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Börsenkrise geht weiter

10. August 2007

Erneut pumpen die Notenbanken Milliardensummen auf den Markt, um die Folgen der US-Immobilienkrise abzumildern. Die internationalen Aktienmärkte befinden sich weiter im freien Fall.

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Börsenmakler in Japan, Quelle: AP
Angespannte Lage in Tokio: Erneut fiel der Nikkei-Index nach untenBild: AP

Die weltweite Finanzkrise hat zum zweiten Mal innerhalb von 24 Stunden die Notenbank des Euroraums auf den Plan gerufen. Die Europäische Zentralbank (EZB) stellte am Freitag (10.8.07) erneut 61 Milliarden Euro zur Verfügung. Die EZB hatte schon am Donnerstag mit einem so genannten "Schnelltender" von fast 95 Milliarden Euro frisches Geld in den Markt gepumpt. Am Freitag folgten weitere 61 Milliarden Euro zu einem Zinssatz von 4,08 Prozent.

Dabei griffen 62 Banken zu - das waren 13 mehr als am Vortag, als knapp 95 Milliarden Euro ausgezahlt wurden. Erstmals seit den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001 sah sich die EZB wieder zu solch einem Notfalleingriff gezwungen.

Zentralbanken helfen mit "Schnelltender"

Am Donnerstag mussten immer höhere Zinsen für Geld gezahlt werden. Hintergrund der anziehenden Zinsen waren die US-Immobilienkrise und ihre möglichen Folgen für Banken und Märkte. Zentralbanken steht in solch angespannten Situationen das Instrument des Schnelltenders zur Überbrückung von Engpässen zur Verfügung: Um Liquiditätsschwankungen auszugleichen, werden den Banken Kredite zu einem bestimmten Prozentansatz angeboten. Damit fließt frisches Geld in den Markt.

Der Chefvolkswirt der DekaBank, Ulrich Kater, reagierte auf die Intervention der EZB gelassen. "Was die Märkte gegenwärtig machen, ist eine psychologische Überreaktion. Keiner traut sich mehr vor die Tür, weil er meint, der Nachbar hätte eine ansteckende Krankheit", sagte er n-tv. Dabei seien aber die allermeisten "doch sehr gesund".

Die EZB agierte mit ihren Interventionen im Konzert mit den anderen großen Notenbanken der Welt. Auch die japanische Zentralbank versorgte zuvor den Markt mit rund sechs Milliarden Euro. Bereits am Donnerstag hatte die Notenbank der USA, die Federal Reserve (Fed), rund 24 Milliarden Dollar (etwa 17,48 Milliarden Euro) an frischem Geld in den Markt gepumpt. Am Freitag erklärte die Fed dann, sie werde alles tun, um den ordentlichen Ablauf der Finanzmärkte zu erleichtern.

Aktienkurse weiter auf Talfahrt

Die Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten gingen dennoch weiter, die Aktienbörsen befanden sich auf Talfahrt: An den asiatischen Börsen in Tokio, Seoul, Hongkong, Schanghai und Singapur kam es nach Angaben von Händlern zu panikartigen Verkäufen. An der asiatischen Leitbörse in Tokio verlor der Nikkei-Index für 225 führende Werte am Freitag 2,37 Prozent und schloss mit 16.764 Punkten.

o-Skultptur vor der Zentrale der Europäischen Zentralbank, Quelle: AP
Helfer in der Not? Erneut griff die Europäische Zentralbank in den Markt einBild: AP

Neben Finanztiteln zählten zu den größten Verlierern Aktien von Unternehmen, dessen Exporte stark vom US-Markt abhängig sind. So büßten die Papiere des Automobilherstellers Toyota sowie des Elektronikkonzerns Samsung stark ein. In Australien kam es an der Börse in Sydney zum schärfsten Kursabfall seit den Terroranschlägen vom 11. September.

Der bereits am Vortag um mehr als 380 Punkte zurückgegangene Dow Jones Index verlor schon im frühen Handel 1,58 Prozent auf 13.061 Zähler. Und der deutsche Markt präsentierte sich ebenfalls mit Minuszeichen: Der Deutsche Aktienindex (DAX) büßte bis zum Abend 1,14 Prozent auf 7369 Punkte ein, der MDAX verlor 2,55 Prozent auf 9.942 Zähler und der TecDAX 3,50 Prozent auf 884 Punkte. Die Verliererliste im DAX mit jeweils mehr als vier Prozent Rückgang führten Deutsche Börse, Commerzbank und Postbank an.

Trotz Geldspritzen hohe Zinssätze erwartet

Trotz der EZB-Finanzspritze sehen die Volkswirte aber kein Ende der Zinserhöhungen im Euro-Raum. Die EZB hatte am Donnerstag ihre Bereitschaft bekräftigt, die Leitzinsen im September auf 4,25 Prozent zu erhöhen - das wäre der höchste Stand seit sechs Jahren. Zwar könnte die Notenbank nach Einschätzung von Volkswirten diesen Zinsschritt auch verschieben und auf eine weitere Erhöhung in diesem Jahr ganz verzichten, wenn sich die Märkte nicht beruhigen.

Viele Experten - etwa bei der Commerzbank - sind jedoch überzeugt, dass die EZB ihren Zinserhöhungsprozess nicht stoppen oder gar die geldpolitischen Zügel lockern wird. Eine schnelle Zinssenkung der amerikanischen Fed angesichts der US-Hypothekenkrise gilt unter Fachleuten ebenfalls als unwahrscheinlich. (tos)