Ausstellung: Picasso und der Zweite Weltkrieg
Seine Bilder galten als entartet. Trotz eines Ausstellungsverbots blieb Picasso im von Nazis besetzten Paris. Die Schau "Pablo Picasso. Kriegsjahre 1939 bis 1945" gibt nun Einblick in sein Schaffen während des Krieges.
Morbides Stillleben
"Ich habe nicht den Krieg gemalt, weil ich nicht zu der Sorte von Malern gehöre, die wie ein Fotograf etwas darzustellen suchen. Aber ich bin sicher, dass der Krieg Eingang genommen hat in die Bilder, die ich geschaffen habe." In den Kriegsjahren widmet sich Picasso den klassischen Gattungen der Malerei: Porträts, Akte oder Stillleben wie "Drei Schafsschädel" (1939) - mit bitterem Unterton.
Entartet und verboten
1940 besetzen die Nationalsozialisten Paris. Picasso, der seit 1904 hier lebt, flieht unmittelbar vor Kriegsbeginn nach Südfrankreich. Ein Jahr später kehrt er jedoch trotz Besatzung im August 1940 in sein Pariser Atelier zurück. Obwohl die Nazis ein Ausstellungsverbot verhängen, bleibt der "entartete" Maler bis Kriegsende in seiner französischen Wahlheimat - anders als viele seiner Kollegen.
Jenseits des Atlantiks
"Picasso ins Irrenhaus!" An derartige Schlachtrufe soll sich Malerkollege André Lhote erinnert haben. Dennoch beantragt Picasso 1940 die französische Staatsbürgerschaft. Der Antrag wird aufgrund seiner politischen Gesinnung - seiner Nähe zum Kommunismus - abgelehnt. In Paris "entartet" und verboten, in New York gefeiert: Das MoMA zeigt 1939/1940 eine erfolgreiche Picasso-Retrospektive.
Keine Friedenstaube
Vor dem Zweiten Weltkrieg bezieht Picasso politisch sehr deutlich Stellung. So verhöhnt er unter anderem in einem illustrierten Band General Franco als Zwerg oder jämmerlichen Don Quijote. Die Einnahmen spendet er der spanischen Flüchtlingshilfe, Eintrittsgelder seiner Ausstellungen vermacht er den Republikanern. Dagegen wirken die Werke der Kriegsjahre eher harmlos, wie diese Taube von 1942.
Auf den Kontext kommt es an
"Warum, glauben Sie, datiere ich alles, was ich mache? Weil es nicht genügt, die Arbeiten eines Künstlers zu kennen, man muss auch wissen, wann, warum, wie und unter welchen Bedingungen er sie schuf", erklärt Picasso 1943. Dieses "Stillleben mit Stierschädel" entsteht ein Jahr zuvor. Schädel, als mögliches Sinnbild für Vergänglichkeit, sind ein häufig wiederkehrendes Motiv seiner Kriegsjahre.
Aufatmen?
1944 befreien die Alliierten Paris. Picasso wird als Überlebender gefeiert. Er tritt der Kommunistischen Partei bei. Einige Genossen werfen ihm jedoch vor, künstlerisch zu unpolitisch gewesen zu sein. Er entgegnet: Der Künstler ist ein "politisches Wesen, das ständig im Bewusstsein der zerstörerischen, brennenden oder beglückenden Weltereignisse lebt und sich ganz und gar nach ihrem Bilde formt."
Friedenszeiten
Nach dem Zweiten Weltkrieg reist Picasso häufig nach Südfrankreich. 1945 ändert sich sein Stil erneut, er interpretiert die alten Meister neu und tritt mit ihnen in einen Wettstreit. Picasso bleibt politisch engagiert, nimmt unter anderem an Weltfriedenskongressen teil. In dieser Zeit entsteht auch seine Zeichnung einer Friedenstaube, bis heute ein weltweit bekanntes Symbol.
Die Ausstellung, der Maler und der Krieg
"Pablo Picasso. Kriegsjahre 1939 bis 1945" zeigt den Menschen und Künstler in einer verstörenden Zeit der Bedrohung und Zerstörung. Die Schau ist vom 15.02. bis zum 14.06.2020 im K20 in Düsseldorf zu sehen und entstand in Zusammenarbeit mit der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und dem Museum von Grenoble sowie in Kooperation mit dem Nationalen Picasso-Museum Paris.