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Basketball verliert an wirtschaftlicher Sprungkraft

Oliver Samson8. September 2003

Seit Anfang der 1990er-Jahre boomt Basketball in Deutschland. Nun scheint trotz der Erfolge von Superstar Dirk Nowitzki & Co. der wirtschaftliche Gipfel dieses Sports überschritten.

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Nachdenklicher Superstar: Dirk NowitzkiBild: AP

Es ist noch gar nicht lange her, dass Deutschland absolutes Basketball-Entwicklungsland war: Der Bundesliga haftete das unvorteilhafte Turnhallen-Image an, bei internationalen Wettbewerben gewannen immer die anderen, auf der Straße wurde Fußball gespielt. Doch der oft belächelte Basketball-Standort Deutschland hat sich in den letzten Jahren enorm verändert.

Das deutsche Basketball-Nationalteam gilt bei der Europameisterschaft in Schweden (5. bis 14.September 2003) als Favorit. Experten sprechen von der stärksten deutschen Mannschaft aller Zeiten. Mit Dirk Nowitzki hat Deutschland einen Superstar, der in der sportlich und wirtschaftlich weltweit alles überstrahlenden US-Profiliga NBA regelmäßig in das All-Star-Team gewählt wird. Fast an jeder Ecke wird die Straßenvariante Streetball gespielt, bei den unter 20-Jährigen sind Basketball-Klamotten, Accessoires und Devotionalien nicht nur Mode, sondern Life-Style. Fraglos: Basketball ist sexy geworden.

Die große Kasse

Durch den Boom machten vor allem die Sport-Artikel-Hersteller große Kasse: 80 Prozent des Basketball-Marktes machen die entsprechenden Schuhe aus – und deren Umsatz stieg beispielsweise allein 2001 um 26 Prozent. Spezialisierte Basketball-Ausrüster wie "And One" oder "Mazine" sind inzwischen in fast jedem einigermaßen gut sortierten Sportgeschäft vertreten. Auch die Hersteller von Basketball-Körben wie etwa Universal Sport machten in Deutschland in den letzten Jahren regelmäßig Umsatzsprünge im zweistelligen Bereich - dem Streetball-Boom sei Dank.

Misan Nikagbatse
Deutscher Nationalspieler Misan NikagbatseBild: AP

Doch scheint bei allen Erfolgen von Nowitzki & Co. das Ende der Fahnenstange in Sicht zu kommen: "Da ist langsam eine Grenze erreicht", sagt etwa Sascha Janzen, Global Sports Manager im Bereich Basketball bei Adidas-Salomon. Und dies längst nicht nur in Deutschland: In der USA als größtem Markt haben momentan alle Sportartikelhersteller Probleme, ihre Schuhe an den Mann zu bekommen.

Der Umsatz von Basketball-Schuhen stagnierte im letzten Jahr, obwohl Adidas drei der besten NBA-Stars unter Vertrag nahm. "In den letzten beiden Jahren zusammengenommen hatten wir aber immerhin eine Umsatzsteigerung von 40 Prozent", sagt Janzen, räumt aber ein, dass diese Zahlen relativ zu sehen sind, "weil wir dort von einem sehr niedrigen Niveau aus gestartet sind." Adidas hatte zuvor den Basketball-Boom schlicht verschlafen, wie man in der Konzernzentrale in Herzogenaurach zugibt. Neben dem allgemein schwierigen Geschäftsklima in den USA nennt Janzen auch noch globale Mode-Aspekte als Ursache für die Stagnation: "Die Phase, dass halbhohe Basketball-Schuhe auf der Straße getragen werden, neigt sich dem Ende zu."

Die kleine NBA

In Deutschland ist zudem die Basketball-Vermarktung außer Form geraten - trotz aller unbestreitbaren Erfolge: Mit der Gründung der Basketball-Bundesliga (BBL) GmbH vor gut drei Jahren sollte die Sportart in ein neues Zeitalter überführt werden. Die Erfolge lassen sich sehen: Die Zuschauerzahlen stiegen in den ersten beiden Jahren um zwölf respektive 16 Prozent, anstatt der Turnhallen entstanden an traditionellen Standorten wie Bamberg, Braunschweig oder Gießen neue "Event-Arenen", in Großstädten wie Köln und Frankfurt neue BBL-Vereine. Mit verstärkter TV-Präsenz sollte die Industrie als Werbepartner gewonnen werden. Werbetechnisch besonders attraktiv war, dass es die Namen der Vereine und der gesamten Liga zu kaufen gab – weshalb in der "S. Oliver Bundesliga" Vereine wie die Telekom Baskets Bonn spielen.

Glücksfall EM

Doch der Untergang der Kirch-Medien-Gruppe fällt nun auch auf den Basketball zurück: Von ihr hat die BBL die Fernsehrechte zurückgenommen – und bis heute keinen neuen Partner gefunden. Die eigentlich boomende BBL muss so um ihre werbetechnisch so eminent wichtige Bildschirmpräsenz bangen. Zudem ließ Hauptsponsor S. Oliver seinen im Sommer endenden Vertrag auslaufen - die Liga steht ohne Namen da.

So ist es ein Glücksfall für die gesamte Branche, dass nun die Basketball-EM ansteht. Die Nationalmannschaft um Superstar Nowitzki kann den Werbewert des Basketballs telegen unter Beweis stellen. Allein schon im eigenen Interesse: Die Baumarktkette Obi stieg schon im Mai 2003 – Nowitzki hin, Nowitzki her – als Sponsor der Nationalmannschaft aus. Branchengerüchten zufolge spielt Ausrüster Nike ebenfalls mit dem Gedanken, sich zu verabschieden.