Bataclan-Festival sagt "Nie wieder!"
13. November 2020Eine Nacht des Grauens: Am 13. November 2015 töten islamistische Terroristen an fünf verschiedenen Orten in Paris und drei Orten in einer Pariser Vorstadt 130 Menschen und verletzen fast 700 weitere, viele davon schwer. Der sogenannte "Islamische Staat" bekannte sich zu den koordinierten Anschlägen bei einem Fußballspiel, in Bars und Restaurants - und im angesagten Bataclan-Konzertsaal, wo gerade ein Rockkonzert stattfand.
Was ist in den fünf Jahren seitdem passiert? Unfassbar viel - und doch irgendwie wenig. Der "Islamische Staat" hat kein Territorium im Nahen Osten mehr, ist aber weiterhin aktiv, wie die schauerlichen neuen Attentate in Nizza und in Wien unter Beweis stellen. Vier Jahre Trump-Regierung, vorbei - fast. Weltweite Pandemie. Wer denkt noch an Bataclan, an die Opfer?
Das Institut Français Bonn und das Bildungswerk Willi-Eichler-Akademie wollten den Jahrestag des Attentats nicht lautlos verstreichen lassen und riefen ein kleines Fest der Erinnerung ins Leben. Am 12. November spielten mehrere Weltmusiker in der Bonner Harmonie - einem Club mit Konzertsaal - zur Erinnerung an das Geschehen. Geplant war ursprünglich ein Fest mit Publikum; in der aktuellen Pandemielage fand die Veranstaltung publikumsfrei statt und konnte aus der Ferne per Livestream verfolgt werden.
Ein Fest der leisen Töne
"Die Freiheit ist ein unzerstörbares Denkmal" war das Motto des BATACLAN Festivals, das mit internationalen Künstlern ein Zeichen für Freiheit und Vielfalt setzen wollte. Es sind Künstler, die auch im Pariser Bataclan hätte spielen können, da sie mit der globalen Musikkultur in Frankreich stark verbunden sind: etwa das französisch-polnisch-deutsche Quintett Marion & Sobo Band, das seinen eigenen Stil von Gypsy Jazz entwickelt hat. Oder auch Melchi Vepouyoum aus Kamerun, auch als Melchi VE bekannt, dessen Musik Realitäten der kamerunischen Gesellschaft beschreibt. Der weltbekannte algerische Gitarrist Djamel Laroussi hatte abgesagt; dafür kam ein Mann, der als "eine Stimme vom Himmel" tituliert wird: der Senegalese Issa Sow, dessen beseelt-ergreifende Gesangseinlagen vom Perkussionisten Pape Samory Seck begleitet wurden.
Es fehlten die staatstragenden Reden, die großen Worte. Sie hätten ohnehin kaum zum Anlass gepasst. Staatdessen las die Sängerin der Marion & Sobo Band, Marion Lenfant-Preus, eine Passage aus "Ils nous reste les mots" (Es bleiben uns die Worte) vor. Das Buch gibt den bemerkenswerten Dialog zwischen Georges Salines, dem Vater einer am Anschlags-Abend getöteten jungen Frau, und Azdyne Amimour, dem Vater eines der Dschihadisten, wieder.
Der zum Preis von fünf Euro kostenpflichtige Livestream der Veranstaltung wurde von Keep4Us organisiert, einem Projekt der Popfarm NRW, die durch Streaming- und Hybrid-Konzerte dem aktuellen Ausfall von Livekonzerten und der damit verbundenen extrem schwierigen Situation der Künstler etwas entgegensetzen will.
Die Gesamtveranstaltung wird am 13. November ab 18.00 MEZ auf dem YouTube-Kanal des Institut Français und auf der Facebook-Seite des Festivals overtheborder gezeigt.