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Migrantenbild in den Medien

14. Mai 2011

Als Täter, Opfer oder Star: So werden Migranten in deutschen Medien oftmals dargestellt. Dass es anders geht, sieht man in der Lokalzeitung. Und im Privatfernsehen, das Migranten auch als Publikum längst entdeckt hat.

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Ein Mann mit vielen Fans - Deutschen wie Türken: Mesut Özil, der im Deutschland-Trikot einen Einwurf mit dem Ball macht (Foto: picture-alliance/Sven Simon)
Ein Mann mit vielen Fans - Deutschen wie Türken: Mesut ÖzilBild: picture-alliance/Sven Simon
Özil-Fan mit Lieblings-Shirt, einem Özil-Nationaltrikot (Foto: picture alliance/chromorange)
Özil-Fan mit Lieblings-ShirtBild: picture alliance/chromorange

Mesut Özil ist deutscher Fußball-Nationalspieler mit türkischen Wurzeln und auch unter Jugendlichen nicht-deutscher Herkunft ein Star. "Für mich war von Anfang an klar, dass ich für Deutschland spielen will. Aber ich kann mich ja nicht selber einladen. Deswegen freue ich mich jetzt, dass ich nominiert bin. Und bin auf jeden Fall sehr glücklich darüber." Seit er 2009 in das deutsche Team berufen wurde, tragen auch Menschen mit türkischem Pass Özil-Fußball-Trikots - in den deutschen Farben. Mesut Özil ist ein Beispiel dafür, dass Migranten in den Medien positiv dargestellt werden. Und zudem als Vorbild dienen. Das ist oftmals nicht so.

Prototypus des bedrohlichen Fremden

Margreth Lünenborg ist Journalistik-Professorin an der Freien Universität Berlin und forscht über die Darstellung von Migranten in den Medien. Sie kennt Befunde, die in der Berichterstattung hauptsächlich "über den bedrohlichen Ausländer oder seit 9/11 eher den bedrohlichen Terroristen als quasi den Prototypus des Fremden berichten." Und der sei überwiegend männlich.

Wenn in deutschen Tageszeitungen von weiblichen Migranten berichtet wird, kommen sie am häufigsten als Opfer vor, hat Lünenborg festgestellt. Als Opfer patriarchaler Unterdrückung ihrer Kultur. Oder einer dominanten deutschen Gesellschaft, in der die Migrantin keinen Platz habe.

Täter, Opfer oder Star

Mesut Özil (l.) und der TV-Star Nazan Eckes bei der Bambi-Verleihung 2010 - beide haben türkische Wurzeln (Foto: dpa)
Mesut Özil (l.) und der TV-Star Nazan Eckes bei der Bambi-Verleihung 2010 - beide haben türkische WurzelnBild: picture alliance/dpa

Dem gegenüber stehen Berichte von Prominenten mit ausländischen Wurzeln. Entweder aus dem Showbusiness oder dem Sport - wie bei Mesut Özil. Mit dem Alltag der meisten Migrantinnen und Migranten habe beides wenig zutun, weiß Lünenborg.

Etwas anders sieht es in der Lokalberichterstattung von Tageszeitungen oder Boulevardblättern aus. Beispielsweise in Berlin oder dem Ruhrgebiet, wo viele Migranten leben. Hier tauchen in Berichten Migrantinnen als "Nachbarin" auf, wie Lünenborg sie nennt. Ihre Herkunft trete in den Hintergrund, stattdessen werde berichtet, dass sie im Sportverein erfolgreich oder im Stadtteil aktiv sind.

Lokale Berichterstattung aus dem echten Leben

Warum ist das so? Professor Georg Ruhrmann, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Jena meint: "Weil ich im Lokalen den Mitmenschen so sehe, wie er wirklich ist. Ich hab mit ihm Begegnungen. Das ist etwas, das so in der überregionalen Berichterstattung natürlich nicht gelingen kann." Das sei ein wertvoller Ansatzpunkt.

Insgesamt werden Migranten in den Medien, die früher noch Ausländer genannt wurden, heute nicht mehr nur passiv dargestellt wie in den 1970er Jahren, weiß Ruhrmann: Damals wurden Ausländer in der Regel bewertet, prognostiziert, behandelt, zum Handeln aufgefordert.

Langsamer Gleichberechtigungsprozess

Ausländer, die etwas forderten, zu sagen hatten oder Deutsche bewerteten, kamen fast nicht vor. Das habe sich in den vergangenen 40 Jahren geändert, sagt Ruhrmann. Allerdings sehr schleppend. "Dieser Prozess zur Kommunikation auf Augenhöhe ist ein langsamer, beschwerlicher Weg. Das ist bei anderen Gleichberechtigungsprozessen ähnlich."

Nicht nur Lokal- und Boulevardzeitungen haben Menschen mit Migrationshintergrund entdeckt und berichten über sie in ihrem Alltag. Auch im Fernsehen passiert dies, vor allem jenseits der Nachrichten, weiß Lünenborg, die auch über das Bild von Migranten im Fernsehen forscht: "Ob es Formate des Reality-TV sind, von Soaps oder von Comedy-Formaten. Dort ist migrantisches Leben sehr viel selbstverständlicher."

Migrantinnen und Migranten würden darin neben anderen einfach auftauchen - und damit als normal und zugehörig dargestellt. Das Fernsehen, hier vor allem Unterhaltungssender, scheinen Migranten als Zuschauer und Zielgruppe schon erkannt zu haben.

Autorin: Klaudia Prevezanos
Redaktion: Arne Lichtenberg