Australisches Militär startet Evakuierung
3. Januar 2020Die Szenerie hat apokalyptische Dimensionen: Die Luft ist von der Asche braun gefärbt, Menschen gehen nur noch mit Mundschutz vor die Tür - wenn sie überhaupt noch ein Haus haben. Im Südosten Australiens wüten zahlreiche Buschfeuer, viele von ihnen sind außer Kontrolle geraten.
In der Stadt Mallacoota harren seit Tagen rund 1000 Anwohner und Touristen am Strand aus, an den sie sich mit ein paar Habseligkeiten vor dem Inferno geflüchtet hatten. Weil die Flammen ihnen den Rückweg abschneiden, sollen sie jetzt vom Militär in Sicherheit gebracht werden.
Vor der Küste liegt die HMAS Choules. In kleinen Landungsbooten holen Soldaten die erschöpften Menschen vom Strand auf das Spezialschiff, das für derartige Rettungseinsätze ausgerüstet ist.
Tausende auf der Flucht
In den Bundesstaaten New South Wales und Victoria sollen mehr als ein Dutzend Städte evakuiert werden, darunter auch beliebte Touristenorte. Es bildeten sich lange Staus auf den Ausfallstraßen, vielerorts wurde das Benzin knapp.
In New South Wales ist es bereits der dritte Notstand dieser Brandsaison, für den Nachbarstaat Victoria ist es das erste Mal in seiner Geschichte. Dort allein werden 28 Menschen vermisst.
Die für Katastrophen zuständige Ministerin, Lisa Neville, rief die Bewohner dringend dazu auf, die Feuergebiete zu räumen. "Sie sollten weg, um Ihr Leben zu retten. Wenn Sie das nicht tun, schicken wir die Polizei, damit Sie diese Botschaft verstehen."
Premierminister in der Kritik
In Australien sind die Feuer auch ein Politikum. Premierminister Scott Morrison, ein Kohle-Förderer, sieht die Brände als Naturkatastrophe und lehnt es ab, seine Klimapolitik zu ändern. Er wurde dafür kritisiert, dass er während der Krise nach Hawaii fuhr - woraufhin er seinen Urlaub abbrach. Bei einem Besuch im Feuergebiet, in Cobargo, wurde Morrison am Donnerstag von wütenden Anwohnern beschimpft.
Meteorologen warnen vor einer neuen Hitzewelle am Samstag. Dann könnten die Temperaturen über 45 Grad Celsius steigen und zusammen mit starken Winden die Feuer erneut anfachen. Erst für die darauffolgenden Tage rechnen die Experten mit etwas günstigeren Witterungsbedingungen.
mak/stu (afp, dpa)