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Bahn frei für das "Leuchtturmprojekt"

21. Juni 2015

Voller Erfolg für den Deutschen Fußball-Bund: Nach einem gescheiterten Bürgerentscheid in Frankfurt steht dem Bau der 89 Millionen Euro teuren DFB-Akademie nichts mehr im Wege.

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DFB-Akademie Frankfurt
Bild: picture-alliance/dpa/C. Schmidt

Der Deutsche Fußball-Bund darf sein geplantes 89 Millionen Euro teures Leistungszentrum in Frankfurt am Main bauen. Die Initiative Pro Rennbahn scheiterte am Sonntag klar mit ihrem Vorhaben, das Projekt mit einem Bürgerentscheid zu kippen. 497.600 Menschen waren wahlberechtigt. Für ein erfolgreiches Bürgerbegehren und den vorläufigen Erhalt der Rennbahn sowie der angeschlossenen Golfanlage hätte es 124.389 Stimmen gebraucht - es gingen aber nur rund 100.000 Personen zur Abstimmung. Wäre die Blockade geglückt, hätte das Areal drei Jahre lang nicht bebaut werden dürfen.

Indirekte Drohung

Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff hatte für den Fall eines Erfolges der Initiative "Pro Rennbahn" indirekt mit dem Abschied des DFB aus Frankfurt gedroht. Man habe keinen "Plan B". Auf der einen Seite wolle man die Stadt "nicht abstrafen", wenn es nicht klappen sollte. "Auf der anderen Seite müssten wir für diesen Fall natürlich neue Optionen diskutieren", hatte er der Frankfurter Rundschau gesagt.

Der von der Stadt akzeptierte Zeitplan ist eng. Am 1. Januar 2016 muss das Rennbahn-Gelände geräumt sein und wird dann an den DFB übergeben. Im September 2015 will die Stadt über den Bebauungsplan informieren, der die DFB-Akademie und den angrenzenden öffentlichen Bürgerpark umfasst.

Vorteil Erbpacht

Der Wahlkampf war mit harten Bandagen geführt worden. Auf unzähligen Plakaten, im Internet, auf Versammlungen und Flugblättern hatten die Akademie-Gegner Stimmung gegen das Projekt auf dem 15 Hektar großen Areal (plus Erweiterungsoption um fünf Hektar) gemacht. Als einer der Hauptkritikpunkte wurde angeführt, dass die Stadt dem Verband das Gelände per Erbbauvertrag (99 Jahre Laufzeit - 6,835 Millionen Euro kapitalisierter Erbbauzins) quasi auf dem Silbertablett serviert hat.

Die Rennbahn-Befürworter, die auf die 150-jährige Tradition des Galoppsports in Niederrad verweisen, hatten von einer "lächerlichen Pacht" und einem "84 Millionen Euro teuren Geschenk" gesprochen. Sie bezichtigen den schwarz-grünen Magistrat und den DFB der "Klüngelei". Ein Plakatmotiv zeigte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach an der Seite des höchst umstrittenen FIFA-Präsidenten Joseph Blatter - beide lachten.

Frankfurter entscheiden über den Bau der DFB-Akademie
Gegner kritisieren die "lächerliche Pacht"Bild: picture-alliance/dpa/A. Arnold

Weltweit führend

"Dieses Plakat ging zu weit. Die Dinge so miteinander zu vermischen, finde ich geschmacklos", sagte Bierhoff, der 2018 mit dem Verband in die neue Zentrale unweit des bisherigen Sitzes (2,5 Kilometer) umziehen möchte: "Wir wollen mit der Akademie weltweit führend sein. Es handelt sich um ein Leuchtturmprojekt des Fußballs."

Bundestrainer Joachim Löw hatte sich in einem offenen Brief an die Bürger gewandt und sich gewünscht, dass "Sie uns nicht nur im Stadion mit Ihrer Stimme unterstützen. Wir alle sind Weltmeister." Die Trainer benötigten "einen Ort, an dem wir unser Wissen bündeln und den Fußball entwickeln können", schrieb Löw.

Computersimulation DFB-Akademie
So soll die DFB-Zentrale und das Leistungszentrum aussehenBild: picture-alliance/dpa/kadawittfeldarchitektur

Zuschuss von FIFA und UEFA

Der DFB bekommt vom Weltverband FIFA und der Europäischen Fußball-Union (UEFA) einen Bau-Zuschuss von insgesamt 7,6 Millionen Euro. Die Pläne sehen vor, dass in mehreren Gebäuden, die über ein riesiges Dach verbunden sind, die verschiedenen Abteilungen gebündelt werden. Dazu kommen Fußballplätze, eine Halle und eine öffentliche Grünanlage. Die Idee der Gründung hatte Bierhoff bereits 2007 gehabt. Das Areal biete dem DFB auch die Möglichkeit, "Verwaltung und Sport zusammenzuführen".

Der erste Bürgerentscheid in Frankfurt dieser Art hatte eine Million Euro gekostet. In insgesamt 377 Wahllokalen war am Sonntag zwischen 8 und 18 Uhr abgestimmt worden. Die Rennbahn-Freunde hatten den Bürgerentscheid durchgesetzt, indem sie in einem Bürgerbegehren Stimmen sammelten.

sw/pg (dpa, sid)