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Internationaler Literaturpreis für Michail Schischkin

16. Juni 2011

Seit 2009 vergibt das Berliner Haus der Kulturen den Internationalen Literaturpreis. Gewürdigt werden Autoren, deren Werke zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt worden sind.

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Michail Schischkin (Foto: Yvonne Böhler)
Michail SchischkinBild: Yvonne Böhler

Für die Jury ist er "eine Neuentdeckung für die deutschen Leser" – der russische Schriftsteller und Journalist Michail Schischkin, der den Internationalen Literaturpreis 2011 erhält. Sein Roman "Venushaar", ins Deutsche übersetzt von Andreas Tretner, ist bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. In seinem Heimatland Russland wird Schischkin hoch gehandelt. Er hat dort so bedeutende Literaturpreise erhalten wie den russischen Booker-Preis und den nationalen Buch-Preis. Von den Kritikern wird er mit den ganz Großen der russischen Literaturgeschichte verglichen: mit Tolstoi, Michail Bulgakow und Vladimir Nabokov.

Brücke zur Gegenwart

Buchcover 'Vernushaar' (Foto: Deutsche Verlagsanstalt)
Bild: DVA
"Venushaar" ist das erste seiner Werke, das ins Deutsche übersetzt worden ist. In dem Roman geht es um die Überwindung des Todes durch die Liebe und die Kunst. Asylbewerber aus der ehemaligen Sowjetrepublik erzählen aus ihrem Leben, ein "Dolmetsch" übersetzt diese Erlebnisse für die Schweizer Behörden – es entsteht ein Kaleidoskop von Schicksalen, die so drastisch sind, dass Wahrheit und Dichtung nicht mehr von einander zu trennen sind. "Manche Schriftsteller sehen sich als Herren ihrer Romane. Ich selbst fühle mich eher als ihr Diener. Erst wenn eine Geschichte mich an den Schreibtisch ruft, entsteht ein Roman", sagt Michail Schischkin. "Venushaar" ist 2005 im Original erschienen und schon seit vier Jahren als Bühnenfassung in Moskau zu sehen.

Der Roman besteche durch seine "Experimentierfreude und stilistische Vielfalt" – so begründet die Jury ihre Wahl. "Er schlägt mit großer sprachlicher Kraft die Brücke von der Revolutionsepoche in die Gegenwart, einschließlich des russisch-tschetschenischen Konflikts und der Asylsuchenden in der Schweiz." Dort – in Zürich – lebt der gebürtige Moskauer seit 1995. Inzwischen liegen vier Romane von ihm vor, einige davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden.

Auszeichnung auch für Übersetzer

"Wir wollten die Vielstimmigkeit der Weltliteratur deutschen Lesern näher bringen", erklärt Susanne Stemmler vom Haus der Kulturen der Welt. Sie hat den Preis vor drei Jahren aus der Taufe gehoben. Eine Jury namhafter Literaturkritiker, Journalisten, Übersetzer und Autoren ermittelt die Preisträger in einem mehrstufigen Verfahren. Eine Besonderheit besteht darin, dass nicht nur den Autor, sondern auch der Übersetzer gewürdigt wird. Dotiert ist der Preis mit 35.000 Euro – anteilig 25.000 Euro für den Autor und 10.000 Euro für den Übersetzer.

Die Verleihung des Internationalen Buchpreises findet in Anwesenheit der Preisträger am 29. Juni in Berlin statt.

Autorin: Gudrun Stegen
Redaktion: Petra Lambeck