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Film

"Babylon Berlin": Vierte Staffel läuft an

Christine Lehnen
7. Oktober 2022

In der neuen Staffel der teuersten deutschen Fernsehserie ermitteln Kommissar Rath und Charlotte Ritter im Berlin des Jahres 1931. Was bisher geschah.

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Liv Lisa Fries steht als Charlotte Richter mit umhängender Kamera umgeben inmitten von SA-Männern.
Charlotte Ritter (gespielt von Liv Lisa Fries) inmitten von "Braunhemden" in der 4. Staffel von "Babylon Berlin"Bild: Frederic Batier/X Filme/ARD Degeto/Sky Beta/dpa/picture alliance

Am Samstag (08.10.2022) läuft um 20:15 Uhr die vierte Staffel der historischen Krimi-Serie "Babylon Berlin" auf dem Pay-TV-Sender "Sky One" an. Die ARD wird sie im Jahr 2023 zeigen. Weltpremiere feierte die Serie bereits rund zwei Wochen zuvor im Delphi-Filmpalast in Berlin.

Die Serie, die auf der Gereon-Rath-Buchreihe des Kölner Autors Volker Kutscher basiert, hat weltweit von sich Reden gemacht. Sie wurde in über 90 Länder verkauft, in den USA sicherte sich Netflix die Rechte. Mit rund 40 Millionen Euro Budget war schon die erste Staffel die teuerste Serie in der deutschen Filmgeschichte. Nun will man mit der vierten Staffel an bisherige Erfolge anknüpfen.

Was bisher geschah

In "Babylon Berlin" geht es um den Kriminalkommissar Gereon Rath, der im Jahr 1929 aus seiner Heimatstadt Köln nach Berlin versetzt wird, um dort für die Sittenpolizei zu ermitteln. Als Veteran des Ersten Weltkrieges leidet Rath unter einer posttraumatischen Belastungsstörung und nimmt Drogen, um sich selbst zu behandeln. In Berlin lernt er die Stenotypistin und Prostituierte Charlotte Ritter kennen, mit der er einen illegalen Waffenhandel aufdeckt. Dieser spielt sich inmitten eines gewalttätigen Konflikts zwischen zwei kommunistischen Gruppen ab, den Trotzkisten und den Stalinisten.

In der zweiten Staffel wird Rath zur Kriminalpolizei versetzt und ermittelt gegen verfassungsfeindliche Rechtsextreme, aber erfolglos. Charlotte Ritter sichert sich eine Stelle als Kriminalassistentin bei der Polizei. So ermitteln sie in der dritten Staffel gemeinsam bei einem Dreh in den berühmten Berliner Filmstudios Babelsberg, wo Filmklassiker wie "Der Blaue Engel" mit Marlene Dietrich entstanden. Sie lösen den Fall, aber die Staffel endet mit dem New Yorker Börsencrash im Jahr 1929, der eine Weltwirtschaftskrise nach sich zog.

TV-Serie | Babylon Berlin: Gereon Rath und Charlotte Richter stehen vor einem Zeitungskiosk
Gereon Rath (Volker Bruch) und Charlotte Richter (Liv Lisa Fries) ermitteln in "Babylon Berlin" gemeinsamBild: Frederic Batier/X Filme 2017/dpa/picture alliance

Kontroverse um Hauptdarsteller Volker Bruch

Nach der dritten Staffel folgte in der echten Welt die Corona-Pandemie - und mit ihr eine Kontroverse um den Hauptdarsteller Volker Bruch. Laut netzpolitik.org stellte Bruch im März 2021 einen Antrag auf Aufnahme in der Partei "Die Basis", die der "Querdenken"-Bewegung nahesteht und sich als Widerstand gegen die Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie gründete. Der Verfassungsschutz hat "Querdenken"-Gruppen bundesweit ins Visier genommen.

Bei der Produktionsfirma ARD Degeto, die Teil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist, hielt man diese Nachricht für reine Privatsache. "Wir kommentieren politische Aktivitäten und Haltungen nicht, solange sie nicht gegen geltende Gesetzgebung verstoßen", so eine Sprecherin gegenüber dem Tagesspiegel.

Volker Bruch mimt auch in der vierten Staffel der großzügig mit öffentlichen Geldern geförderten Serie den Hauptkommissar Gereon Rath. Sie basiert auf dem Roman "Goldstein", Band drei von Kutschers Krimi-Zyklus, und spielt im Jahr 1930/1931 inmitten der Weltwirtschaftskrise. Die SA (kurz für "Sturmabteilung") und die kommunistische Rotfront bekämpfen sich auf den Straßen Berlins, während Gereon Rath den Auftrag bekommt, den jüdischen US-Gangster Abraham "Abe" Goldstein als Gefälligkeit für das FBI zu beschatten.

Was geschah im echten Berlin?

Das deckt sich mit den historischen Ereignissen in Berlin im Jahr 1931. Nach dem Ersten Weltkrieg befanden sich Millionen demobilisierter - d.h. aus ihrem Beruf entlassener - Soldaten in Deutschland. Eine Vielzahl von ihnen trat in Kämpferbünde ein. Die Rotfront war der paramilitärische Arm der Kommunistischen Partei, die SA die Kämpferabteilung der NSDAP, der Nationalsozialistischen Partei Deutschlands, der Adolf Hitler vorstand. Aufgrund ihrer Uniform wurden letztere schon in den 1920er-Jahren als "Braunhemden" bekannt. Im Gegensatz zu den Kommunisten vermieden sie Konflikte mit der Staatsmacht der Weimarer Republik und terrorisierten stattdessen Juden, Sozialdemokraten und Kommunisten. Von Polizei und Justiz wurden ihre Gewalttaten kaum verfolgt. 

Im Jahr 1930 attackierte die SA das jüdisch-geführte wichtige Kaufhaus "Warenhaus Wertheim" und zertrümmerte Schaufenster weiterer Geschäfte, die angeblich von jüdischen Inhabern geführt worden sein sollen: ein Vorgeschmack des Terrors, der im Holocaust enden sollte. Drei Jahre später standen SA und SS, die so genannte Schutzstaffel, die ab 1934 für den Betrieb und die Verwaltung von Konzentrationslagern zuständig war und durch die Waffen-SS neben der Wehrmacht auch militärische Aufgaben übernahm, mit den berüchtigten Plakaten vor demselben Kaufhaus. Darauf war zu lesen: "Deutsche! Wehrt euch! Kauft nicht bei Juden".

"Babylon Berlin" setzt anderes Ende als Kutschers Buchreihe

Diese Szene wird es in der Fernsehserie vermutlich auch in späteren Staffeln nicht zu sehen geben; sobald die Handlung das Jahr 1933 erreicht, solle mit der Serie Schluss sein, wie Regisseur Achim von Borries gegenüber dem "Tagesspiegel" äußerte. Er ist neben seinen Kollegen Tom Tykwer und Hendrik Handloegten für die inhaltliche und kreative Umsetzung des Stoffes in den insgesamt 40 Folgen der vier Staffeln verantwortlich. Im Jahr 1933 ergriffen Adolf Hitler und die Nationalsozialisten die Macht. 

TV-Serie | Babylon Berlin: Lars Eidinger in einer Menschenmenge.
Auch Schauspieler Lars Eidinger ist in der vierten Staffel von "Babylon Berlin" wieder zu sehenBild: Frédéric Batier/X-Filme/ARD/SKY/dpa/picture alliance

Der Autor Volker Kutscher möchte mit seinen Büchern derweil noch weiter erzählen: Er plant, seine Buchreihe erst im Jahr 1938 enden lassen. "Ich muss mit meinen Figuren noch zum Zivilisationsbruch des Jahres 1938, bei dem auch dem letzten 'Unpolitischen' klar wurde, dass die nationalsozialistischen Machthaber auf den Weltkrieg und den Holocaust zusteuern, auf die große Menschheitskatastrophe", sagte der Historiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland im Jahr 2020. "Das wird bitter, und für viele meiner Figuren wird es nicht gut ausgehen, aber nur da kann ich die Reihe abschließen." Stoff für weitere Staffeln bleibt also erhalten.

Dieser Artikel beruht auf einer bereits veröffentlichten Fassung, die zur Weltpremiere der neuen Staffel erschien.