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Politik

Belgiens Justiz: Angriff war terroristischer Akt

30. Mai 2018

Tag eins nach der Bluttat in Lüttich: Die Polizei gibt erste Hinweise zu dem Hintergrund der Tat preis. Der Täter war als Gefährder der Polizei bekannt und soll einen weiteren Mord verübt haben.

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Belgien Schießerei in Lüttich
Bild: Reuters/F. Lenoir

Einen Tag nach dem tödlichen Angriff auf zwei Polizistinnen und einen Passanten im belgischen Lüttich gehen die Ermittler von einem Verbrechen mit "terroristischem Hintergrund" aus. "Die Fakten werden als terroristischer Mord und versuchter terroristischer Mord eingeordnet", teilte die Bundesanwaltschaft Belgiens mit. Der Angreifer habe laut mehreren Zeugenaussagen mehrfach "Allahu Akbar" ("Gott ist groß") geschrien.

Als Gefährder eingestuft - IS reklamiert die Tat für sich 

Der Verdächtige sei ein 31-jähriger Belgier, der als Krimineller mehrfach unter anderem wegen Diebstahls, Drogen und Widerstands gegen die Staatsgewalt verurteilt worden war und als Freigänger für zwei Tage die Haftanstalt verlassen hatte. Die Ermittler verwiesen auf Verbindungen zum Islamismus und auf das Vorgehen des Täters, das Propagandavideos der Terrororganisation "Islamischer Staat" entspreche. Der Täter sei ein "Soldat des Islamischen Staats" gewesen, teilte das IS-Propaganda-Sprachrohr Amaq später mit. 

"Für den Moment hatten wir genügend Gründe, ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts terroristischer Taten zu eröffnen", sagte Staatsanwalt Eric van der Sypt. Er fügte aber hinzu: "Wir ziehen noch keine Schlüsse." Die Leichen aller Opfer sollen obduziert werden, die des Täters soll darüber hinaus toxikologisch untersucht werden, wie van der Sypt sagte.

Belgien Schießerei in Lüttich (Foto: Reuters/V. Jay)
Schock in der Lütticher Innenstadt: War der Angreifer ein Einzeltäter? Bild: Reuters/V. Jay

Der Staatsanwaltschaft zufolge taucht der Name des Angreifers von Lüttich in Berichten zur Überwachung von islamistischen Gefährdern auf. Diese "Kontakte mit radikalisierten Personen" hätte es in 2016 und Anfang 2017 gegeben, seitdem jedoch nicht mehr. Die Ermittlungen "konzentrieren sich derzeit auf die Frage, ob (der Angreifer) allein gehandelt hat", sagte eine Sprecherin der Bundesstaatsanwaltschaft. Auch vor dem Terrorakt habe der Täter wohl auch Kontakt zu radikalisierten Personen gehabt, erklärte die zuständige Staatsanwaltschaft in Brüssel.

Der Angreifer Benjamin H. hatte am Dienstagvormittag in Lüttich zwei Polizistinnen und einen Zivilisten getötet und eine Frau als Geisel genommen, bevor er bei einem Schusswechsel von Sicherheitskräften erschossen wurde. Die zeitweise als Geisel genommene Frau hat alles unverletzt überstanden.

Verdacht eines weiteren Mordes

Laut Staatsanwaltschaft wird der Angreifer außerdem eines weiteren Mordes in der südbelgischen Provinz Luxemburg am Montag verdächtigt. Dort laufen eigene Ermittlungen. H. verbüßte eine Gefängnisstrafe im südbelgischen Marche-en-Famenne und hatte die Haftanstalt am Montagmorgen mit Genehmigung verlassen. Am Dienstagabend hätte er wieder im Gefängnis sein sollen.

Schock in Lüttich

Belgien war in der Vergangenheit mehrfach Ziel von Terroranschlägen. So töteten islamistische Extremisten in Brüssel am 22. März 2016 in der Metro sowie am Flughafen 32 Menschen. Die letzte als "terroristisch" eingestufte Attacke ereignete sich im August 2017, als ein 30-jähriger Mann Soldaten im Zentrum von Brüssel mit einem Messer angriff.

sam/uh (afp, dpa)