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Ben Alis Beute steht zum Verkauf

Sarah Mersch10. Januar 2013

Zwei Jahre ist es her, dass Ben Ali Tunesien fluchtartig verlassen hat. Die Luxusgüter, die er in mehr als zwanzig Jahren Herrschaft angehäuft hatte, musste er zurücklassen. Jetzt werden sie in Tunis verkauft.

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Hunderte Paare ungetragener Designerschuhe von Leila Trabelsi (Foto DW/S. Mersch)
Bild: DW/S.Mersch

Blankpolierte Luxuskarossen strahlen mit teuren Juwelen in einer Ausstellungshalle in Tunis um die Wette. Hier werden die Besitztümer der ehemaligen Herrscherfamilie verkauft. In den Palästen der Familie Ben Ali hat die tunesische Übergangsregierung die Luxusgüter nach der Flucht des Präsidenten gefunden und umgehend konfisziert. Mehrere zehntausend Objekte sind es, und was nicht ins Museum kommt, steht zum Verkauf oder kommt unter den Hammer: teure Uhren, goldene Statuen, wertvolle Perserteppiche und Designerkleidung.

Ben Ali und seine Frau Leila (Foto: AP)
Ex-Präsident Ben Ali und seine Frau haben im Luxus gelebtBild: AP

Der Erlös geht in die Staatskasse, aber der Verkauf sei nicht das Hauptziel der Ausstellung, erklärt deren Leiterin Afef Douss. "Wir wollen den Menschen vor allem zeigen, was wir alles in den Palästen gefunden haben. Wir waren sehr überrascht von der unglaublichen Menge", erzählt sie. In gewisser Weise habe die ehemalige Herrscherfamilie für Tunesien ein kleines Vermögen angespart. Dies solle jetzt Entwicklungsprojekten zu Gute kommen.

Schauen ja, kaufen lieber nicht

30 Dinar, umgerechnet rund 15 Euro, kostet der Eintritt zur Ausstellung - ein stolzer Preis für tunesische Verhältnisse. Doch es kommen viele Bürger, um zu sehen, wohin das Geld der Bevölkerung in den 23 Jahren Herrschaft Zine El Abidine Ben Alis geflossen ist. Mehrere hundert Besucher staunen und diskutieren täglich vor den Vitrinen.

Die Juwelen der ehemaligen First Lady Leila Trabelsi (Foto DW/S. Mersch)
Juwelen der ehemaligen First Lady sollen das Staatsbudget aufstockenBild: DW/S.Mersch

Designerschuhe und Handtaschen gibt es schon ab rund 150 Euro. Für einen Teppich werden auch mal 10.000 Euro hingeblättert. Aber die wenigsten Neugierigen kaufen auch tatsächlich etwas. "Ich wollte mir das nur mal anschauen, aber ich werde nichts kaufen", erklärt eine Besucherin. Sie trage ungern die Kleider anderer Leute, "und schon gar nicht die der ehemaligen First Lady".

Sogar an Geldautomaten und eine Wechselstube für ausländische Besucher haben die Organisatoren gedacht. An der Kasse tummelt sich die tunesische Oberschicht und freut sich über ihre Schnäppchen. Aber offen darüber reden, dass sie hier einkaufen, wollen die wenigsten. Ein afrikanischer Geschäftsmann nutzt seinen Aufenthalt in Tunis, um Handtaschen und Schuhe zu erwerben. Er ist schon zum zweiten Mal in der Ausstellung, die seit Weihnachten geöffnet ist. "Ich gratuliere den tunesischen Behörden für die gute Organisation." Die Preise, die rund ein Viertel niedriger sind als auf dem normalen Markt, hätten ihn beeindruckt.

Ein Tropfen auf den heißen Stein

Nach dem freien Verkauf der Waren kommen Mitte Januar die Autos unter den Hammer. Neben einem Porsche Cabriolet, einem Aston Martin und einem Lamborghini steht auch der Maybach von Ben Ali selbst - alle Wagen sind Sonderanfertigungen für die Familie des ehemaligen Präsidenten. An ihnen besteht reges Interesse: Jean Todt, Chef des Internationalen Motorsportverbandes, wolle den Maybach kaufen, erzählt ein Mitarbeiter der Ausstellung hinter vorgehaltener Hand.

Der Maybach des gestürzten Präsidenten (Foto DW/S. Mersch)
Der Maybach Ben Alis interessiert Autoliebhaber weltweitBild: DW/S.Mersch

Insgesamt hofft die Regierung auf einen Erlös von rund zehn Millionen Euro aus dem Verkauf, die direkt in den Haushalt für 2013 fließen sollen. Angesichts der wirtschaftlichen Talfahrt des Landes ist das aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wirtschaftlich ertragreicher sind die anstehenden Verkäufe mehrerer hundert Firmen, wie Telekommunikationsunternehmen, die in der Hand der Familie Ben Ali lagen und die vom Staat als Treuhänder verwaltet werden. Darüber hinaus lagern nach wie vor Milliardenbeträge der Familie auf Konten in 25 Staaten im Ausland. Doch die wird Tunesien wohl so schnell nicht wiedersehen.