Auszeichnung für Börsenpropheten
14. Oktober 2013"Bei diesem Preis geht es um Vorhersehbarkeit", fasste der Ständige Sekretär der Nobel-Akademie, Staffan Normark, die Begründung zusammen. Der diesjährige Wirtschaftsnobelpreis würdigt die Forschung von Eugene Fama, Robert J. Shiller und Lars Peter Hansen zur Preisbewegung von Geldanlagen, zum Beispiel Aktien und Anleihen. Das Besondere an den Arbeiten der Preisträger sei ihr Praxisbezug: Sie veränderten nicht nur die Sichtweise unter Forschern, sondern beeinflussten auch die Marktpraxis in vielerlei Hinsicht, sagte Per Krusell vom Institut für Internationale Wirtschaftsstudien der Universität Stockholm in der Begründung der Jury.
Bereits seit den 1960er Jahren zeigten Eugene Fama und seine Mitarbeiter, dass sich Aktienkurse über einen kurzen Zeitraum, über wenige Tage oder Wochen, extrem schwer vorhersagen lassen. Diese Erkenntnisse führten unter anderem dazu, dass Index-Fonds eingeführt wurden - sie bilden den Wert von Aktienindizes ab.
Langfristige Prognosen möglich
Umso verblüffender waren die Entdeckungen von Robert Shiller: In den frühen 1980er Jahren stellte er fest, dass sich Trends in der Preisentwicklung von Aktien und Anleihen sehr wohl vorhersagen lassen - allerdings nur über den Zeitraum von mehreren Jahren. Der Yale-Professor wurde schon seit vielen Jahren als Kandidat für den Nobelpreis gehandelt. Shiller hatte schon frühzeitig vor einem Zusammenbruch der US-Immobilienmärkte gewarnt. 2009, mit dem Crash der Lehman-Bank, trafen seine Vorhersagen ein - und die Welt stürzte in die Finanzkrise.
"Finanzwissenschaft ist eine Theorie, die viele kontroverse Elemente hat, aber eben auch viel Wissen beinhaltet, das wichtig für die Gesellschaft ist und hilft, das Gemeinwohl zu verbessern. Ich freue mich, dass wir hierfür diese Anerkennung bekommen haben", sagte Shiller in einem Interview, das unmittelbar nach Bekanntgabe der Gewinner live übertragen wurde.
Der dritte Preisträger, Lars Peter Hansen, lehrt wie Fama an der University of Chicago. Er entwickelte Methoden, die bei der Bewertung von Vermögenspreisen hilfreich sind.
Ein Nobelpreis, der eigentlich keiner ist
Der Nobelpreis der Ökonomie ist umstritten: Im Gegensatz zu den anderen Preisen ist er nicht vom schwedischen Erfinder Alfred Nobel, sondern von der Schwedische Reichsbank gestiftet. 1969 wurde dieser Preis zum ersten Mal verliehen. Das Auswahlverfahren richtet sich nach dem der anderen Nobelpreise: Frühere Preisträger und eine Gruppe weiterer Wissenschaftler und Institutionen schlagen dem fünfköpfigen Auswahlkomitee der Schwedischen Akademie der Wissenschaften ihre Kandidaten vor. Das Komitee trifft hieraus eine Vorauswahl, die es der Akademie zur Abstimmung vorlegt. Und auch das Preisgeld ist mit dem der "echten" Nobelpreise identisch. Es beträgt acht Millionen schwedische Kronen; das entspricht etwa 920.000 Euro.
Dass der diesjährige Preis in die USA geht, überrascht kaum: Seit der Jahrtausendwende hat es kein Wissenschaftler aus einem anderen Land mehr geschafft, den Wirtschaftsnobelpreis zu gewinnen. Insgesamt sind gut drei Viertel der seit 1969 verliehenen Medaillen an Ökonomen in den USA gegangen. Als einziger Deutscher erhielt der Bonner Volkswirt und Mathematiker Reinhard Selten im Jahr 1994 den begehrten Preis: Die Schwedische Akademie der Wissenschaften zeichnete ihn und zwei US-amerikanische Forscher für ihre gemeinsamen Leistungen auf dem Gebiet der Spieltheorie aus. Die einzige Frau, die den Wirtschafts-Nobelpreis bislang gewonnen hat, ist die Amerikanerin Elinor Ostrom.
Bis Fama, Hansen und Shiller ihre Medaillen entgegen nehmen können, müssen sie sich noch etwas gedulden: Alle Nobelpreise werden traditionsgemäß am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel, überreicht.