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Bei Siemens ist die Welt wieder in Ordnung

17. November 2022

Es war kein leichtes Jahr für Siemens. Dennoch steht am Ende ein Milliardengewinn, und im neuen Geschäftsjahr soll die Kasse noch lauter klingeln. Zudem baut der Konzern eine geplante Ausgliederung deutlich aus.

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Siemens Logo
Siemens Logo steht auf einer Stele auf dem Siemens Campus ErlangenBild: Daniel Karmann/dpa/picture alliance

Der Technologiekonzern Siemens hat das von Ukrainekrieg und hohen Abschreibungen auf das ehemalige Energiegeschäft geprägte Geschäftsjahr mit einem Milliardengewinn abgeschlossen. Nach einem starken vierten Quartal steht unter dem Strich ein Plus von 4,4 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in München mitteilte. Im seit Oktober laufenden neuen Geschäftsjahr will Siemens wieder deutlich mehr verdienen.

Eigentlich liefen die Geschäfte gut: Das zentrale industrielle Geschäft war bei Siemens sogar auf Rekordniveau gelaufen. Dass der Konzerngewinn unter dem Strich um 34 Prozent sank, lag vor allem an einer bereits im Sommer angefallenen Milliardenabschreibung auf die verbliebenen Anteile am an die Börse gebrachten ehemaligen Energiegeschäft Siemens Energy. Sie hatte dem Konzern sogar das erste Verlustquartal seit mehr als einem Jahrzehnt beschert. Aber auch der Rückzug aus Russland hatte das Geschäft belastet.

Freude bei den Aktionären

Der Umsatz legte dennoch nominal um knapp 16 Prozent auf 72 Milliarden Euro zu. Auch die Aktionäre bekommen vom Gewinnrückgang nichts zu spüren: Die Dividende soll um 25 Cent auf 4,25 Euro pro Aktie steigen.

Die aktuellen Kursgewinne des Index-Schwergewichtes Siemens haben den Dax, der am Morgen knapp ein Prozent im Plus lag, zum Handelsstart gestützt. Siemens war mit einem Plus von sieben Prozent der mit Abstand größte Gewinner im Vormittagsgeschäft.

Thema 175 Jahre Siemens | Werk in Amberg
Die Geschäfte des 175 Jahre alten Konzern laufen, die Auftragslage ist gut, die Beschäftigten haben gut zu tunBild: Armin Weigel/dpa/picture alliance

Die Welt scheint wieder in Ordnung

Siemens-Chef Roland Busch sprach von einem "extrem herausfordernden Jahr" und einer "hervorragenden Leistung". Siemens habe Marktanteile gewonnen und die hohe Nachfrage nach den Hard- und Softwareangeboten des Konzerns halte an, betonte er. Im vierten Geschäftsquartal war die Welt bei Siemens mit einem satten Gewinn von 2,9 Milliarden Euro auch bereits wieder in Ordnung. Dazu hatte allerdings auch ein deutlicher Gewinn aus dem Verkauf des Post- und Paketgeschäfts beigetragen.

Käufer gesucht

Beim Verkauf seiner Beteiligung an der ehemaligen Tochter Siemens Energy drängt der Konzern auf einen guten Preis. Der Technologiekonzern bleibe dabei, dass er das Paket von 35 Prozent nach und nach abstoßen wolle, egal ob über die Börse oder an einen Investor, sagte Vorstandschef Roland Busch: "Wir wollen die Aktien primär zu einem guten Wert verkaufen."

Finanzvorstand Ralf Thomas machte klar, dass Siemens Energy dafür bessere Ergebnisse zeigen müsse: "Die einen wünschen sich einen anderen Ankeraktionär, die anderen eine bessere Performance." Siemens-Energy-Vorstandschef Christian Bruch hatte am Mittwoch gesagt, er wünsche sich einen anderen Ankeraktionär. Es gebe Interessenten für das Aktienpaket von Siemens.

Die nächsten möglichen Verkäufe werden bereits vorbereitet. Siemens arbeitet seit einiger Zeit daran, sein Geschäft mit großen Antrieben (LDA) auszugliedern. Hier soll es jetzt ein noch größerer Wurf werden: Siemens will nun auch Niederspannungs- und Getriebemotoren aus dem Bereich Motion Control, die Fertigungstechnik-Tochter Sykatec und das Spezialgeschäft Weiss Spindeltechnologie mit einbringen.

Deutschland | Siemens Energy in Mülheim an der Ruht
Der Konzern wartet noch auf ein gutes Angebot für die ehemalige Tochter Siemens EnergyBild: Karl F. Schöfmann/imageBROKER/picture alliance

Siemens spürt keinen Zeitdruck

Insgesamt soll so im Laufe des Geschäftsjahres eine neue Einheit mit rund drei Milliarden Euro Umsatz und 14 000 Beschäftigten entstehen. Das ist etwa doppelt so groß wie der Bereich LDA, wie Busch bestätigte. "Die neue Firma wird äußerst wettbewerbsfähig sein", sagte er.

Angesichts der Vergrößerung erwartet Finanzvorstand Ralph P. Thomas den Abschluss allerdings wahrscheinlich nicht mehr im laufenden Geschäftsjahr. Das sei aber auch nicht nötig, betonte er. Man stehe nicht unter Zeitdruck.

Unterstützung trotz Skepsis

Der bei der IG Metall für Siemens zuständige Hagen Reimer merkt zwar an: "Wir sind nach wie vor äußerst skeptisch gegenüber der Ausgliederung an sich." Wenn sie aber nicht zu verhindern sei, "dann halten wir sie in der jetzt erweiterten Form für die günstigste Perspektive. So ist das künftige Unternehmen am stabilsten und breitesten aufgestellt."

Für das laufende Jahr erwartet Siemens einen deutlichen Anstieg beim Gewinn. Bereinigt um gewisse Kaufpreiseffekte soll er auf 8,70 bis 9,20 Euro je Aktie steigen. Das wäre ein Anstieg um 59 bis 68 Prozent. Grob gerechnet wären das für den Konzern insgesamt um die 7,2 Milliarden Euro.

dk/hb (dpa, rtr)