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Sonne speichern für die Nacht

Gero Rueter22. Juni 2013

Solarstrom ist zwar oft die günstigste Energie, aber wer ihn auch nachts nutzen will braucht bisher teure Batterien. Das könnte sich ändern: Die Speichertechnik erlebt einen Boom. Akkus werden immer billiger.

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Eine Batterie der Firma Evolion auf der Intersolar Europe 2013 (Foto: DW/Gero Rueter)
Bild: DW/G. Rueter

Auf der Intersolar Europe vom 19. bis 21. Juni 2013 in München stellten mehr als 70 Aussteller Speichersysteme für Solarstrom vor - drei Mal mehr als im Jahr zuvor. Der Trend zeigt nach oben: Das Marktforschungsinstitut IHS prognostiziert für solare Speichersysteme für 2017 einen globalen Jahresumsatz von 10 Milliarden US-Dollar, umgerechnet 7,5 Milliarden Euro. Der erwartete Boom könnte zu Preissenkungen führen und Solarstrom auch dann billig machen, wenn keine Sonne scheint.

Großer Markt für Stromspeicher

Das lohnt sich für Hausbesitzer und Gewerbebetriebe, die so ihren eigenen, günstigen Sonnenstrom auch in der Nacht nutzen können. Auf der europäischen Solarmesse stellten Hersteller Batterien für verschiedenste Anwendungen vor, von kleinen Akkumulatoren, die ein paar LED-Lampen betreiben können, bis hin zu großen Lösungen zum Beispiel für ein Krankenhaus in einem ländlichen Gebiet ohne Stromnetz.

Lithium-Ionen-Speichersystem für Privathaushalte von SMA auf der Intersolar (Foto: DW/Gero Rueter)
Stromspeicher werden für Privathaushalte zunehmend interessant.Bild: DW/G. Rueter

Matthias Vetter vom Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme beobachtet die Kostenentwicklung der Batterietechnologien sehr genau. Nach seiner Einschätzung ist die Bleibatterie derzeit noch die kostengünstigste Speicher-Variante. Sie hat sich als klassische Autobatterie bewährt und ist weltweit leicht verfügbar - eine Kilowattstunde (kWh) so zu speichern, kostet mindestens 15 Eurocent.

Die meisten anderen Batterietechnologien sind teurer. So auch Lithium-Ionen-Batterien, die allerdings derzeit einen kräftigen Boom erleben, weil sie am häufigsten in Elektrofahrrädern, aber auch in Laptop-Computern oder Mobiltelefonen verbaut werden. Deshalb rechnet Vetter mit einem Preissturz in den kommenden Jahren, "noch vor 2020 halte ich Speicherkosten von 10 Cent pro KWh für realistisch".

Kinderkrankenhaus in Tabarre auf Haiti (Foto: Biohaus-Stiftung.org)
Ein Krankenhaus in Tabarre auf Haiti setzt auf Solarstrom mit Batteriespeicher und ersetzt so den teuren Dieselstrom. Die Stromkosten werden so um 4000 Euro pro Monat gesenkt.Bild: Biohaus-Stiftung.org

Solarspeicher statt Dieselstrom

Mit den sinkenden Speicherkosten würde dann auch eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung mit Sonnenstrom für die Eigentümer von Solaranlagen immer rentabler. In Gebieten ohne Stromnetz rechnen sich Stromspeicher schon heute, da sie im Vergleich zur teuren Stromerzeugung aus Dieselgeneratoren meist günstiger sind.

So baut die Firma Gildemeister Energy Solutions aus Bielefeld autarke Solaranlagen mit Speicher für Mobilfunksender in abgelegenen Gebieten. Die durchschnittlichen Stromerzeugungskosten dieser Systeme liegen nach Aussage des Unternehmens zwischen 10 und 15 Eurocent pro kWh. Der Strom aus Dieselgeneratoren liegt im Normalfall mindestens bei 20 Eurocent. Muss der Treibstoff noch aufwendig in abgelegene Gebiete transportiert werden, können es sogar bis zu einem Euro pro kWh sein.

Solarlicht statt Kerosin

Chaterine Adelmann, Mitarbeiterin des Startups- Fosera mit solarspeicher und LED-Licht (Foto: DW/Gero Rueter)
Solche kleinen Solaranlagen mit Batterie und LED sind ideal für die erste ElektrifizierungBild: DW/G. Rueter

Rund zwei Milliarden Menschen leben ohne elektrisches Licht. Die Firma Fosera aus Süddeutschland ist eines von mehreren Startup-Unternehmen, die diesen Markt erschließen möchten. Fosera verkauft kleine Solarsysteme, ein sehr kleines Solarmodul in Kombination mit einem kleinen Speicher und einer sehr effizienten LED-Beleuchtung. Auch stromsparende Radios und LED-Fernseher hat sie im Angebot.

Da diese Geräte kaum Strom verbrauchen, können das Solarmodul und der Speicher auch sehr klein bemessen sein. Das macht das sogenannte Pico Solar Home System für Menschen in Entwicklungsländern günstig. Zwischen 15 un 75 Euro kosten die kompletten Lichtsysteme und liefert tags und nachts Licht fürs Haus und Strom fürs Handy. Wer so das Geld für Lampenöl spart, hat die Investition schnell wieder drin.