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Bangladesch bringt weitere Rohingya auf Insel

29. Dezember 2020

Bangladesch hat mit der Umsiedlung einer zweiten Gruppe von Rohingya-Flüchtlingen auf eine Insel begonnen, die in der Monsunzeit häufig überflutet wird.

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Bangladesch Umsiedlungsaktion Rohingya Insel Bhasan Char
Rohingya-Flüchtlinge werden mit einem Marineschiff auf die Insel gebrachtBild: Rehman ASAD/AFP/Getty Images

Busse holten die Menschen im überfüllten Lager Cox's Bazar ab und brachten sie zum Hafen in Chittagong. Von dort brachten Schiffe der Marine die Rohingya im Zuge eines Umsiedlungsprogramms zur Insel Bashan Char im Golf von Bengalen, wie ein Regierungsbeamter mitteilte. Anfang Dezember waren bereits mehr als 1600 Rohingya auf die Insel umgesiedelt worden, die etwa 35 Kilometer vom Festland entfernt ist. Nun folgt eine weitere Gruppe von etwa 1800 Menschen. Im Rahmen der umstrittenen Umsiedlung sollen insgesamt 100.000 Flüchtlinge auf die Insel gebracht werden. Dies sei notwendig, um die Flüchtlingslager auf dem Festland zu entlasten, heißt es.

"Sie gehen freiwillig", sagte Außenminister Abdul Momen, der die Insel im Delta des Flusses Meghna einen "wunderschönen Urlaubsort" nannte. "Sie wollen unbedingt nach Bhashan Char, weil sie von ihren Angehörigen, die schon dort sind, gehört haben, dass es ein sehr guter Ort ist", erklärte Momen. Die Insel sei "einhundert Mal besser" als die Flüchtlingslager, in denen hunderttausende Rohingya leben. Die Regierung hat eigenen Angaben zufolge fast 350 Millionen Dollar auf der Insel investiert und Häuser, Krankenhäuser, Dämme, Moscheen und Notunterkünfte als Schutz vor Zyklonen gebaut.

Bangladesch will Rohingya auf unbewohnter Insel ansiedeln
In diesen neugebauten Baracken werden die Rohingya untergebrachtBild: DW/A. Islam

Nur eingeschränkt bewohnbar

Die Insel Bhasan Char entstand erst 1999 durch den Schlick des Flusses Meghna, der in den Golf von Bengalen mündet. Sie sei daher instabil und zudem wegen ihrer Lage anfällig für Verwüstungen durch Wirbelstürme, so Menschenrechts- und Umweltexperten. Die 40 Quadratkilometer große Insel wird während des jährlichen Monsuns zwischen Juni und September regelmäßig überflutet und ist dann nur eingeschränkt bewohnbar. Die Lebensbedingungen gelten als erbärmlich.

Menschenrechtsaktivisten und Hilfsorganisationen kritisieren das Umsiedlungsprogramm scharf. Sie fordern ein sofortiges Ende der Umsiedlungsaktionen. Bangladesch müsse die Geflüchteten vielmehr menschenwürdig versorgen, verlangten Anfang Dezember die Gesellschaft für bedrohte Völker und der European Rohingya Council (ERC). Zudem müsse der Druck auf die Regierung Myanmars erhöht werden, damit diese die versprochenen demokratischen Reformen umsetze und eine Rückkehr der Geflüchteten ermögliche.

Rohingya Camp Süd Blangladesch
Die bisher unbewohnte, flache Insel wird während des Monsunregens oft überflutetBild: DW/A. Islam

Menschenrechtler protestieren

Menschenrechtsgruppen und Vertreter der Rohingya haben zudem kritisiert, die Umsiedlungen würden teils mit Gewalt durchgesetzt. Zwei Rohingya aus der jetzt umgesiedelten Gruppe sagten der Nachrichtenagentur AFP, dass sie freiwillig auf die Insel gingen. "So wie die internationale Gemeinschaft mit unserer Situation umgeht, sehe ich keine Zukunft in den Camps", sagte einer der Flüchtlinge im Bus nach Chittagong.

Nach der Verlegung der ersten Gruppe Anfang Dezember hatten mehrere Flüchtlinge berichtet, dass sie geschlagen und bedroht worden seien, um sie zum Umzug zu bewegen. Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nannte den Umsiedlungsprozess aufgrund von Berichten über Geldangebote oder Drohungen "fragwürdig".

In Bangladesch leben mehr als eine Million Rohingya in Camps. Die meisten flohen 2017 vor brutalen Militäreinsätzen in dem vorwiegend buddhistischen Nachbarland Myanmar (früher Birma). Die Vereinten Nationen bezeichnen die Verfolgung der muslimischen Minderheit als anhaltenden Völkermord. Viele Rohingya verloren in Myanmar durch ein 1983 erlassenes Gesetz die Staatsbürgerschaft. Das Militär von Myanmar und die Regierung unter Leitung der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi stehen wegen der Verfolgung international in der Kritik.

kle/fab (afp, dpa, epd, kna)