Bachmut: Die "Festung des Donbass" an der Frontlinie
Vor der russischen Invasion lebten in Bachmut über 70.000 Menschen. Derzeit toben dort heftige Kämpfe und noch nicht alle Zivilisten haben die Stadt im Donbass verlassen. Über das Leben in Bachmut seit Kriegsbeginn.
Die Stadt vor der Katastrophe
Dieses Foto, aufgenommen im Frühjahr 2022, zeigt Wandmalereien zum Thema "Familie und Kinder" in Bachmut. Im Mai näherte sich die Frontlinie direkt der Stadt und es begannen Artillerie- und Luftangriffe. Viele Häuser wurden schwer beschädigt.
"Man fühlt sich obdachlos"
Wohnblöcke im östlichen Bachmut waren die ersten, die im Frühjahr 2022 von russischen Angriffen getroffen wurden. Heute unterscheiden sich die Viertel kaum von der zerstörten Hafenstadt Mariupol. "Man fühlt sich obdachlos, man hat alles verloren. Es gibt keinen Ort, an den man zurückkehren kann", sagt Halyna, eine Evakuierte aus Bachmut, deren Haus zerstört worden war, gegenüber Journalisten.
Vor den Ruinen einer Schule
Zwei Lehrerinnen in Bachmut umarmen sich vor den Ruinen ihrer Schule. Sie wurde am 24. Juli 2022 von der russischen Armee bombardiert. Das Gebäude wurde stark beschädigt. Tote oder Verletzte waren bei dem Angriff nicht zu beklagen.
Zerstörte Baudenkmäler
Im Laufe des Krieges wurden durch russischen Beschuss in Bachmut viele bedeutende historische Gebäude zerstört und beschädigt, darunter der Kulturpalast, das einstige Privathaus des Kaufmanns Poljakow aus den 1880er Jahren oder das ehemalige Mädchengymnasium. Zerstört wurden aber auch modernere Gebäude, die einst die "Visitenkarte" von Bachmut waren.
Letzte Vorbereitungen für die Evakuierung
Oleksandr Hawrys trifft letzte Vorbereitungen, um seine Frau und zwei Kinder aus Bachmut nach Kiew zu evakuieren. Am 7. März 2023 waren noch weniger als 4000 Menschen in der Stadt, die vor dem Krieg 73.000 Einwohner hatte.
Geblieben sind Alleinstehende und Schwache
Mehr als 90 Prozent der Einwohner haben Bachmut und die Umgebung verlassen. Monatelang hatten nur wenige Geschäfte und eine Apotheke während der Feuerpausen geöffnet. Wohltätigkeitsorganisationen und Freiwillige brachten den Einwohnern der Stadt humanitäre Hilfe.
Sie bleiben trotz allem
Die schwangere Olha und ihr Ehemann Wlad am 28. Januar 2023 vor einem Luftschutzkeller in Bachmut. Das Paar zählt zu den wenigen Zivilisten, die trotz der heftigen Kämpfe in der Stadt geblieben sind. Um nach Bachmut zu gelangen, braucht man heute einen speziellen Passierschein.
Ein Leben in ständiger Angst
Die 79-jährige Rentnerin Walentyna Bondarenko schaut im August 2022 aus dem Fenster ihrer Wohnung in Bachmut. Wegen des endlosen Beschusses und der ständigen Lebensgefahr haben viele Einwohner von Bachmut monatelang in Kellern und Notunterkünften ausgeharrt.
Der Alltag im Keller
"Wir sind schon diverse Pfeiftöne und Explosionen gewohnt", sagt Nina aus Bachmut (rechts im Bild) der DW. Ihre Töchter sind "nach Europa" gegangen, aber sie und ihr Mann wollten so lange bleiben, solange die ukrainische Armee in der Stadt ist. Sollte sich die Lage verschlimmern, würden sie Bachmut verlassen, "um das Militär nicht zu stören, wenn sich der Feind hinter den Häusern versteckt".
Anstehen für humanitäre Hilfe
Die humanitäre Lage in der Stadt verschlechterte sich vor allem im Herbst, nachdem die russischen Truppen am 1. August 2022 eine Offensive begonnen hatten. Durch die Angriffe und Bombardierungen wurde das Stromnetz beschädigt. Die Versorgung mit Lebensmitteln war schwierig und der Mobilfunk brach zusammen. Auch freiwillige Helfer gerieten unter Beschuss.
Heftige Artilleriegefechte
Die wichtigsten Kämpfe um Bachmut werden zwischen Artillerieeinheiten ausgetragen. Nach Einschätzungen von Militärs ist in diesem Gebiet fast die gesamte Bandbreite an Artillerie und Mörsern im Einsatz. Bachmut wird heftig von Einheiten der russischen Privatarmee "Wagner-Gruppe" angegriffen. Das ukrainische Militär leistet nach wie vor Widerstand gegen alle Angriffe.
Ukrainische Flagge aus Bachmut im US-Kongress
Am 20. Dezember besuchte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die ukrainischen Soldaten bei Bachmut. Von dort nahm er eine ukrainische Flagge mit, die er zwei Tage später bei seinem Besuch im US-Kongress der Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi überreichte. Auf der Flagge sind Unterschriften von Soldaten, die die Souveränität der Ukraine an der Front verteidigen.
Behandlung Verwundeter in Bachmut
Zu den Hauptaufgaben der Militärsanitäter im Fronteinsatz zählen: Verwundete zu stabilisieren, Todesfälle durch Blutverlust und Schock zu verhindern sowie in schweren Fällen den Abtransport in Lazarette im sicheren Hinterland zu gewährleisten.
80 Prozent der Stadt liegen in Trümmern
Ein Bild aus den letzten Dezembertagen 2022. Rauch steigt über den Ruinen von Privathäusern am Stadtrand von Bachmut auf. Nach Angaben der Behörden vor Ort wurden durch die heftigen Kämpfe mehr als 80 Prozent des Bestands an Wohnraum der Stadt zerstört (Stand März 2023).
Blick auf die Zerstörung vom Satelliten aus
Ein von Maxar veröffentlichtes Satellitenbild vom 4. Januar 2023 zeigt das Ausmaß der Zerstörung bei Bachmut. "Die Stadt war in den letzten Monaten das Zentrum intensiver Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Truppen, und Bilder zeigen erhebliche Schäden an Gebäuden und Infrastruktur", so das Luft- und Raumfahrtunternehmen.
Eine Geisterstadt
Dieses Foto vom 13. Februar, aufgenommen von einer Drohne der Nachrichtenagentur AP, zeigt das Ausmaß der Zerstörung durch die Kämpfe. Ganze Reihen von Wohnhäusern sind zerstört, nur die Außenmauern und die beschädigten Fassaden stehen noch. Dächer sowie Decken und Böden im Innern sind eingestürzt und Schnee fällt ins Innere der Ruinen.
"Festung Bachmut"
Ein ukrainischer Soldat läuft im Stadtzentrum an einer Wand mit der Aufschrift "Bachmut liebt die Ukraine" vorbei. Die politische und militärische Führung der Ukraine hat beschlossen, die Verteidigung der Stadt fortzusetzen. Die NATO schließt jedoch nicht aus, dass Bachmut fallen könnte, was aber nicht unbedingt einen Wendepunkt im Krieg bedeuten würde.