umgeschlagen.
Scham I: Der Kniefall von Warschau
Bundeskanzler Willy Brandt legte am 7. Dezember 1970 am Ehrenmal für die Toten des Warschauer Ghettos einen Kranz nieder. Kurz danach sank er auf die Knie. Mit dieser überraschenden Geste bat der Sozialdemokrat um Vergebung für die im deutschen Namen begangenen Verbrechen in der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Brandt sagte später, er habe getan, "was Menschen tun, wenn die Sprache versagt".
Scham II: Mord aus falsch verstandener Ehre
Am 7. Februar 2005 wurde die 23-jährige Hatun Sürücü in Berlin von einem ihrer Brüder erschossen. In seinen Augen hatte die Schwester die Familien-Ehre beschmutzt, weil sie sich von ihrem Mann getrennt hatte. Das Schicksal der Muslimin zeigt, wie religiöser Fanatismus bei den davon Betroffenen Schamgefühle auslösen kann, die für Andere tödlich enden können.
Zuneigung I: "Rosinenbomber" in Berlin
Während der sowjetischen Blockade West-Berlins 1948/49 richteten die USA und Großbritannien eine Luftbrücke ein, um die rund zwei Millionen eingeschlossenen Menschen zu versorgen. Manche Piloten warfen für Kinder an kleinen Fallschirmen Schokolade ab. Auch deswegen hießen die Flugzeuge im Volksmund "Rosinenbomber".
Zuneigung II: Sozialistischer Bruderkuss
Am 4. Oktober 1979 war der sowjetische Staatschef Leonid Breschnew (l.) zu Besuch in Ost-Berlin. Zum Zeichen der propagandistisch aufgeladenen sozialistischen Völkerfreundschaft zelebrierte der Gast aus Moskau mit DDR-Staatschef Erich Honecker den Bruderkuss. Das Bild diente Dimitri Vrubel nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 als Vorlage für sein berühmtes Gemälde an der East Side Gallery.
Begeisterung I: "Das Wunder von Bern"
Völlig unerwartet wurde Deutschland am 4. Juli 1954 in Bern Fußball-Weltmeister durch ein 3:2 gegen die hochfavorisierten Ungarn. Begeisterte Fans trugen ihre Helden auf den Schultern: Kapitän Fritz Walter, Horst Eckel und Trainer Sepp Herberger (v.l.). Der Triumph neun Jahre nach dem Ende des von den Nazis ausgelösten Zweiten Weltkriegs gab den Deutschen neues Selbstbewusstsein.
Begeisterung II: Kennedy in West-Berlin
Weit über eine Million Menschen säumten die Straßen, als US-Präsident John F. Kennedy (l.) am 26. Juni 1963 den freien Teil Berlins besuchte. Begleitet wurde er vom damaligen Regierenden Bürgermeister Willy Brandt (M.) und Bundeskanzler Konrad Adenauer (r.). Legendär wurde Kennedys Satz in seiner Rede vor dem Schöneberger Rathaus: "Ich bin ein Berliner."
Misstrauen: Helmut Schmidt wird gestürzt
Am 1. Oktober 1982 wurde Bundeskanzler Helmut Schmidt (r.) durch ein sogenanntes konstruktives Misstrauensvotum gestürzt. Die oppositionellen Konservativen (CDU/CSU) benötigten dafür Stimmen der Freien Demokraten (FDP), die seit 1969 eine Koalition mit Schmidt Sozialdemokraten bildeten. Zu Schmidts Nachfolger wurde Helmut Kohl (CDU) gewählt. Seine Amtszeit endete 1998.
Wut: Demonstration gegen Paragraph 218
In Paragraph 218 des Strafgesetzbuches ist geregelt, unter welchen Voraussetzungen eine Schwangerschaft beendet werden darf. Unter dem Einfluss der 68er-Bewegung forderte ein Teil der Frauenbewegung, den Paragrafen ersatzlos zu streichen. Oft gingen sie, wie hier 1975 in Bonn, auf die Straße. Noch heute geht bei diesem Thema ein tiefer Riss durch die Gesellschaft.