Bauhaus-Feierlichkeiten beginnen in Berlin
16. Januar 2019Die Ausbildungsstätte gehöre zu den weltweit einflussreichsten kulturellen Impulsen Deutschlands, sagte der Bundespräsident am Mittwochabend (16.1.2019) in der Berliner Akademie der Künste bei der Auftaktveranstaltung mit dem Titel "100 Jahre Bauhaus". Mit einem neuntägigen Festival werden die bundesweiten Feiern zum Gründungsjubiläum der legendären Kunstschule eröffnet.
Konzert, Installation, Theater, Tanz, Diskurs, Workshop und Club: Das dicht gefüllte Programm in Berlin zeigt mehr als 25 Produktionen mit mehr als 100 Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt.
Los geht's mit "Bau.Haus.Klang. Eine Harmonielehre", einer Konzertkreation des Jazzpianisten und Komponisten Michael Wollny, sowie gleich zwei Uraufführungen: der Virtual Reality Installation "Das Totale Tanz Theater" und Richard Siegals Theaterstück "Txtorrent".
Das komplette Jubiläumsprogramm umfasst unter dem Motto "Die Welt neu denken" mehr als 700 Ausstellungen, Projekte und weitere Veranstaltungen. Zum Gründungsjubiläum haben sich der Bund, die Kulturstiftung des Bundes, die Länder und die Bauhaus-Einrichtungen in Berlin, Dessau und Weimar zum Bauhaus-Verbund 2019 zusammengeschlossen.
"Großartige Dinge"
Das Bauhaus, so der Bundespräsident, habe "großartige Dinge" in Architektur, Kunst, Tanz, Gestaltung, Typographie sowie Fotografie und Film geschaffen. Es habe eine Formensprache entwickelt, "die sich gegen den Schwulst der oft so überladenen Gründerzeit und des Wilhelminismus richtete und die sich auch den ungeheuren Zerstörungen und dem Chaos nach dem Ende des Ersten Weltkriegs stellte". Gleichzeitig habe es einen inneren Zusammenhang zur demokratischen Republik gegeben: "Das Bauhaus brauchte die Freiheit der Weimarer Republik und schenkte ihr zugleich eine Ausdrucksform."
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"Bedürfnisse und Träume der Menschen von heute"
Das Vermächtnis des Bauhauses sei nicht, "retrospektiv eine vergangene Moderne absolut zu setzen," erklärte Steinmeier. Es gehe vielmehr darum, "eine neue Moderne zu gestalten, mit neuen Erkenntnissen, mit den Erfahrungen, die wir seither gemacht haben, mit den Bedürfnissen und Träumen der Menschen von heute".
100 Jahre Bauhaus sei, resümierte der Bundespräsident, "eine riesige Ressource für Orientierung in der Moderne des 21. Jahrhunderts".
Das Bauhaus wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet und ging einige Jahre später nach Dessau. Unter dem Druck der Nationalsozialisten flüchteten die Bauhauskünstler 1932 nach Berlin. Ein Jahr später wurde das Bauhaus ganz aufgelöst. Viele der Künstler gingen ins Exil. Seit 1996 zählen die Bauhausstätten in Weimar und Dessau zum UNESCO-Welterbe.
Grand Tour der Moderne
Ein Höhepunkt der Feiern ist die "Grand Tour der Moderne", die zu 100 Bauten der Moderne führt. Schirmherrin ist Kulturstaatsministerin Monika Grütter, die das Bauhaus als "prägende Ideenschmiede" würdigte. Dabei sei es den Künstlern und Kreativen nicht nur um eine neue Philosophie der Gestaltung gegangen. "Das Bauhaus folgte dem Anspruch, kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs gesellschaftlich einen Aufbruch zu wagen", so Grütters. Es sei eine politisch wirkmächtige Schule der Moderne, die Künstlergenerationen bis heute inspiriere. "Das Jubiläumsjahr 2019 bietet die große Chance, viele Menschen für die Ideen des Bauhauses zu begeistern und zu zeigen, welche Relevanz die Ideen der 'Bauhäusler' für eine weltoffene und freiheitliche Gesellschaft bis heute hat."
Über Deutschland hinaus weist das internationale Projekt "bauhaus imaginista", das sich mit Ausstellungen in Japan, China, Russland und Brasilien der weltweiten Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte des Bauhauses widmet. Im Berliner Haus der Kulturen der Welt wird eine Gesamtschau dieses Projekts im Frühjahr 2019 zu sehen sein.
db/suc (kna, afp, dpa)