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Baustopp am Hauptstadtflughafen

21. September 2015

Nein, es ist kein schlechter Scherz: Berlins Pannenflughafen BER hat neue Probleme. Die zuständige Bauaufsicht hat die Arbeiten in der Haupthalle gestoppt. Es gibt erhebliche Zweifel an der Statik des Daches.

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"Erhebliche Überschreitungen" der Gewichtsbelastung im Gebäudedach verhindern derzeit die Arbeiten an der Haupthalle (Foto: dpa)
"Erhebliche Überschreitungen" der Belastung im Gebäudedach verhindern derzeit die Arbeiten an der HaupthalleBild: picture-alliance/dpa/B. Settnik

Eher zufällig ist am neuen Hauptstadtflughafen ein folgenschwerer Mangel aufgefallen. Nun zieht die Bauaufsicht die Notbremse: Wegen möglicher Statikprobleme hat die Baubehörde im brandenburgischen Landkreis Dahme-Spree die Arbeiten in der Haupthalle des Terminals gestoppt. Sie dürfen erst wieder aufgenommen werden, wenn ein Prüfingenieur die Standsicherheit nachweise, teilte der Landkreis mit.

Ein Flughafen-Sprecher bestätigte den Stopp. Zu Auswirkungen auf den vorgesehenen Start des Flughafens Ende 2017, äußerte er sich nicht. Abgeordnete aus Berlin und Brandenburg äußerten Zweifel, dass eine Eröffnung 2017 noch zu schaffen ist.

Arbeiten dürften zum Erliegen kommen

Der Kreis teilte mit, nach einem Gespräch mit dem Technikchef habe die untere Bauaufsicht "mündlich einen sofortigen Baustopp für alle Flächen unterhalb des gesamten Terminaldaches am BER ausgesprochen". Ein Statikbüro soll erhebliche Überschreitungen der genehmigten Lasten festgestellt haben.

Flughafenchef Karsten Mühlenfeld (Foto: dpa)
Flughafenchef Karsten MühlenfeldBild: picture-alliance/dpa/Bernd Settnik

Die Flughafengesellschaft erklärte, man werde den Standsicherheitsnachweis erbringen. Wie lange dies dauern kann, blieb offen. Damit drohen wichtige Arbeiten in dem Gebäude vorerst zum Erliegen zu kommen. Die Bauaufsicht ist nach eigenen Angaben bereit, den Baustopp auf Teilbereiche des Terminals zu begrenzen, wenn die Flughafengesellschaft die Sicherheit der von der Lastüberschreitung nicht betroffenen Terminalbereiche nachweist.

Die Flughafengesellschaft hatte schon am Freitag vorsorglich Teile des Terminals gesperrt. Zuvor war bekanntgeworden, dass in 3 von 20 Deckenabschnitten zu schwere Rauchgasventilatoren eingebaut worden waren. Dies sei offensichtlich vor dem dann geplatzten Eröffnungstermin Mitte 2012 geschehen. Das Problem war aufgefallen, als der Einbau weiterer Entrauchungsschornsteine vorbereitet wurde.

Schwere Bau- und Planungsmängel

Wegen schwerer Bau- und Planungsmängel bei der Brandschutzanlage konnte der Flughafen im Juni 2012 nicht in Betrieb gehen. In den Wochen zuvor hatten die Verantwortlichen versucht, die letzte Bauphase zu beschleunigen. Wie inzwischen bekannt ist, ging dabei einiges durcheinander, etwa bei der Kabelverlegung.

Blick aus einem Hubschrauber den unvollendeten Flughafen (Foto: dpa)
Blick aus einem Hubschrauber auf den unvollendeten FlughafenBild: picture-alliance/dpa

Am Freitag tagt der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft und wird sich dem Vernehmen nach auch mit dem neuen Problem beschäftigen. Die Eröffnung des Flughafens ist bereits vier Mal verschoben worden. Flughafenchef Karsten Mühlenfeld räumte kürzlich ein, dass der Bau auch im März 2016 nicht fertig wird. Grund dafür sind Verzögerungen durch die Insolvenz des Gebäudeausrüsters Imtech Deutschland GmbH.

Auch er neue Eröffnungstermin bis Ende 2017 sei nicht mehr zu halten, sagte die Berliner Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop. Der Baustopp seitens der Behörde zeige, dass da "mehr im Argen liegt".

Der CDU-Abgeordnete Stefan Evers attestierte der Geschäftsführung um Mühlenfeld ein ernstes Kommunikationsproblem. "Es kann nicht angehen, dass die Mitglieder des Aufsichtsrats erst die Zeitung lesen müssen, um von derart gravierenden neuen Problemen am BER zu erfahren."

Der Regierende Bürgermeister Berlins und Flughafen-Aufsichtsratschef Michael Müller hatte erst im vergangenen Dezember auf eine Anfrage des Abgeordneten Martin Delius von der Piratenpartei geantwortet, dass im Terminal keine zu hohen Deckenlasten festgestellt wurden. "Gut, dass wenigstens das Bauordnungsamt im Landkreis Dahme-Spreewald seine Arbeit macht", bemerkte Delius nun, der den Berliner Flughafen-Untersuchungsausschuss leitet.

stu/uh (afp, dpa, rtr)