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Bank des Erdogan-Rivalen Gülen entmachtet

4. Februar 2015

Die Bank Asya gehört zum Imperium des Islam-Predigers Gülen, einem der Hauptfeinde des türkischen Staatschefs Erdogan. Nun übernahmen die Behörden die Kontrolle über das Geldinstitut. Es kam zu ersten Protesten.

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Istanbuler Bank Asya-Firmenzentrale (foto: dpa/EPA)
Bild: picture-alliance/epa/S. Suna

Der bei dem Schlag gegen die Bank entlassene Asya-Generaldirektor, Ahmet Beyaz, sprach von einer "Lynchkampagne" gegen sein Haus. Die türkischen Behörden übernahmen die Asya-Bank und setzten einen neuen Vorstand ein. Die Bankenaufsicht in Ankara begründete den Schritt offiziell mit mangelnder Transparenz in der Führungsstruktur des Geldinstituts. Türkische Kommentatoren sprachen von einem weiteren Vorstoß der islamisch-konservativen Regierung gegen die mit Staatschef Recep Tayyip Erdogan verfeindete Gülen-Bewegung.

Türkischer Prediger Fethullah Gülen (Foto: dpa/EPA)
Der 73-jährige Prediger Fethullah Gülen lebt seit 1999 in den USA im ExilBild: picture-alliance/dpa

Die Bank Asya gehörte bisher zum Imperium der "Hizmet"-Bewegung des regierungskritischen Predigers Fethullah Gülen, das auch zum Beispiel Schulen und Medien betreibt. Vor dem Hauptquartier der Bank in Istanbul versammelten sich schon in der Nacht dutzende Kunden des Geldinstituts, um gegen die Intervention zu protestieren.

Die Bank war seit Monaten Ziel polemischer Angriffe aus dem Regierungslager und der regierungsfreundlichen Presse. Ihre Geschäfte waren schon durch juristische Auflagen eingeschränkt worden. Zuletzt häuften sich die Berichte über eine angebliche Krise der Bank, Erdogan selbst erklärte öffentlich, Aysa sei bereits bankrott.

Der in den USA lebende Gülen war lange ein wichtiger Unterstützer des heutigen Präsidenten Erdogan, überwarf sich im Jahr 2013 aber mit dem damaligen Regierungschef. Als Gülen-treue Staatsanwälte Ende 2013 ein Korruptionsverfahren gegen Mitglieder der Regierung einleiteten, hatte Erdogan von einem "Putschversuch" gesprochen. Er wirft Gülen vor, parallele Strukturen im Staatsapparat aufgebaut zu haben, und fordert von den USA dessen Auslieferung.

Der Präsident bekundete mehrfach seine Entschlossenheit, den Einfluss der Gülen-Bewegung in der Türkei endgültig zu brechen. Tausende mutmaßliche Gülen-Anhänger in Justiz und Polizei wurden im vergangenen Jahr entlassen oder versetzt. Bereits seit einiger Zeit wurde auch ein Vorgehen gegen die Wirtschaftsinteressen der Bewegung erwartet. Im Dezember wurden bereits Journalisten von Gülen-Medien festgenommen.

Gülen warf der türkischen Regierungspartei AKP am Dienstag aus seinem US-Exil vor, das Land "in den Totalitarismus" zu führen. Jede demokratische Kritik werde von den Islamisten gleich als Angriff auf den Staat stilisiert, schrieb Gülen in der "New York Times". Die Erdogan-Gefolgsleute hätten mit ihren Repressionen gegen die Zivilgesellschaft auch die Aufnahme der Türkei in die EU verspielt.

SC/kle (afp, dpa)