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Banken-Stresstest: Die Ergebnisse

26. Oktober 2014

Beim europaweiten Bankencheck sind 25 der 130 untersuchten wichtigsten Geldhäuser durchgefallen. Darunter sind neun Institute aus Italien und eins aus Deutschland.

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Symbolbild Stresstest Banken
Bild: picture-alliance/dpa/Julian Stratenschulte

Wie die Europäische Zentralbank (EZB) mitteilte, müssen von den Banken, die den Stresstest nicht bestanden haben, 13 Geldhäuser ihre Kapitallücke noch füllen, zwölf hätten dies bereits getan und ihre Bilanzen um 15 Milliarden Euro gestärkt. Die übrigen 13 Institute haben nun zwei Wochen Zeit der EZB einen Plan vorzulegen, wie sie das Kapitalloch schließen wollen.

EZB-Vizepräsident Vitor Constancio zeigte sich zufrieden mit dem Test der Branche. "Diese bislang nicht dagewesene tiefgehende Prüfung der Bilanzen der Großbanken wird das Vertrauen der Öffentlichkeit in den Bankensektor stärken", betonte Constancio. "Dies sollte auch dazu beitragen, dass die Banken wieder mehr Kredite vergeben und so der Konjunktur helfen."

Die Aufseher hatten die Institute in den vergangenen Monaten auf Herz und Nieren geprüft. Die EZB will damit sicherstellen, dass die Banken keine versteckten Altlasten mehr in ihren Büchern haben, wenn sie am 4. November deren Oberaufseher wird.

Die Durchfaller

Die 25 durchgefallenen Banken kommen aus elf Ländern. Spitzenreiter ist Italien mit 9 Geldhäusern, die auf Grundlage der Zahlen von 2013 nicht die erforderlichen Kapitalanforderungen der EZB schafften. Mehrere "Durchfaller" gibt es auch in Zypern und Griechenland (jeweils 3) und Slowenien sowie Belgien (jeweils 2). Außerdem bestand jeweils ein Geldhaus in Deutschland, Österreich, Spanien, Frankreich, Irland sowie Portugal den Stresstest nicht.

Folgende Institute haben laut EZB ihre Kapitallücke bereits geschlossen: Axa Bank of Europe (Belgien), Bank of Cyprus, Cooperative Central Bank (beide Zypern), C.R.H. - Caisse des Refinancement de l'Habitat (Frankreich), Münchener Hypothekenbank (Deutschland), Piraeus Bank (Griechenland), Veneto Banca, Banco Popolare, Credito Valtellinese, Banca Popolare di Sondrio, Banca Popolare dell'Emilia Romana (alle Italien) und Liberbank (Spanien).

Die 13 Banken, die ihre Kapitallücke noch nicht geschlossen haben, sind: Eurobank und National Bank of Greece (Griechenland), Hellenic Bank (Zypern), Monte dei Paschi di Siena, Banca Carige, Banca Popolare di Milano, Banco Popolare di Vicenza (alle Italien), Dexia (Belgien-Frankreich), Österreichischer Volksbank Verbund (Österreich), Permanent TSB (Irland), Banco Comercial Portugues (Portugal), Nova Ljubljanska Banka und Nova Kreditna Bank Maribor (Slowenien).

Die Bank mit dem größten Kapitalloch war das italienische Geldhaus Monte dei Paschi di Siena, dem beim Test 2,1 Milliarden Euro Kapital fehlten. Insgesamt fehlen den 13 Banken rund zehn Milliarden Euro an Kapital.

Die deutschen Institute

Das Abschneiden der 24 deutschen Teilnehmer nannten Elke König, Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), "sehr erfreulich". Insgesamt hatten die 24 deutschen Stresstest-Teilnehmer seit Jahresbeginn 14,4 Milliarden Euro frisches Kapital aufgenommen. Deshalb zog BaFin-Chefin König eine positive Bilanz: "Alle Teilnehmer stehen solide da - auch wenn sie sich auf ihren Lorbeeren nicht ausruhen dürfen."

Durchgefallen ist wie erwartet nur die genossenschaftliche Münchener Hypothekenbank. Sie hatte schon Ende 2013 nicht genügend Kapital, um die geforderten acht Prozent Kernkapitalquote zu erreichen. Nach einer 408 Millionen Euro schweren Kapitalerhöhung käme aber auch sie selbst in einer Krise auf 7,5 Prozent, mehr als die verlangten 5,5 Prozent.

Im Durchschnitt kamen die deutschen Banken selbst nach einer - in der Prüfung simulierten - schweren Wirtschaftskrise im Schnitt noch auf eine harte Kernkapitalquote von 9,1 Prozent, so die Bankenaufseher. Ohne Stress lagen sie Ende 2013 bei 13 Prozent. In der simulierten Krise hatten die Banken rund 30 Milliarden ihrer 185 Milliarden Euro dicken Kapitaldecke verloren.

Der Banken-Stresstest habe "in eindrucksvoller Weise" die Stabilität des deutschen Finanzmarktes unterstrichen, sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon. Er forderte mit Blick auf mögliche künftige Tests, die Institute dürften nicht noch einmal über einen Zeitraum von sechs Monaten "derart administrativ" belastet werden. "Sollten künftig Stresstests notwendig sein, so müssen diese transparenter und mit spürbar reduziertem Aufwand durchgeführt werden."

Die EZB hatte die Bilanzen teilweise nach strengeren Maßstäben geprüft als die Wirtschaftsprüfer vorher. "Die zusätzlichen aufsichtlichen Anpassungen machen deutlich, dass in einzelnen Marktsegmenten weiterhin Vorsicht geboten ist", sagte König. Das gelte vor allem für die Schiffs- und Immobilienfinanzierung.

Problematische Finanzierungen

Die HSH Nordbank ist beim "Gesundheitscheck" der europäischen Aufsichtsbehörden knapp durchgekommen. Im simulierten Krisenfall betrug die harte Kernkapitalquote des Hamburger Instituts 6,1 Prozent, so die EZB. Die HSH Nordbank leidet so stark wie keine andere deutsche Bank unter der Krise in der Schifffahrt, die seit Jahren in einer tiefen Krise steckt.

Die HSH profitierte in dem Test maßgeblich davon, dass die Mehrheitseigner Hamburg und Schleswig-Holstein einen Garantieschirm für die Bank 2013 wieder von sieben auf zehn Milliarden Euro aufgestockt haben. Die EU-Kommission hat dies vorläufig genehmigt, eine finale Entscheidung steht jedoch noch aus.

Als deutscher Wackelkandidat galt im Vorfeld des Tests auch die Commerzbank. Das Institut ist seit der Finanzkrise zum Teil in staatlicher Hand. Doch auch hier stellten die Aufseher keine neuen gravierenden Kapitallücken fest. Auch im Krisenszenario lag sie mit einer Kapitalquote von knapp acht Prozent über der Mindestvorgabe von 5,5 Prozent.

Auch Banken außerhalb der Eurozone

Die Deutsche Bank, das größte deutsche Geldhaus, hat den Stresstest der Europäischen Zentralbank auch ohne ihre milliardenschwere Kapitalerhöhung in diesem Jahr bestanden. Basierend auf den Zahlen Ende 2013 lag die harte Kernkapitalquote in einer simulierten Krise bei rund 8,8 Prozent.

Mögliche Kosten für Rechtsstreitigkeiten, von denen die Deutsche Bank etliche hat, waren nicht Bestandteil der Stresstest-Szenarien. Das Institut schlüsselte diesen Posten aber trotzdem auf: Von Januar bis September beliefen sich die Kosten dafür auf 1,36 Milliarden Euro.

Sämtliche Banken außerhalb der Eurozone, die am Stresstest teilgenommen hatten, haben ebenfalls bestanden. Die geprüften Banken in Großbritannien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Ungarn und Polen hätten auch im Fall einer Finanzkrise genug Eigenkapital, teilte die Europäische Bankenaufsicht (EBA) am Sonntag in London mit.

Während die EZB nur Banken in Euro-Ländern prüfte, nahm die EBA auch Geldhäuser in Ländern mit anderen Währungen unter die Lupe.

bea/wen (dpa, reuters, ap)