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Emissionsrechtehandel weltweit?

John Blau31. August 2012

Australien und die EU wollen ihre Handelssysteme für Emissionsrechte vernetzen. Dadurch könnte ein globales System entstehen, das Treibhausgase reduziert. Experten begrüßen den Schritt.

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Chemiewerk Bayer-Leverkusen im Sonnenaufgang (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Es ist das erste Abkommen dieser Art auf internationaler Ebene. Australische Firmen können damit preiswertere CO2-Guthaben von der EU kaufen. Die wiederum hofft, dass sich dadurch die Preise für Emissionsrechte erholen werden - derzeit hat ein Überangebot sie auf Rekordtief sinken lassen.

Wenn das europäische System sich mit dem australischen vernetze, schaffe das mehr Sicherheit im Handel, glaubt die EU-Kommissarin für Klimaschutz Connie Hedegaard. Langfristig gleiche das auch die unterschiedlichen Preise für Kohlendioxid-Emissionsrechte an.

Mit Treibhausgasen Geld machen

"Dieser Schritt kommt zur rechten Zeit", betont Andreas Arvanitakis, Experte für Klimaschutzpolitik bei Point Carbon, einem Londoner Analyse- und Beratungsunternehmen im Bereich Energie und Umwelt. "Auf dem europäischen Markt, auf dem bis 2020 ein Überangebot herrscht, sind diese Preise niedrig. So wird das Abkommen dazu beitragen, diesen Markt auszubalancieren - und das ist gut so", so Arvanitakis im Gespräch mit der DW.

Emissionshandelssysteme ermutigen Firmen dazu, in umweltfreundliche Technologien zu investieren, da ihnen dann Guthaben zugestanden oder verkauft werden, die ihre jährlichen Emissionen decken. Jedes Guthaben steht für eine Tonne Kohlendioxid. So wurde die Möglichkeit geschaffen, mit Treibhausgasen Geld zu verdienen. Der EU-Emissionshandel ist weltweit das umfangreichste solcher System und schließt dreißig Staaten ein, darunter alle 27 EU-Mitglieder.

EU-Klimaschutzkommissarin Connie Hedegaard zu CO2 - 11.07.2012. (Foto: AP/dapd)
EU-Kommissarin für Klimaschutz Connie Hedegaard unterstützt den SchrittBild: dapd

Der Handel basiert auf zwei Prinzipien: Der Ausstoß von Schadstoffen wird begrenzt und mit den Rechten, sie auszustoßen, wird gehandelt. Eine bestimmte Firma darf nur eine ganz bestimmte Menge an Treibhausgasen in die Luft pusten. Innerhalb dieses Limits erhält das Unternehmen Emissionsrechte, mit denen es je nach Bedarf handeln kann. Nicht genutzte Emissionsrechte kann der Betrieb für zukünftige Bedürfnisse aufbewahren oder an andere Firmen verkaufen.

Umweltschutz verbessern

Dieses Tauschgeschäft hat das Kyoto-Protokoll der Vereinten Nationen ermöglicht. Ziel war, Treibhausgase zu verringern, um den Klimaschutz zu verbessern.

Die Vernetzung stellt eine positive Entwicklung dar und ist ein Schritt in die richtige Richtung", erläutert die stellvertretende Vorsitzende der Klimaforschung der Deutschen Bank, Isabelle Curien, im Gespräch mit der DW. "Schon seit einiger Zeit tritt die EU für ein globales Handelssystem von Emissionsrechten ein."

Die EU und Australien sind auch mit Südkorea, China und dem US-Bundesstaat Kalifornien im Gespräch, um ihre Kooperation auszudehnen. "Die internationale Zusammenarbeit auf diesem Gebiet schreitet voran", fasst Elisa de Wit zusammen. Sie ist auf Klimawandel spezialisierte Rechtsanwältin der Kanzlei Norton Rose im australischen Melbourne. "Wenn immer mehr Emissionsrechtehandelssysteme auf nationaler oder regionaler Ebene sich miteinander vernetzen, dann entsteht ein großer internationaler Markt. Diese Entwicklung wird nicht von oben angeordnet, sondern sie führt von unten nach oben."

Kühltürme des Kraftwerkes in Fuxin City, im Nordosten Chinas. (Foto: dpa)
Die EU und Australien verhandeln mit China über einen Austausch von EmissionsrechtenBild: picture-alliance/dpa

Die Reduzierung von Treibhausgasen ist gerade in Australien ein besonders sensibles Thema. Das Land produziert riesige Mengen von Kohlendioxid, vor allem, weil Elektrizität zu einem großen Teil aus Kohlekraftwerken gewonnen wird.

Großer Umweltsünder

Pro Kopf der Bevölkerung ist Australien sogar der weltweit größte Produzent von Kohlendioxid. Das Land hat eine Bevölkerung von nur 22 Millionen Menschen, produziert aber 1,5 Prozent der globalen Treibhausgase. Im Vergleich dazu schneidet beispielsweise Großbritannien mit einer dreimal so großen Bevölkerung, aber nur 1,7 Prozent der globalen Treibhausgase, erheblich besser ab.

Vor zwei Monaten hat Australien eine Kohlendioxid-Steuer erhoben, die bis 2015 in ein marktorientiertes System übergehen soll. Bisher galt ein Mindestpreis von 15 australischen Dollar (fast 13 Euro) für eine Tonne Kohlendioxid; den wird die Regierung nun im Zuge der EU-Vernetzung senken. Viele Firmen hatten beklagt, er würde ihre Produktionskosten zu sehr in die Höhe treiben und ihrer Wettbewerbsfähigkeit schaden. Auch Chris Halliwell von der asiatischen Abteilung der Emissionshandelsfirma TFS Green erklärt: "Der Mindestpreis hat sich als nicht funktionstüchtig erwiesen. Er hat den Markt in seiner Entwicklung zu sehr behindert."

Kursmakler am 15.06.2007 vor der Anzeigentafel des Deutschen Aktienindex (DAX) an der Wertpapierboerse in Frankfurt (Foto: ddp images/AP)
Das Abkommen mit Australien könnte die europäischen Preise für Emissionsguthaben in die Höhe treibenBild: AP

Schwierige Vernetzung

Australische Firmen werden ab Juli 2015 europäische Guthaben aufkaufen können. Ein voll entwickelter Handel in beide Richtungen beziehungsweis eine volle Vernetzung beider Systeme wird es aber erst ab 2018 geben. Allerdings könnte sich laut Elisa de Wit der Weg dorthin noch als recht schwierig entpuppen. "Ein Haupthindernis ist die Tatsache, dass alle EU-Mitgliedsstaaten zustimmen müssen - und das kann lange dauern", so die Expertin. "Außerdem müssen beide Systeme kompatibel sein. Noch gibt es Unterschiede zwischen ihnen, die ausgebügelt werden müssen."