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Dr. Karin Pirc hat sich der Ayurveda-Medizin verschrieben

31. Dezember 2011

Ayurveda ist die älteste ganzheitliche Naturheilkunde der Welt. Die deutsche Ärztin Karin Pirc gilt auch in Indien, dem Ursprungsland des Ayurveda, als Fachfrau für die Behandlung von Menschen nach diesem Heilprinzip.

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Dr. Karin Pirc, leitende Ärztin der Maharishi Ayurveda Privatklinik Bad Ems (Foto: Maharishi Ayurveda Privatklinik Bad Ems)
Dr. Karin PircBild: Maharishi Ayurveda Privatklinik Bad Ems

Ayurveda wird traditionell in Indien, Sri Lanka und Nepal angewendet. Doch auch die Maharishi Ayurveda Privatklinik in Bad Ems ist eine anerkannte Heilstätte für diese ganzheitlichen Medizinverfahren. Die leitende Ärztin und Buchautorin, Dr. Karin Pirc, berichtet im Gespräch mit der DEUTSCHEN WELLE über die Wirkung von Ayurveda.

DW-World.de: Frau Dr. Pirc, wie wenden Sie Ayurveda für sich an?

Dr. Karin Pirc: Ich versuche die Naturgesetze einzuhalten, mit ausreichend Schlaf, vollwertiger Ernährung und regelmäßiger Nahrungsaufnahme, vor allem nicht mehr allzu spät am Abend zu essen. Aber wir sündigen natürlich auch ab und zu. Das lässt sich hier in der westlichen Welt nicht vermeiden.

DW-World.de: Kann man Ayurveda denn überhaupt auf die westliche Zivilisation übertragen?

Dr. Karin Pirc: Das ayurvedische Wissen kommt zwar aus dem Himalaya-Gebiet, und in Indien wurde es ursprünglich angewendet, aber es basiert darauf, gemäß der Naturgesetze zu handeln, nach denen wir Menschen gesund funktionieren. Und die Prinzipien sind in allen Kulturen gleichermaßen gültig. Und wir versuchen unseren Patienten viel Wissen weiter zu geben, ein gesünderes Leben zu führen und das heißt, fröhlicher und ausgeglichener zu sein, langsamer zu altern, also ein erfüllenderes Leben zu führen, als die meisten Menschen das heute für möglich halten.

DW-World.de: Wie wird man denn fröhlicher und freier?

Dr.Karin Pric: Im Ayurveda gibt es 20 Therapien, einige beziehen sich darauf, möglichst wenige Toxinen, also Umweltgifte im Körper einzulagern. Und wenn der Körper sich während der Kurbehandlung entgiftet, wird der Mensch automatisch fröhlicher. Auch das ist ein Naturgesetz. Neben Schlaf, gesunder Ernährung gehören auch Meditation, Atemübungen und Sport dazu, der nicht überfordert. Ziel ist es, den Menschen ins Gleichgewicht zu bringen.

DW-World.de: Durch die Umweltbelastungen ist der Mensch anders vergiftet als bei der Erfindung des Ayrveda. Wie wirkt sich das auf die Behandlung aus?

Dr. Karin Pirc: Früher sammelten die Menschen vielleicht ein paar Toxine auf, weil sie sich übergessen hatten. Heute atmen wir durch die Autoabgase Gifte ein. Wir lagern sie beispielsweise durch die Aromastoffe, Haltbarkeitsstoffe, Schwermetalle, Pflanzenschutzmittel im Bindegewebe ein, die der Nahrung zugesetzt wurden, die wir essen. Man kann davon ausgehen, dass wir diese Stoffe nicht allzu gut vertragen. Aber die frohe Kunde ist, dass durch die ayurvedischen Heilverfahren, die bei Güssen und Massagen viel Öl verwenden, die fettlöslichen Umweltgifte aus dem Körper rausziehen. Inzwischen ist messbar, dass durch eine 12-tägige Panchakarma-Reinigungskur dem Organismus so viele Gifte entzogen werden, für die er sonst, durch die ursprünglich natürlichen Entgiftungsprozesse, 25 Jahre benötigen würde. Wir können so Schädigungen im Nervensystem verhindern und Allergien lindern bzw. heilen.

DW-World.de: Wie funktioniert denn das Prinzip, wie fördert der Körper die Schlacken, die sich beispielsweise im Bindegewebe angelagert haben, wieder aus dem Körper raus?

Dr. Karin Pirc: Der Körper schützt sich vor solchen Schlacken, in dem er sie im Bindegewebe einmauert. Und im Ayurveda haben wir eine Aufeinanderfolge von Therapien, die eine perfekte und verblüffend intelligente Wirkung zeigen. Wir geben innerlich ölhaltige Substanzen ein, wie gereinigtes Butterfett, angereichert mit Heilkräuterzusätzen. Und wir streichen die Haut von außen mit Ölen ein. Die fetthaltigen Schadstoffe werden nicht durch das Trinken von Wasser ausgeschwemmt, sondern sie werden im Körper an ölhaltige Substanzen gebunden, und durch Überwärmung, bei Dampfbädern oder heißen Packungen, werden diese Toxine in Bewegung gebracht und anschließend zu den Ausscheidungsorganen wie dem Darm transportiert. Der dritte Schritt besteht darin, durch Abführmittel und Einläufe dafür zu sorgen, dass die Gifte den Körper verlassen.

DW-World.de: Ist Ayurveda eher Wellness oder Medizin?

Dr.Karin Pirc: Wir drei Ärzte hier im Haus betrachten Ayurveda als vollständige medizinische Therapie. In vielen touristischen Einrichtungen wird eine abgespeckte Form des Ayurveda angeboten. Sie dienen vorrangig der Entspannung. Eine Vielzahl unserer Gäste kommt zur Vorbeugung, aber auch wegen Erschöpfungszuständen und Schlafstörungen. Wir praktizieren beispielsweise die Pulsdiagnose. Unsere erfahrenen Therapeuten erkennen schon durch Fühlen des Pulses anfängliche Anzeichen des Ungleichgewichts im Körper. Ein erheblicher Teil kommt mit ernsthaften chronischen Erkrankungen zu uns, das sind Menschen, denen die Schulmedizin nicht mehr helfen konnte. Sie hatten nur die Aussicht, dass ihre Symptome durch Medikamente unter Kontrolle gehalten werden. Die Gäste erhalten dann bei uns einen, auf sie individuell abgestimmten Therapieplan. Wir können im Ayurveda so ziemlich alles heilen, wenn genügend Zeit zur Verfügung steht und Geld, weil die Krankenkassen die Behandlung nicht bezahlen. Das Gesundheitssystem zahlt aber für das dauerhafte Management der Krankheiten wie für Cortison. Wird das Mittel dann allerdings abgesetzt, sind die Symptome bei dem Betroffenen wieder spürbar. Ayurveda ist eher eine sanfte Methode, die daran arbeitet, die Krankheit endgültig zu beseitigen.

Das Gespräch führte Karin Jäger
Redaktion: Dirk U. Kaufmann