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Antisemitismus in EU nur lückenhaft erfasst

3. November 2022

Die EU-Grundrechte-Agentur mahnt mehr verlässliche Angaben zu antisemitischen Vorfällen an. Länder wie Ungarn und Portugal registrieren solche Fälle nicht einmal offiziell, wie aus einem Bericht hervorgeht.

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Hand mit blauen Handschuhen hält eine Plastiktüte für Beweissicherung
Am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur Anfang Oktober warfen Unbekannte ein Fenster der Synagoge in Hannover ein Bild: Julian Stratenschulte/dpa/picture alliance

Antisemitische Vorfälle werden nach Angaben der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) nach wie vor nur lückenhaft dokumentiert. Nur 14 der 27 EU-Länder verfügten über nationale Strategien gegen Antisemitismus, heißt es in einem Bericht der Grundrechte-Agentur mit Sitz in Wien weiter. In Ungarn und Portugal werden demnach Übergriffe gegen Juden als solche nicht einmal offiziell erfasst.

Aus Deutschland wurden nach Angaben der Experten im vergangenen Jahr 3027 politisch motivierte Vergehen mit antisemitischem Hintergrund gemeldet, darunter 1194 online begangene. Im Vorjahr lag die entsprechende Zahl bei 2351.

Corona und Ukraine-Krieg befeuern antisemitische Tendenzen

Grundsätzlich falle auf, dass die Corona-Pandemie und auch der Ukraine-Krieg, der von Russland mit dem Kampf gegen angebliche Nazis begründet werde, antisemitische Tendenzen unter anderem durch Verschwörungstheorien befördert hätten, so die Fachleute weiter. Gerade die Verbreitung von Hass-Postings im Internet spiele eine wichtige Rolle.

Michael O'Flaherty
FRA-Direktor Michael O'Flaherty (Archivbild vom Mai) Bild: Hans Punz/APA/picturedesk/picture alliance

Die Agentur rief die EU-Mitgliedsstaaten dazu auf, ihre Methodologie bei der Datenerhebung zu Angriffen auf Juden, Hassreden und Desinformation zu verbessern. Ohne korrekte Daten sei die wirksame Bekämpfung antisemitischer Vorfälle in Europa schwierig, machte FRA-Direktor Michael O'Flaherty in Wien deutlich. "Es ist höchste Zeit, dass die EU-Länder ihre Bemühungen verstärken, die (...) Erfassung zu verbessern, damit Hass und Vorurteile gegenüber Juden besser bekämpft werden können", betonte er.

se/fab (dpa, kna)