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Ban warnt vor Flächenkrieg in Nahost

17. Juni 2014

Der US-Einsatz im Irak, die Umbrüche in der arabischen Welt, die Flucht von Millionen Menschen vor dem Krieg in Syrien: Das alles war offenbar nicht so gefährlich für die Region wie der Vormarsch der Dschihadisten.

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Ban Ki-Moon in Genf (Foto: dpa)
Bild: picture alliance/AA

Nun befürchten die Vereinten Nationen, der Bürgerkrieg in Syrien und die Kämpfe im Irak könnten rasch auf die Nachbarländer übergreifen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat eindringlich vor dem sich ausbreitenden Konflikt gewarnt. Er sei "zutiefst besorgt über die sich rasch verschlechternde Sicherheitslage im Irak", darunter die Berichte über "Massenhinrichtungen" durch die Extremistengruppe ISIS, sagte Ban vor Reportern in Genf. "Es gibt die echte Gefahr weiterer konfessioneller Gewalt in enormem Maßstab im Irak und jenseits seiner Grenzen."

Die sunnitischen ISIS-Rebellen haben die Kontrolle über große Teile des Iraks gewonnen und liefern sich Gefechte mit Regierungstruppen. Indirekt gibt Ban der Regierung in Bagdad eine Mitschuld an der Eskalation der Gewalt. Er habe Premier Nuri al-Maliki dringend dazu geraten, einen umfassenden Dialog zur Lösung des Konflikts aufzunehmen, sagte der UN-Generalsekretär.

Dabei müssten alle Volksgruppen einbezogen werden: "In einem irakischen Staat muss gewährleistet sein, dass alle Menschen friedlich zusammen leben können, egal ob sie Sunniten, Schiiten oder Kurden sind." Vertreter westlicher Staaten fordern seit Wochen, der Schiit al-Maliki solle eine Regierung der nationalen Einheit bilden. In ihr sollten Sunniten und Kurden gleichberechtigt neben den Schiiten stehen, die die Bevölkerungsmehrheit stellen.

Briten sind wieder in Teheran vertreten

Auch vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf haben UN-Ermittler die Gefahr eines überregionalen Kriegs im Nahen Osten beschworen. Für den Leiter der unabhängigen Syrien-Untersuchungskommission, Paulo Sérgio Pinheiro, geht die größte Gefahr von extremistischen Terrorgruppen wie der ISIS aus, die in beiden Ländern mit brutalster Gewalt gegen Angehörige anderer Religionsgruppen vorgehe. Wegen des fanatischen Glaubens habe die Gewaltanwendung ein "beispielloses Niveau" erreicht. Den größten Blutzoll des Bürgerkrieges zahlten die Zivilisten. "Syrien steht an einem Umkipp-Punkt, wodurch die gesamte Region bedroht ist", warnt der brasilianische Diplomat. Zugleich kritisieren die unabhängigen Experten, dass sich der UN-Sicherheitsrat noch immer nicht in der Lage gesehen habe, der Kriegsgefahr zu begegnen.

Einen Tag, nachdem die USA ihre Bereitschaft angedeutet hatten, im Kampf gegen ISIS notfalls auch mit dem Erzfeind Iran zusammen arbeiten zu wollen, knüpft London neue diplomatische Beziehungen zu Teheran. Die britische Botschaft im Irak solle "so bald wie möglich" wieder eröffnet werden, gab Außenminister William Hague in einem Schreiben an das Parlament in London bekannt. Die Beziehungen beider Länder liegen seit November 2011 auf Eis, als iranische Demonstranten aus Protest gegen neue Sanktionen die britische Botschaft gestürmt hatten.

rb/gmf (afp, ap, dpa, epd, rtr)