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Bargeld in Deutschland: Cash is King - aber wie lange noch?

Gregor Lischka
17. Januar 2024

Die Deutschen zahlen lieber bar als mit Karte oder Handy. Dies könnte sich allerdings ändern. Die Deutsche Bundesbank hat drei mögliche Szenarien ausgemacht.

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Euro-Geldscheine auf einem Tisch
So mögen es die Deutschen: Nur Bares ist Wahres Bild: K. Schmitt/Fotostand/picture alliance

Die Vorteile von Bargeld liegen auf der Hand: Man kann damit anonym bezahlen, man kann damit seine Ausgaben leicht im Blick behalten, und es wird meist überall im eigenen Währungsraum akzeptiert. Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher gilt daher der Grundsatz: "Cash is King" oder "Nur Bares ist Wahres".

Doch Burkhard Balz, Vorstandsmitglied bei der Bundesbank, gibt zu Bedenken: "Die Zahlungslandschaft in Deutschland und in Europa ist im Wandel."

Er verweist darauf, dass immer mehr Menschen gerne digital bezahlen, mit Karte, Smartphone oder Smartwatch. Gleichzeitig geht die Anzahl der Geldautomaten zurück. Die Zukunft des Bargelds - sie scheint ungewiss.

Drei Zukunftsszenarien für das Bargeld

Unter dem Titel "Das Bargeld der Zukunft" hat die Bundesbank daher am Mittwoch eine Studie veröffentlicht, die vom Dienstleistungsunternehmen VDI/VDE Innovation + Technik und dem Meinungsforschungsinstitut Sinus erarbeitet wurde.

Darin werden drei mögliche Zukunftsszenarien zum Stellenwert des Bargelds im Jahr 2037 sichtbar: Das erste Szenario beschreibt eine "hyperdigitale Bezahlwelt", in der Bargeld aus dem Alltag der meisten Menschen bereits beinahe verschwunden ist. Es gäbe kaum noch Möglichkeiten, Bargeld abzuheben, auch im Supermarkt oder zwischen Freunden würde fast nur noch digital Geld hin- und hergeschickt.

Euro und Eurocent-Münzen in der Kasse
Das schöne Geräusch, wenn das Bargeld in Taschen (und Kassen) klimpert.Bild: Michael Bihlmayer/CHROMORANGE/picture alliance

Ein zweites mögliches Szenario wäre eine "Bargeld-Renaissance". Menschen könnten sich in einer zunehmend digitalisierten Welt auch wieder mehr auf die Vorzüge des Bargelds besinnen, beziehungsweise diese wiederentdecken.

Das dritte Szenario, genannt "Die verschwindende hybride Bezahlwelt", spiegelt ein Umfeld wider, in dem sich der Zugang zu Bargeld stetig verschlechtert, und sich die Bargeldnutzung langsam, aber sicher ausschleicht.

Die Risiken der digitalen Bezahlwelt

Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, warnt allerdings vor den Szenarien, in denen kein Weg mehr am digitalen Bezahlen vorbeiführt. "Bei den Online-Bezahldiensten hinterlässt man oft jede Menge Datenspuren, und das ist ein Risiko."

Nauhauser verweist nicht zuletzt auch auf das Recht zur informationellen Selbstbestimmung. Er plädiert daher dafür, dass Bundesbank und Europäische Zentralbank (EZB) alles dafür tun, den Verbrauchern auch in Zukunft noch die Wahlfreiheit zu garantieren.

Gleichzeitig gibt er aber auch zu Bedenken, dass es politisch keinerlei erkennbaren Bestrebungen gäbe, das Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel abzuschaffen.

"Verwundbare Szenarien"

Auch Burkhard Balz von der Bundesbank hält die Szenarien, in denen das Bargeld von den Verbraucherinnen und Verbrauchern mehr und mehr verschmäht wird, für "verwundbare" Szenarien. Schließlich käme dem Bargeld gerade in Krisenzeiten eine Stabilisierungsfunktion zu.

Auch Aspekte wie die IT-Sicherheit und die Abhängigkeit von ausländischen Zahlungsdienstleistern könnten Risikofelder darstellen. "Für uns als Bundesbank, aber auch im Eurosystem ist daher klar, dass Bargeld auch in Zukunft Bestand haben soll."

Bezahl-App auf einem Smartphone
Okay, die App Boon war von Wirecard. Aber bezahlen konnte man damit. Bild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

Welche Maßnahmen dafür nötig sind, dazu bleibt die Bundesbank allerdings unkonkret. Sie wolle nun verstärkt mit allen beteiligten Akteuren in Dialog treten.

Vom Gesetzgeber über Banken, Zahlungsdienstleistern und Handelsunternehmen und natürlich den Verbrauchern: Letztendlich haben viele Akteure einen direkten wie indirekten Einfluss darauf, welchen Rang das Bargeld auch noch in Zukunft genießt, und welches Zukunftsszenario am ehesten eintritt.

Digitaler Euro als Ergänzung?

Ob dem Bargeld also nochmal eine Renaissance blüht, oder seine Bedeutung peu à peu abnimmt, das steht weiterhin in den Sternen. Verbraucherschützer Nauhauser ist überzeugt, dass Bundesbank und EZB sich in jedem Fall auf alle Eventualitäten vorbereiten sollten: "In Zukunft ist es umso wichtiger, dass es auch ein gesetzliches digitales Bezahlmittel wie den digitalen Euro gibt." 

Seit Jahren diskutieren die Währungshüter im Euroraum über dieses Projekt. Der digitale Euro könnte eine Art elektronische Ergänzung zum Bargeld darstellen - indem er möglichst viele Eigenschaften des Bargelds auch in die digitale Welt überträgt.

Ob und wann er genau kommen könnte, ist allerdings noch nicht entschieden. Burkhard Balz von der Bundesbank rechnet nach eigenen Angaben frühestens 2029 damit.