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Wer schreibt für Wiki?

Marc von Lüpke11. März 2014

Wikipedia ist das Lexikon des digitalen Zeitalters. Doch fällt es dem freien Online-Lexikon immer schwerer neue Autoren zu gewinnen. Nun suchen die Wikipedianer nach Lösungen für das Problem.

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WikiCon 2013 Wikipedia-Konferenz (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Über 1,6 Millionen Seiten umfasst allein die deutschsprachige Wikipedia. Doch während die Beliebtheit der Wikipedia immer weiter steigt, gibt es immer weniger Menschen, die sich ehrenamtlich für das freie Onlinelexikon engagieren. Es fehlt an Autoren, die Artikel schreiben und das Lexikon so aktuell halten. Bei der englischsprachigen Wikipedia sank die Zahl der Autoren von etwa 51.000 innerhalb von fünf Jahr auf gute 30.000 im Jahr 2013. In Deutschland stagniert die Zahl der Autoren bei etwa 6500.

Jeder kann mitmachen

Ein erstaunlicher Trend, wenn man bedenkt, dass jeder bei Wikipedia mitmachen kann. "Wikipedia ist ein Projekt zum Aufbau einer Enzyklopädie aus freien Inhalten in über 280 Sprachen, zu dem du mit deinem Wissen beitragen kannst", lädt die deutschsprachige Wikipedia-Seite jeden Menschen ein.

Warum also engagieren sich nicht viel mehr Internetnutzer für die Wikipedia? "Viele schreckt natürlich die Form ab, in der Wikipedia geschrieben ist", meint der Wikipedia-Autor Gereon Kalkuhl, der seit etwa sieben Jahren dabei ist und unter dem Benutzernamen Gereon K. schreibt. "Das ist im Endeffekt ein abgespecktes HTML. Man muss also bestimmte Zeichen benutzen, um die Formatierung so hinzubekommen, dass sie als fertiger Artikel mit Überschriften, Absätzen und mit externen und internen Verlinkungen auf dem Bildschirm erscheint."

Die Wikipedia-Autorin Marca2011, die seit kurzem an dem freien Online-Lexikon mitschreibt und anonym bleiben möchte, kennt diese Schwierigkeit der Wikipedia-Oberfläche genau: "Ich fände es viel, viel praktischer, wenn es eine Art Word-Oberfläche wäre." Neuerdings bietet die Wikipedia in der Tat eine vereinfachte Eingabemöglichkeit. Mit dem "Visual Editor" können Autoren gleich sehen, wie der fertige Artikel aussehen wird, ohne sich mit beschwerlichen HTML-Zeichen plagen zu müssen.

Fallstricke bei Wikipedia

Aber nicht nur technische Schwierigkeiten können neuen Wikipedia-Autoren den Anfang schwer machen. Die Wikipedia-Gemeinschaft hat mittlerweile viele Regeln für Artikel ausgearbeitet. "Ein Artikel, den ich geschrieben habe, wurde in der Qualitätssicherung eingetragen", meint Marca2011. "Nicht, weil der Artikel schlecht war, sondern weil ich keine Kategorien eingetragen habe. Mir war nicht bewusst, dass das nötig ist." Kein Problem für den Wikipedia-Administrator Gereon K. Er meint: "Jemand, der neu bei Wikipedia ist, kann am Anfang nicht alles richtig machen." Um neuen Autoren den Anfang bei Wikipedia leichter zu machen, gibt es seit 2007 ein Mentorenprogramm. "Das Inhaltliche war nicht mein Problem. Für mich bestand die Schwierigkeit darin, wie man die Inhalte technisch umsetzt", meint Marca2011, die selbst vom Mentorenprogramm profitiert hat.

Screenshot Wikipedia Mentoren Programm
Neue Autoren bekommen bei Wikipedia Hilfe

Mit den Informationen meint es Wikipedia aber bisweilen zu gut. "Neue Autoren werden mit Willkommensbausteinen begrüßt, die 50 Links enthalten. Das sagt ihnen in etwa: 'Das ist schön, dass du für uns Artikel schreiben willst, aber zuvor quäle dich doch bitte eine Woche lang durch Regelseiten!‘", meint der langjährige Wikipedianer Elop. Einer Information sollten Neuautoren allerdings auf jeden Fall Aufmerksamkeit schenken, bevor sie mit dem Schreiben beginnen: Um das Online-Lexikon nicht mit irrelevanten Informationen zu überfluten, existieren Relevanzkriterien. "Wikipedia ist kein Telefonbuch", meint Gereon K. "Über die Frage, was wichtig ist und was nicht, gibt es oft Streitigkeiten", gibt der Wikipedia-Administrator aber zu.

Der Ton macht die Musik

Zum Streit kann es in der Wikipedia aus vielerlei Gründen kommen. Dabei ist der Umgangston bisweilen äußerst rau. "Ich finde es gleichermaßen faszinierend und befremdend bei Wikipedia, wie gnadenlos teilweise die Leute aufeinander losgehen", meint Marca2011. "Mir scheint, dass nicht wenigen diese Streitereien auch Spaß machen. Auf jeden Fall stecken sie enorm viel Zeit und Energie hinein." Sie selbst hält sich weitgehend von Themenfeldern fern, die Streit anziehen – also Politik oder beispielsweise Geschlechterfragen. "Manche Neuautoren, glaube ich, werden auch vom Umgangston abgeschreckt", meint Gereon K.

Wikimania 2013 in Hong Kong (Foto: dpa)
Wikipedianer unter sich: Die International Wikimedia Conference 2013 in HongkongBild: picture-alliance/dpa

Neben aller Kritik macht die Arbeit an der Wikipedia aber vor allem Spaß. "Ich fand es spannend, wie aus Freiwilligenarbeit eine Enzyklopädie entsteht", meint Marca2011 über ihre Motivation mitzuschreiben. Schließlich profitieren alle Menschen von einer umfassenden Wikipedia. Wer Lust hat, sich selbst einmal als Autor bei Wikipedia zu versuchen, ist herzlich eingeladen. Viele Wikipedianer stehen mit Rat und Tat zur Seite. Und auch Fehler sind im digitalen Lexikon kein Problem. Schließlich lassen sie sich in Windeseile korrigieren – ein klarer Vorteil der Wikipedia gegenüber dem gedruckten Buch.